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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt
Autoren: Stacia Kane
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das Herz aus dem Leib gerissen.
    »Aber ganz sicher war ich mir nicht, und das ... Ach Mist! Ich bin echt nicht besonders gut in so was, hm? Kriegs einfach nicht richtig raus. Wollte nur sagen, dass es mich fast umgebracht hat, der Gedanke, dass du vielleicht tot bist. Hab sogar gedacht, es ist nur halb so schlimm, dich zusammen ... zusammen mit Lex zu sehen, als wenn du ...«
    »Ich bin nicht mit Lex ...«
    Er schüttelte den Kopf. »Hab ich ja gar nicht gesagt. Hab dich mit ihm zusammen beobachtet, und da hab ich gewusst, dass du die Wahrheit gesagt hast. Hab nur gedacht, sogar das wär mir lieber, klar? Wenn du mit ihm zusammen bist, als dass du tot wärst. Und du ...«
    Er holte tief Luft, langsam und vernehmlich, während Chess’ ganzer Körper prickelte.
    »Was du da zu mir gesagt hast, du weißt schon. Meinste das auch so? Ganz ehrlich?«
    Mist!
    Es war ja eine Sache, die Heldin zu spielen, wenn die ganze
    Welt um sie herum zusammenbrach und sie glaubte, jeden Augenblick sterben zu müssen. Aber es war etwas ganz anderes, mutig zu sein, wenn er sich hier gegen ihre Tür lehnte und ihre Hände leicht zitterten und sie wusste - 1 misste - dass jetzt alles anders werden würde. Nicht nur zwischen ihnen, sondern ihr gesamtes Leben. Dass sie Sicherheit und Privatsphäre aufgab, wenn sie jetzt die Wahrheit sagte, und dass sie verletzt werden konnte. Dass sie verletzt werden lüiirde , bei ihrem Glück.
    Die Furcht führte sie in Versuchung: Sag einfach Nein, beende dieses Gespräch, schick ihn weg. Aber sie konnte nicht. Das würde ihn kaputt machen, und den Gedanken, ihm so etwas noch einmal anzutun, ertrug sie nicht. Es wäre eine Lüge, und davon hatte sie langsam mal genug erzählt - vor allem ihm.
    Sie nahm einen Zug und schluckte schwer. »Ja. Ich mein’s emst. Wirklich, Terrible.«
    Er regte sich nicht. Ebenso wenig wie sie. Sollte sie jetzt zu ihm hinübergehen? Was sollte sie jetzt machen? Panik stieg in ihrer Brust auf, und sie kämpfte sie nieder.
    »Ich will ehr echt glauben«, sagte er endlich. »Hab dich ... hab dich krass vermisst, wirklich. Aber ich weiß nicht genau, ob ichs kann.«
    Scheiße! Sie hätte gerne gesagf, dass sie überrascht war, aber leider war das nicht der Fall. Sie konnte ihm nicht mal einen Vorwurf machen. Sie würde sich an seiner Stelle auch nicht über den Weg trauen; verdammt, es fiel ihr schon schwer, sich selbst zu trauen.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, den klebrigen Linoleumboden ihrer winzigen Küche zu überqueren. Ihre steifen Finger umklammerten noch immer das Bier. Sie sah sich selbst dabei zu, wie sie einen Schritt vor ihm stehen blieb.
    »Ich hab dir noch nie richtig erzählt, was damals passiert ist.« Sie wollte zu ihm aufsehen, brachte es aber nicht über sich.
    weil sie spürte, dass ihr Gesicht glühte. »In der Nacht, als du erschossen wurdest, meine ich, in der Nacht bei diesem Haus. Ich hatte keine Ahnung, was los war. Ich lag am Boden und sah dich. Du hast dich kein bisschen mehr gerührt, und da kam ein Psychopomp auf dich zugeflogen ...«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab ihn umgebracht. Oliver Fletcher wollte mich davon abhalten, aber da hab ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und hätte ihn fast auch noch abgeknallt ... weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass du sterben könntest, und es war mir egal, ob sie mich dafür hinrichten ...«
    Er legte ihr die Hand auf den Hinterkopf und zog sie mit einer einzigen, kräftigen Bewegung zu sich heran. Sie hatte kaum Gelegenheit, es zu bemerken, bevor seine Lippen die ihren berührten.
    Es lag keine Wut in diesem Kuss, keine Spur von der Verwirrung, die sie zuvor von ihm empfangen hatte. Es fühlte sich an wie der erste Kuss im Tickster’s, wie der zweite auf dem Dach. Es gab nur noch sie beide, und nichts stand mehr zwischen ihnen. Keine Hindernisse mehr.
    Beide Flaschen fielen ihr aus der Hand; sie registrierte beiläufig, dass sie zerplatzten, hörte, wie der Schaum über den Boden quoll und spürte, wie er kalt über ihre nackten Füße leckte. Aber im Moment war ihr das so egal wie nur was. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und drückte sich an ihn. Er war fest und warm und ganz echt. Er ballte die Hand in ihrem Haar zur Faust und zog ihr den Kopf in den Nacken, sodass er mit den Fingerspitzen über ihr Brustbein streichen konnte. Kleine Schauer rannen ihr über den Rücken.
    Er hob den Kopf und sali sie an. Schenkte ihr einen Blick in seine Augen und auf das, was dahinterlag.
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