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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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abgesehen von der um sie wabernden Finsternis unvergleichlich schön und milde und sehr hohepriesterinnenhaft aussah. »Ihr habt zugelassen, dass Zoeys fehlgeleitete Gier nach Macht euch in eine höchst prekäre Lage gebracht hat, aber es ist noch nicht zu spät. Alles, was ihr tun müsst, ist, euch von ihr loszusagen, den Kreis zu beenden und in den Schoß unserer Gemeinschaft zurückzukehren.«
    »Wäre nicht ’ne Nonne anwesend, dann würde ich Ihnen jetzt sagen, wo Sie sich Ihren stinkenden Schoß hinstecken können«, sagte Aphrodite.
    »Nicht Zoey ist diejenige, die sich von Nyx abgewandt hat«, sagte Erin.
    »Wir wissen doch alle, dass Sie das sind. Zoey hat’s nur als Erste gepeilt«, sagte Shaunee.
    »Seht ihr, wie ihre zerstörerischen Worte eure Urteilsfähigkeit getrübt haben?« Neferet klang traurig und sehr einfühlsam.
    »Und wodurch wurde meine Urteilsfähigkeit getrübt?«, ergriff Schwester Mary Angela das Wort. »Ich kenne dieses Mädchen kaum. Ihre Worte wären nicht in der Lage gewesen, etwas in mir zu trüben – oder mir die Finsternis einzureden, die, wie ich deutlich spüre, von Ihnen ausgeht.«
    Neferets gelassene Fassade barst auseinander. »Menschenfrau, rede keinen Unsinn«, herrschte sie die Nonne an. »Natürlich spürst du Finsternis von mir ausgehen. Meine Göttin ist die Personifikation der Nacht!«
    Schwester Mary Angelas Gelassenheit hingegen war nicht nur Fassade. Nichts änderte sich darin. »Nein«, sagte sie schlicht. »Ich bin mit Nyx vertraut, und obgleich sie die Nacht personifiziert, verkehrt sie nicht mit der Finsternis. Seien Sie ehrlich, Priesterin, und geben Sie zu, dass Sie mit Ihrer Göttin gebrochen und sie gegen diese Kreatur eingetauscht haben.« Ihre Hand deutete in einer schwungvollen Geste auf Kalona, so dass die dunklen Falten ihres Habits sich anmutig bauschten. »Nephilium, ich erkenne dich. Und im Namen Unserer Lieben Frau richte ich Worte an dich, die du schon kennst: Du solltest diesen Ort verlassen und in das Reich zurückkehren, dem du entstiegen bist. Bereue, und es mag sein, dass dir doch noch gewährt werden mag, in die Ewigkeit im Paradies einzugehen.«
    »Sprich nicht mit ihm, Frau!«, keifte Neferet, der jegliche Gelassenheit abhandengekommen war. »Er ist ein Gott, der zur Erde herabgestiegen ist. Wirf dich ihm zu Füßen und huldige ihm!«
    Kalona lachte – ein schreckliches Lachen, das zur Folge hatte, dass die Rabenspötter zischend in den Bäumen herumflatterten. »Bekriegt euch nicht um meinetwillen, meine Damen! Ich bin ein Gott! Von mir ist genug da, auf dass alle etwas abbekommen können.« Seine Worte waren an Neferet und Schwester Mary Angela gerichtet, aber seine Bernsteinaugen ruhten auf mir.
    Ich ignorierte alles um uns herum. »Du wirst mich niemals haben. Ich habe mich ein für alle Mal für meine Göttin entschieden, und du bist das Gegenteil von allem, wofür sie steht.«
    »Du erdreistest dich –«, brauste Neferet auf, aber Kalona hob eine Hand und schnitt ihr das Wort ab.
    »Du verkennst mich, A-ya. Blicke tief in dich hinein, dorthin, wo das Mädchen ist, das geschaffen wurde, um mich zu lieben.«
    Hinter mir entstand Unruhe in der Menge, und ich spürte einen leichten inneren Stups, der mir sagte, dass die Kreislinie überschritten worden war, was nur möglich war, wenn es jemandem von der Göttin selbst gewährt wurde. Ich hätte mich gern umgedreht, um zu sehen, wer da zu uns gestoßen war, aber ich konnte die Augen nicht von Kalonas hypnotischem Blick abwenden.
    Dann legte sich ihre Hand in meine, und die Liebe überwand Kalonas Zauber. Mit einem Freudenschrei sah ich zur Seite. Dort saß Grandma in einem Rollstuhl, den Heath zu mir geschoben hatte. Sie sah aus, als wäre sie im Krieg gewesen. Ihr Arm war eingegipst und ihr Kopf dick verbunden. Ihr Gesicht war noch geschwollen und voller blauer Flecken, aber ihr Lächeln war vertraut und wie immer, genau wie der Klang ihrer Stimme.
    »Ich habe gehört, du brauchst mich,
u-we-tsi a-ge-hu-tsa

    Ich drückte ihr die Hand. »Ich brauch dich immer, Grandma!«
    Dann sah ich Heath an, der mich anlächelte. »Jag ihn zum Teufel, Zo«, sagte er, bevor er sich zu Darius und Erik an den Kreisrand zurückzog.
    Grandma war inzwischen irgendwie aufgestanden. Langsam machte sie zwei Schritte nach vorn, auf die Baumgruppe und den Schwarm Rabenspötter zu.
    »Oh, ihr Söhne der Mütter meiner Mütter!«, rief sie. Ihre Stimme hallte so kraftvoll durch die Nacht wie das sonore
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