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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Dröhnen einer Stammestrommel. »Wie konntet ihr zulassen, dass er so etwas aus euch macht? Spürt ihr nicht das Blut eurer Mütter in euch? Könnt ihr euch nicht ausmalen, wie ihnen das Herz bräche?«
    Erstaunt sah ich, wie mehrere Rabenspötter den Kopf abwandten, als könnten sie es nicht ertragen, meiner Grandma in die Augen zu sehen. In den Augen mancher anderer verblasste das rote Glühen, und ich erkannte in den Tiefen ihres menschlichen Wesens Verwirrung und Reue.
    »Schweig,
Ani Yunwiya!
«, grollte Kalonas Stimme wie ein Donnerschlag.
    Natürlich erkannte Grandma den alten Namen für das Volk der Cherokee. Langsam wandte sie ihre Aufmerksamkeit der geflügelten Gestalt zu. »Ich sehe dich, Uralter. Wirst du niemals aus deinen Fehlern lernen? Müssen sich wieder Frauen zusammentun, um dich zu besiegen?«
    »Nein, diesmal nicht, Ghigua. Diesmal werde ich euch nicht so leicht ins Netz gehen.«
    »Vielleicht werden wir diesmal einfach abwarten, bis du dich selbst in deinem Netz verfängst. Mein Volk ist sehr geduldig, und es ist dir schon einmal so ergangen.«
    »Doch diese A-ya ist anders«, sagte Kalona. »Ihre Seele ruft mich in ihren Träumen. Nicht mehr lange, dann wird auch ihr wachender Körper nach mir verlangen, und ich werde sie besitzen.«
    »Nein«, sagte ich fest. »Schon dass du glaubst, mich besitzen zu können wie eine Ware, ist dein erster Fehler. Okay, meine Seele fühlt sich zu dir hingezogen.« Endlich gab ich es laut zu, und dieses Eingeständnis gab mir eine überraschende Kraft. »Aber wie du schon sagtest – ich bin eine andere A-ya. Ich habe einen freien Willen, und mein Wille ist, mich
nicht
der Finsternis zu ergeben. Also pass auf: Du verschwindest jetzt. Nimm Neferet und die Rabenspötter mit und verzieh dich weit weg an einen Ort, wo du friedlich leben und niemandem was tun kannst.«
    »Oder?« Er wirkte amüsiert.
    »Oder ich werde dich, wie mein menschlicher Gefährte es so schön ausgedrückt hat, zum Teufel jagen«, sagte ich hart.
    Sein amüsierter Gesichtsausdruck vertiefte sich zu einem charmanten Lächeln. »A-ya, ich habe derzeit nicht vor, hier zu verschwinden. Ich stelle fest, dass mir Tulsa sehr gut gefällt.«
    »Na gut. Denk daran, du hast dir alles selber zuzuschreiben.« Dann wandte ich mich an die Frauen zu meinen Seiten. »In dem Gedicht heißt es:
Nicht um zu bezwingen, Zu überwinden vielmehr.
Ich bin Nacht. Ich hab euch zu Schwester Mary Angela geführt – sie ist Geist.« Ich hielt ihr meine linke Hand hin, und Schwester Mary Angela ergriff sie fest. »Stevie Rae, du bist Blut. Aphrodite, du bist Menschlichkeit.«
    Stevie Rae trat zu Schwester Mary Angela, nahm die andere Hand der Nonne und sah dann Aphrodite an, die nickte und ihre dargebotene Hand nahm.
    »Was tun sie da?« Neferets Stimme klang näher als zuvor. Ich sah auf. Sie kam mit schnellen Schritten auf uns zu.
    Auch Kalona näherte sich unserem Kreis. »A-ya! Was soll dieser Unsinn?« Auch er klang nicht mehr amüsiert.
    Ich hielt Grandma meine Rechte hin. »Und Erde vollendet.«
    »Lasst die Ghigua den Kreis nicht vollenden!«, rief Kalona. »Stark! Töte sie!«, befahl Neferet.
    »Nicht A-ya!«, brüllte Kalona. »Töte die alte Ghigua.«
    Ich hielt den Atem an. Mein Blick ruhte auf Stark. Neferet sagte: »Töte Zoey. Und diesmal machst du keinen Fehler. Ziel auf ihr Herz!« Mit ihren Worten sickerte Dunkelheit aus den Schatten um sie herum. Während ich hinsah, kroch sie auf Stark zu, schlang sich um seine Fußknöchel und begann an seinem Körper emporzusteigen. Ganz deutlich konnte ich sehen, welcher Kampf in seinem Innern vorging. Mein Magen verkrampfte sich. Er war noch immer anfällig für Neferets dunkle Macht. Würde sein Treuegelöbnis mir gegenüber ausreichen, damit er diesen Einfluss abschütteln konnte? Ich hatte ihm vertrauen wollen. Ich hatte mich entschieden, ihm zu vertrauen. War das ein dummer Fehler gewesen?
    »Nein!«, donnerte Kalona. »Töte sie nicht!«
    »Ich werde dich mit niemandem teilen!«, schrie Neferet. Ihr Haar blähte sich um sie, und vor meinen Augen schien sie massiger zu werden. Meine Vermutung, dass sie nicht mehr war, was sie einst gewesen war – in Körper wie Seele –, stimmte vollkommen. Sie wirbelte zu Stark herum. »Bei der Macht, durch die ich dich erweckt habe, befehle ich dir, dein Ziel zu treffen. Töte Zoey durch einen Schuss ins Herz!«
    Ich blickte Stark an und versuchte ihm mit aller Kraft einzugeben, er solle das Gute wählen – er
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