Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
nicht gut! »Und du? Wie geht’s dir?«
    Er zuckte die Schultern. Starrte zu Boden.
    »Hey, ich hab mich noch gar nicht richtig bedankt. Dafür, na ja, dass du mich aufgespürt und die Jungs zusammengetrommelt hast, um mir zu helfen und so.«
    »Dafür nicht. Ist denn jetzt alles geklärt? Die Stadt wieder zugemauert und so?«
    »Jupp. Neue Türen, das ganze Programm. Sie hatten wohl schon welche parat, schätze ich. Der Älteste Griffin meinte Sie zögerte einen Augenblick und wartete auf den Schmerz in den Handgelenken, doch er blieb aus. Man hatte den Bindenden Eid gelöst, unmittelbar nachdem sie die Ewige Stadt verlassen hatten. Sie hatte lieber nicht allzu lange darüber nachgedacht, ob man es vielleicht auch deshalb so eilig damit gehabt hatte, weil den Kirchenoberen erst jetzt nach dem Kampf dämmerte, über welche Macht Chess damit verfügte. Egal - unterm Strich kam das Gleiche dabei raus. Keine Male mehr, kein Bindender Eid. »Der Älteste Griffin meinte, dass sie eh noch ein paar Ersatzteile auf Lager hatten, also war das Einzige, was wirklich repariert werden musste, die Wand.«
    »Und sind welche von den Geistern abgehauen?«
    »Einige wenige, glauben wir. Schwer zu sagen, weil so viele absorbiert worden sind. Aber wir gehen ziemlich fest davon aus, dass es nur ein paar nach draußen geschafft haben. Die kriegen wir schon. Die Kirche muss vielleicht ein paar Entschädigungen zahlen, aber das ist nichts im Vergleich dazu, was passiert wäre, wenn wir jetzt keine Psychopomps mehr einsetzen könnten oder wenn es Baldarel gelungen wäre, alle Geister zu absorbieren und die Macht zu übernehmen. Am Ende ... ist alles vergleichsweise gut ausgegangen.«
    Er nickte. »Na, astrein.«
    »Ja.« Sie biss sich auf die Lippe. Stand er nur deswegen hier in ihrer Küche, bei ihr in der Wohnung? Nur, um zu hören, wie die Lage sich entwickelt hatte?
    Es war sein gutes Recht, sich danach zu erkundigen und auch eine Antwort zu bekommen. Trotzdem tat es ziemlich weh.
    »Hey, willst du vielleicht ’n Bier oder so?«
    »Ja, war klasse.«
    Sie stürzte davon, zog zwei Bier aus dem Kühlschrank und stellte sie auf die rissige Arbeitsplatte. Ein löchriges Geschirrhandtuch baumelte vom Griff des verwaisten Ofens, dessen einzige Funktion darin bestand, ihre Hände vor den scharfen Kanten von Kronkorken zu schützen. Zu dem griff sie jetzt, schnickte den einen Verschluss ab, nahm sich das zweite Bier vor ...
    »Dachte, du wärst tot.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Naja, sie konnten ja genauso gut über irgendwas reden, oder? Selbst wenn er sich ein etwas merkwürdiges Thema ausgesucht hatte. »Ja, eigentlich hatte ich selbst zwischendurch ziemlich Schiss, ich meine ...«
    »Nee. Jetzt haste mich falsch verstanden.« Er räusperte sich, was aber nicht viel zu helfen schien, denn als er sprach, klang seine Stimme immer noch irgendwie rau. Gepresst. Immer noch das gleiche vertraute Sandpapier-Grummeln, aber ... angestrengt. Ihr ging plötzlich auf, dass sie ihn noch nie, nicht ein einziges Mal, seit sie ihn kannte, ängstlich oder nervös erlebt hatte - bis jetzt. Ihr Herz machte einen kleinen Satz, als sie die andere Bierflasche öffnete und sich zu ihm herumdrehte.
    »Ich dachte, du wärst tot, als Lex da plötzlich bei mir vor der Tür stand, weißte? Und als wir dann versucht haben, dich anzurufen, und du bist nicht rangegangen ... stundenlang sind wir da durch die Gegend gekurvt, echt. Die ganze Zeit über hab ich da gedacht, du bist tot. Und wie wir dich dann endlich gefunden haben und auf den Bordstein gefahren kommen, da bist du ganz weiß, so verflucht weiß, Chess, ganz blutig und bewegst dich kein Stück. Da hab ich’s wieder gedacht.«
    Er machte eine Pause. Eine Sekunde zuckte sein Blick zu ihr herüber, bevor er sich wieder abwandte, so schnell, dass sie fast glaubte, sie hätte es sich eingebildet.
    »Ich hab ... Scheiße. Hat mir gar nicht geschmeckt. Dass du vielleicht nicht mehr da bist.«
    »Ich wusste, dass du mich finden würdest«, sagte sie leise. Sie wollte ihn nicht aus dem Tritt bringen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie ihm ein bisschen Sicherheit geben musste. Einfach irgendwas sagen. Sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn man jemanden anguckte und glaubte, dass er tot war. Sie würde nie vergessen, wie er da auf dem löchrigen Gehweg gelegen hatte, die Augen geschlossen und die Brust reglos und still. Und dass auch sie das Gefühl gehabt hatte, man habe ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher