Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
funkelte ihn böse an.
    »Was hast du mit dem Schiff gemacht?«
    Karl merkte, wie er blass wurde.
    »Nichts. Ehrlich.«
    »Wenn irgendetwas hier drinnen kaputt gegangen ist oder fehlt«, sagte Doktor Ekwall drohend und sah sich um, »dann   …«
    »Ich habe nichts kaputt gemacht«, rief Karl, der langsam wirklich Angst bekam.
    Wo war eigentlich Großvater?
    »Das will ich hoffen«, sagte Doktor Ekwall.
    Misstrauisch musterte er das Schiff, das inzwischen aufgehört hatte zu schaukeln. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und
     zuckte zusammen, als er das Deck sah.
    »Unglückseliger Junge«, murmelte er, »was hast du angestellt   …?!«
    »Ich muss los   …«, sagte Karl schnell und rannte aus der Kirche.
    »Glaub ja nicht, dass du so leicht davonkommst!«, rief Doktor Ekwall ihm nach. »Ich weiß, wer du bist. Und ich wusste, dass
     du kommen würdest, früher oder später   … Es ist immer einer von außerhalb, der sich einmischt. Einer,der nicht hierhergehört. Einer, der nichts versteht.«
    Karl lief weiter auf den Friedhof. Dann blieb er stehen.
    Was meinte Doktor Ekwall damit? Was wusste dieser Mann eigentlich über ihn?
     
    Das rote Dämmerlicht war verschwunden. Draußen gab es nur noch blaugrauen Dunst, sonst nichts. Nicht einmal mehr das Haus
     des Postmeisters Simon Eda, das nur ein paar Meter entfernt stand, war noch zu sehen. Ein dünner Schleier, wie Zigarettenrauch,
     schien plötzlich über der ganzen Stadt zu liegen. Karl sah sich in dieser unwirklichen Welt um. Durch den Nebel kam jemand
     auf ihn zu.
    »Wo warst du?«, fragte Großvater so harsch, dass Karl zusammenzuckte. Er klang bedeutend schroffer als sonst.
    »Doktor Ekwall   …«, setzte Karl an, aber Großvater unterbrach ihn.
    »Wir haben keine Zeit, Karl«, sagte er leise. »Der Graue ist schon da, blitzschnell ist er aufgekommen. Es sieht nicht gut
     aus. Wir müssen uns beeilen.«
    Er nahm Karl an die Hand und zusammen hasteten sie den Kirchberg hinunter.
     
    Eine unheilvolle Stille lag über der Stadt, auch die Dunkelheit wirkte diesmal irgendwie anders. Sie war
wirklich da
.
    Nichts konnte die Dämmerung durchdringen, nur der schleierdünne Nebel streckte seine Finger aus, kroch in jeden Winkel und
     jede Nische der Dunkelheit und sammelte sich in immer größeren und größeren Fetzen.
    Schweigend folgten sie dem altbekannten Weg und nur vage erkannte Karl die beleuchteten Fenster und Zäune am Straßenrand.
     Kleine Lichtpunkte markierten die regelmäßigen Reihen der Straßenlaternen. Dass es auch Häuser gab, konnte er nur erahnen.
    Karl musste fast rennen, um mit seinem Großvater Schritt zu halten. Niemand sonst war auf der Straße. Irgendwo wurde eine
     Tür zugeschlagen und eilig abgeschlossen. Außer ihren Schritten, die auf dem Kopfsteinpflaster hallten, war nichts zu hören.
     Es wäre sicher spannend gewesen, durch Nebel und Dunkelheit zu laufen, wenn Großvater nicht so unruhig gewirkt hätte.
    »Werden die Leuchttürme denn jetzt tuten?«, murmelte Karl. »Jetzt, wo sich der Graue über die Stadt legt?«
    »Nein. Die Leuchttürme geben keinen Laut mehr von sich«, erklärte Großvater. »Ich selbsthabe vor zwanzig Jahren alle Nebelhörner abgebaut.«
    Ach ja, natürlich. Das hatte Mama ja schon erzählt.
    Großvaters Handy klingelte und er blieb stehen.
    »Hallo? Louise?«
    Karl erschrak. Das war Mama, die vom Schiff aus anrief.
    »Ist alles okay?«, fragte Karl besorgt.
    Großvater nickte und machte ihm ein Zeichen, dass alles in Ordnung war.
    »Wie bitte   …? Aber jetzt seid ihr auf dem Weg nach   …?«
    Noch ehe er Antwort bekam, knisterte es so stark aus dem Lautsprecher, dass sogar Karl es hören konnte.
    »Hallo? Louise? Hallo?«
    Aber Mama antwortete nicht. Die Verbindung war abgebrochen.
    »Sie wollte uns nur durchgeben, dass bei ihnen alles in Ordnung ist. Sie haben wohl eine ganze Menge seltsamer Messwerte erhalten,
     aber mehr als das konnte sie mir nicht mehr sagen.«
    Großvater versuchte, sie zurückzurufen.
    »Ich habe überhaupt keinen Empfang mehr«, knurrte er grimmig. »Verfluchter Nebel   …«
     
    Und genau in diesem Moment wurde plötzlich alles schwarz. Großvater blieb stehen und sie schauten sich um. Die Straßenlaternen
     und auch die Lichter der Fenster waren mit einem Schlag ausgegangen. Man konnte kaum mehr die eigene Hand vor Augen erkennen.
    »Der Strom«, sagte Großvater wie zu sich selbst. »Der Strom ist ausgefallen. Auch das noch   …«
    Er machte auf dem Absatz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher