Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
Gegners zu treiben. Sie bemerkte flüchtig, dass Lex’ Kämpfer ihr dankbar zunickte und hockte sich dann wieder neben die Räucherschale.
    Alles konnte zum Psychopomp werden. Und Psychopomps waren stärker als Geister, ausnahmslos.
    Um Baldarel zu schlagen, musste sie ihn von seinem Geisterverbündeten trennen.
    Und, zum Teufel, sie hatte ja auch nicht gerade viele andere Möglichkeiten.
    »Ich rufe die Boten aus dem Land der Toten!« Sie vernahm die eigene Stimme kaum. Scheiße, sie hatte kaum noch Kraft - außer Adrenalin blieb ihr nicht mehr viel, und das war ja schön und gut, wenn man wach bleiben musste, aber wenn es um Magie ging, nützte es einem herzlich wenig.
    Aber überall um sie herum lag die Magie zum Schneiden dick in der Luft. Baldarels Magie ... Ob sie ...
    Wieder blieb ihr keine andere Wahl. Sie schloss die Augen, öffnete sich der Energie und begann, sie zu sich heranzuziehen, sie einzusaugen, bis sie husten und würgen musste. Sie schmeckte nach Tod und Verwesung und jagte ihr grauenhafte Schauer über den Rücken, als sie sich wie Säure in ihre Seele brannte.
    Aber nichtsdestotrotz war es magische Kraft, und als sie es noch einmal versuchte, klang ihr die eigene Stimme laut und klar in den Ohren. »Ich rufe die Boten aus dem Land der Toten! Bei meiner Macht und der Macht der Kirche, bei der Macht von Luft und Erde, befehle ich euch, diesen Mann Baldarel an den Ort seiner stummen Verbannung zurückzubringen!«
    Ein paar der Tiere in der Umgebung wandten sich ihr zu und sahen sie an. Bildete sie sich das nur ein, oder war das rote Licht in ihren Augen wirklich schwächer?
    »Boten, ich rufe euch! Bei meinem Blut und meiner Macht, auf meinen Befehl hin sollt ihr diesen Mann ergreifen!«
    Sie hob den Arm und schnitt sich über der Räucherschale quer über die Handfläche. Nach allem, was geschehen war, splli Ir .h den Schmerz kaum noch. Ihr Blut zischte auf den breimendeu Kräutern. Dicke purpurne Rauchwolken stiegen auf. 11 11 Bl ul war durch einen Bindenden Eid an die Kirche gefessell, und dieses Blut verband sich nun mit der Macht der Kirche.
    So eine Oberscheiße! Daran hatte sie ja noch gar nicht ge dacht. Ihr war nie klar gewesen, dass sie mit dem Bindenden Eid die ganze Kraft der Kirche in sich trug, die Macht der Ersten Ältesten, der Tradition, die Macht jeder einzelnen Person im Raum und die eines magischen Systems, das so komplex und schön war, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Ihr Blut war das Blut der Kirche. Ihr Fleisch war das Fleisch der Kirche. Ihre Macht und ihre Seele waren Macht und Seele der Kirche.
    Wieder hob sie die Hand und ballte sie zur Faust. Sie wollte nicht sterben. Sie wollte nicht sterben.
    Die Klinge ihres Messers, kalt an der Narbe des Bindenden Eids. Brennender, jäh aufflackernder Schmerz in ihren Eingeweiden, als sie in die Male schnitt, tiefer und tiefer, bis ein satter Blutschwall aus der Wunde ins Feuer spritzte.
    »Bei der Kirche und bei meiner Macht rufe ich die Boten! Ich befehle den Boten! Gehorcht mir jetzt und bringt diesen Mann zurück an den Ort seiner ewigen Ruhe!«
    Macht durchschoss sie wie ein Blitzschlag in einem gewaltigen, gleißenden Aufleuchten, das ihr Atem, Sicht und Stimme raubte. Sie wand sich darin und rang um Fassung, während die Welt um sie herum ins Taumeln geriet und die Macht in ihr ausbrach wie ein Geysir. Sie war nicht mehr Chess. Sie war die Kirche, jedes Mitglied, jeder Angestellte, von den Anfängen als Magiezirkel im Untergrund bis zum Moment ihrer uneingeschränkten Herrschaft. Und sie würde an dieser Herrschaft teilhaben, bis ihr Herz zu schlagen aufhörte.
    Das winzige Fünkchen Bewusstsein, das in ihrem Hirn noch übrig war, wusste, dass dieser Moment unmittelbar bevorstehen konnte. So viel Blut, so viel Rauch, das Feuer so hell, dass es wehtat.
    Die Male des Bindenden Eids brannten eiskalt. Durch den Tränenschleier sah sie, wie sich auf ihren Handgelenken etwas bewegte. Es war nicht nur das verzweigte Muster, sondern noch etwas anderes, das zusammen mit ihrem Blut aus der Wunde quoll. Geisterhafte Schemen. Die Ersten Ältesten. Sie hatten einen Teil von sich in sie fließen lassen. Sie hatte geglaubt, die Psychopomps in Laurens Wohnung hätten ihnen die Kraft geraubt und ihr überbracht, aber da hatte sie sich getäuscht. Es waren nur Teile von ihnen gewesen, die sowieso in ihrem Blut lebten und immer aufs Neue heranwuchsen und stärker wurden. Sie schwollen immer weiter an, bis sie in voller Größe vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher