Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Kopfhörer für seinen MP 3-Player ausgeliehen.
    Sara schaute ihren Großvater an und verdrehte die Augen.
    »Das weiß ich doch! Er ist doch jeden Sommer hier.«
    Karl mochte Sara. Sie redete und lachte viel. Und außerdem konnte sie unglaublich gut schwimmen und tauchen.
    Einmal war Svante, einer von den kleineren Jungs, mit seiner Luftmatratze abgetrieben. Die Dünung hatte ihn erfasst und gefährlich
     schnell aufs Meer hinausgetragen. Svante war damals erst sieben und konnte nicht besonders gut schwimmen. Alle, die auf den
     Felsen standen, sahen, dass er es niemals alleine zurück ans Ufer schaffen würde. Karl erinnerte sich noch immer sehr gut
     an das Frösteln, das ihn damals gepackt hatte. An das Gefühl, etwas tun zu müssen, während sein Körper wie gelähmt war und
     er wie angewurzelt stehen blieb.
    Nur Sara war mit dem Rettungsring vom Anleger, der ein Stück entfernt lag, losgerannt. Ohne ein Wort war sie ins Wasser gesprungen
     und hinausgekrault. Sie hatte es geschafft, Svante den Rettungsring umzulegen und ihn zu denBadefelsen zurückzuverfrachten. Svante hatte gehustet und vor Kälte gezittert, als sie ihn auf die Klippen hochzogen, doch
     er war in Sicherheit!
    Sara hatte damals so getan, als wäre das Ganze nicht der Rede wert, aber Karl hatte ihr Verhalten sehr imponiert.
     
    Schrott-Jansson hatte sich in einer Ecke des Bootshauses wieder einer Maschine zugewandt. Karl vermutete, dass es ein benzinbetriebenes
     Notstromaggregat war. Sein Großvater hatte etwas Ähnliches zu Hause im Keller stehen. »Wenn der Strom mal ausfällt, sind wir
     froh, dass wir einen haben«, erklärte er jedes Mal, wenn Mama der Meinung war, er solle das Ding endlich wegwerfen.
    »Was treibt dich zu dieser Jahreszeit hierher, Karl?«, erkundigte sich Schrott-Jansson. »Du kommst doch sonst nicht im Herbst?«
    »Mama muss arbeiten, deshalb wohne ich eine Weile bei Großvater.«
    Er beschloss, lieber nichts über ihren Auftrag auf der Forschungsstation zu sagen. Das schien etwas zu sein, das man besser
     für sich behielt. Besonders gegenüber den Einwohnern von Krabbsjögrund.
    »Ha!«, rief Schrott-Jansson.
    Zufrieden tätschelte er das Notstromaggregat, das anfing zu rattern und schnell auf Touren kam. Im ganzen Raum gingen die
     Lampen an und Sara machte sich daran, die Kerzen auszublasen.
    »Wahrscheinlich müssen wir die ganze Nacht hierbleiben«, sagte sie, aber es sah nicht so aus, als wäre sie deswegen übermäßig
     traurig.
    Schrott-Jansson holte Brot, Butter, Käse und einen Teller mit Zimtschnecken, dann reichte er Karl eine Teetasse.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Karl.
    Sara setzte sich an den Tisch und fing an, sich ein Käsebrot zu streichen, während Schrott-Jansson aus einer großen Kanne
     Tee verteilte.
    »Wir warten. Mehr können wir nicht tun.«
    Karl nippte an seiner Tasse und verbrannte sich sofort die Zunge. Er nahm einen Löffel und rührte sich Honig in den Tee.
    Sara hatte ein paar Kerzen brennen lassen und es war warm und gemütlich im Bootshaus. Karl entspannte sich.
    »Kannst du uns nicht eine Spukgeschichte erzählen, Opa?«, fragte Sara.
    Bittend sah sie Schrott-Jansson an. Dann strahlte sie breit zu Karl hinüber.
    »Er ist ein fabelhafter Geschichtenerzähler.«
    Schrott-Jansson lächelte und sah fast so aus, als geniere er sich ein wenig. Dann wurde er ernst. Er blickte von Sara zu Karl,
     musterte die beiden gründlich und schwieg eine Weile, dann nickte er und begann zu erzählen   …

Alle frei
    »Über die stillgelegte Werft draußen auf Tvekudden werden viele Spukgeschichten erzählt, und wer einmal in den dunklen Stunden
     dort unten vorbeigelaufen ist, weiß sofort warum.
    Die Umrisse der alten, rostigen Kräne schwanken im Mondschein, sie knirschen und kreischen, wenn Metall auf Metall reibt.
     Verrottete Wagen und Karren ducken sich wie jagende Raubtiere und draußen im Wasser wird die Oberfläche da und dort von den
     Spanten der Wracks durchbrochen. Sie ragen in die Luft wie die Rippen eines Tieres, das vor langer Zeit gestorben ist. Und
     einst ertönte dort auch die Stimme. Die Stimme des Mädchens, das man vergessen hatte.
     
    Just an dem Abend, von dem ich euch erzählen will, hatten sich ein paar Kinder und Jugendliche aus der Gegend am Zaun der
     Werft getroffen. Sie waren eine Bande, sie hielten immer zusammen und spielten miteinander. Aber an diesemTag hatten sie auch einen Jungen bei sich, der gerade erst zugezogen war. Er hatte gehört, was über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher