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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt
Autoren: Stacia Kane
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sich aufsaugte, sodass er immer noch größer und heller wurde.
    Wie sollte man dieses Ding besiegen? Wie zur Hölle zerstörte man einen Zerstörer, etwas, das keine Schwachstelle zu haben schien, das weder lebendig noch tot war und für das Geister anscheinend nur bessere Vitamintabletten waren?
    Lauren stand auf und rannte weg. Chess ließ sie ziehen. Sie war froh, sie los zu sein. Sie musste dringend einen Ältesten finden, irgendjemanden, der ihr zuhören würde.
    Sie lief, so schnell sie konnte - was bei der Magiekonzentration in der Luft nicht allzu schnell war -, zurück an die Stelle, wo der Beschwörangskreis gewesen war. Auf dem Weg wäre sie beinahe über die Leiche von Bruce Wickman gestolpert. Er lag mit starren, weit aufgerissenen Augen am Boden. Blut durchtränkte die Brust seiner Robe. Bruce war Verbindungsmann - gewesen. Wie viele ihrer Kollegen hatten wohl noch ihr Leben gelassen?
    Sie sali sich nach Terrible um und entdeckte ihn dabei, wie er sich gerade mit einem Messer in jeder Hand eine Schneise durch Baldarels Kinder schnetzelte. Lex sah sie nirgendwo. Furcht ergriff sie.
    Die Psychopomps kamen näher und verströmten brüllende Hitze. Sie wagte nicht zurückzusehen. Sie erhaschte einen Blick auf den Ältesten Ramos, der mit blutdurchtränktem Ärmel an einer Wand lehnte und immer noch stumm das Vakterum vor sich hin leierte. Doch sie spürte den Zauber nicht mehr. Sie spürte überhaupt keine Kirchenmagie mehr in der Luft. Sie packte den Messergriff fester.
    Ihre Räucherschale glomm immer noch vor sich hin, obwohl die Flamme fast erloschen war. Rasch entfachte sie sie wieder. Teufelsdreck, Blutwurz, Ingwer und Melidia, die stärksten Zauberpflanzen, die der Kirche zur Verfügung standen. Gemahlene Knochen von Krähen und Kröten. Sie hatte sich fast alles geschnappt, was sie im Magazin hatte finden können, und das setzte sie jetzt auch ohne Zögern ein, warf es mit vollen Händen auf die Räucherschale, während sie verzweifelt versuchte, auch die eigene Kraft anzuzapfen und sie in die Schale fließen zu lassen.
    Baldarel mochte mit seinem Körper in Verbindung stehen, im Moment war er allerdings nicht darin; das machte ihn ja gerade zu einem Wiedergänger und nicht bloß einem gewöhnlichen Menschen, der einen Geist in sich beherbergte.
    Wo aber war dann wohl sein Körper im Moment?
    Dass er in der Lage war, notfalls wieder dorthin zurückzukehren, bot ihm vielleicht wenigstens einen gewissen Schutz, aber zugleich minderte es auch seine Macht. In diesem Moment befand er sich außerhalb seines Körpers, gemeinsam mit dem Ding, mit dem er sich verbündet hatte, was auch immer das sein mochte, mit dem Ding jedenfalls, das ihm im Zusammenspiel mit der seelenräuberischen Magie, die er praktizierte, seine Kräfte verlieh.
    Sie duckte sich, um einer Faust auszuweichen, während sie sich verzweifelt bemühte, trotz der um sie herumsausenden Geister, der Schreie, dem Geräusch von Fleisch, das auf Fleisch prallte, und dem Blutdunst, der die Luft so sehr sättigte, dass sie ihn beinahe schmecken konnte, einen klaren Kopf zu bewahren. Sie musste doch einfach irgendetwas tun können, musste doch ... Psychopomps.
    Schon wieder. Er hatte sie unter Kontrolle und schaffte es irgendwie, sie auf Geister zu hetzen und die nachhaltige Konditionierung so auszuhebeln, dass sie die toten Seelen verletzten, statt ihnen zu helfen, oder sie gleich aus Tieren zu erschaffen, die instinktmäßig auf die Jagd gepolt waren. Die meisten Tiere wurden nicht als Psychopomps eingesetzt, weil sie bei Ritualen nicht immer taten, was von ihnen erwartet wurde, weil sie nicht fügsam oder nicht zutraulich genug waren, zu spät oder zu früh auftauchten oder die Kennzeichnung nicht richtig erkannten, die in die Haut des Geistes geritzt war, und dann den Falschen mitnahmen. Aber rein theoretisch ließ sich jedes Tier zum Psychopomp ausbilden. Alle Lebewesen waren grundsätzlich dazu imstande.
    Ein kräftiger Körper prallte gegen sie und riss sie zu Boden. Es war einer von Lex’ Männern, der gerade mit einem kaninchenartigen Mann rang, der anstelle der Nase ein Loch und überhaupt kein Kinn hatte. Seine Arme endeten in vielfingrigen Händen, mit denen er blitzende Messer umklammerte, die er windmühlenartig um sich herumwirbelte, wobei er mal die leere Luft, mal aber auch die Robe des Gangmitglieds traf. Chess unterbrach ihren Gedankenstrom lange genug, um sich aus dem Weg zu schwingen und die eigene Klinge in den Rücken des
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