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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Straße ist eine Zelle«, sagte sie und fügte hinzu: »Das ist auch die, von der ich angerufen habe.«
    »Mir ist das Geld nicht so wichtig«, beteuerte Oames.
    »Aber uns«, unterbrach ihn der Zweite Detektiv etwas vorlaut. »Das brauchen wir als Beweis.« Er räusperte sich. »Tut mir leid. Aber sonst könnten sich Ihre Kinder viel zu leicht herausreden.«
    »Unsere Theorie ist, dass Ihre Entführung ausgenutzt werden sollte, um diese Summe vom Firmenkapital abzuzweigen«, kam Justus dem Freund zu Hilfe. »Das können wir nur beweisen, wenn wir diese blaue Geldtasche finden. Wir sind sicher, dass sie sich im Besitz der beiden Herrschaften befindet oder in Kürze befinden wird, die uns überfallen haben. Sie sind die Helfershelfer. Die werden zur Übergabe erscheinen, die Entführer mimen – und dann haben sie zweieinhalb Millionen Dollar Lösegeld.«
    Oames sah plötzlich müde aus. Aber dann straffte er seine Schultern. »Du brauchst am Telefon nur ›Mary Lou‹ zu sagen«, teilte er Deborah in geschäftsmäßigem Ton mit. »Das war unser erstes kleines Boot.« Wieder wechselte er unvermittelt das Thema. »Ich schlage vor, dass wir uns trennen. Debby telefoniert, und ich komme mit ihr auf einem Schleichweg zur Aussichtsplattform.«
    »Und wir kümmern uns um den Flughafen. Dann kommen wir ebenfalls zum Turm«, ergänzte Justus und sah auf die Uhr. Noch immer konnte er die roten Striemen seiner Fesseln erkennen. »Es ist halb elf. Um zwölf treffen wir uns.«
    »High Noon«, meinte Deborah. »Wäre auch ein schöner Titel für ein Spiel.« Sie zuckte die Schultern und drängte dann zum Aufbruch.

Doppeltes Spiel
    Der Angelhaken war rasch ausgeworfen. Deborah köderte Silvie mit dem Stichwort »Mary Lou«. Peter alarmierte mit verstellter Stimme die Polizei. Das dritte Telefonat mit Sammy Brown hatte weitreichende Konsequenzen. Sie wollte die Jungs an der Abzweigung in South Lake Tahoe erwarten.
    »Ci sta ascoltando qualcuno«, gab sie Bob ein italienisches Rätsel auf, das dank Justus’ Lateinkenntnissen rasch entschlüsselt war: Sammy wurde offenbar belauscht. Dennoch berichtete sie, dass die CA-OED 55 noch immer im Hangar stand und auch nicht zum Abflug angemeldet war.
    Seit sie das Ferienhaus verlassen hatten, waren die drei ??? besonders auf der Hut. Auch wenn es nicht wahrscheinlich schien, dass einer der Männer als Beobachtungsposten zurückgeblieben war, wollten sie eine zweite Überrumpelung an einem Vormittag auf jeden Fall vermeiden.
    »Ein toller Typ, dieser Oames«, unterbrach Bob das Schweigen, während sie auf South Lake Tahoe zufuhren.
    »Tut einem aber auch leid«, nahm Justus den Faden auf. »Geld allein macht eben doch nicht glücklich«, zitierte er einen Lieblingsspruch von Onkel Titus.
    »Stell dir mal vor, dass er gleich live miterleben muss, was seine Kinder für ein Spiel treiben«, meinte Peter nachdenklich. Justus’ Erzählung von der ›Suche nach der verlorenen Zeit‹ ging ihm durch den Kopf.
    Sammy war schon von Weitem zu sehen. Sie stand neben einem auf Hochglanz polierten Motorrad. »Einer von euch muss mitkommen«, entschied sie ohne lange Einleitung. »Seit gestern morgen gibt es einen neuen Techniker auf dem Flughafen, der so viel von Technik versteht wie ich vom Querflötespielen.« Sie unterstrich ihre Mitteilung mit luftigen Fingerbewegungen. »Und die Maschine, nach der du gefragt hast …«, Sammy deutete durch das heruntergekurbelte Wagenfenster auf Bob, »… war schon zweimal zum Start angemeldet, ist aber nicht geflogen.«
    »Kommt das öfter vor?«, fragte Justus.
    »Schon.« Das Mädchen nickte. »Aber die Frau hat ziemlich wichtig getan.«
    »Wer von euch beiden kommt mit mir?«, fragte Justus. Dabei wusste er, dass die Entscheidung schon gefallen war. Peter würde sich so lange zieren, bis ihm die Rolle zufiel, Sammy zu begleiten. Bob hatte denselben Gedanken und von vornherein kapituliert.
    Erfreut sprang Peter aus dem Auto. »Aber bis zwölf Uhr da oben, das werde ich vielleicht nicht schaffen«, meinte er. »Dann müsst ihr erst mal ohne mich auskommen.« Justus versicherte, sie würden es schon schaffen, und Peter schwang sich hinter Sammy auf das Motorrad. Winkend fuhren sie los. Bob rutschte auf den Fahrersitz und startete den Wagen. Oames hatte ihnen eine Stelle an der Küstenstraße beschrieben, an der sie den Wagen parken konnten, um von dort aus, ohne in der Villa aufzufallen, zum Aussichtsturm zu gelangen. Bob fand den Platz sofort. Justus holte
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