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Geisterbucht

Geisterbucht

Titel: Geisterbucht
Autoren: Astrid Vollenbruch
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rief der Sekretär über die Schulter zurück, aber das war wohl nur noch reine Verzweiflung.
    Sie schlängelten sich hinter ihm durch die Wildnis, wichen riesigen Kakteen aus, bewunderten gigantische rosa und weiße Orchideen, die sich gegenseitig erstickten, und stießen mit Mr Mason zusammen, als er plötzlich stehen blieb.
    »Dieses Flugzeug « , sagte er.
    Dieses Flugzeug war ein früher einmal in Tarnfarben gestrichener, jetzt fast völlig verrosteter und von Efeu und Hibiskus überwucherter, etwa zwölf Meter langer Klumpen aus Metall. Das gewölbte Glasdach des Cockpits war stellenweise zerbrochen, die scharfen Glasscherben waren braun von Dreck und Pflanzenpollen. Ranken wickelten sich um die kurzen, nach oben abgewinkelten Flügel und die Propellerblätter. Es sah eher wie eine vergessene Skulptur aus als wie etwas, das früher einmal geflogen war. Aber es war zweifellos eine kleine Militärmaschine, deren braune Tarnfarbe in großen Flecken vom Rost weggefressen war.
    »Wow«, sagte Peter ehrfürchtig.
    »Das, was einst geflogen« , sagte Justus. »Ja, Sie könnten recht haben, Mr Mason. Dürfen wir es uns mal näher ansehen?«
    »Natürlich.«
    »Hebt mich mal hoch.«
    Peter und Bob verkniffen sich jeden Kommentar über sein aktuelles Kampfgewicht, verschränkten die Hände zur Räuberleiter und hievten ihn nach oben, sodass er auf den linken Flügelansatz klettern konnte.
    Das teils zerbrochene Glasdach ließ sich recht leicht hochklappen, wobei ein paar Scherben ins Innere des Cockpits fielen. Justus stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte hinein.
    Das Flugzeug war nur für einen Piloten gebaut und hatte einen halb zerfressenen Ledersitz, der vorne, rechts und links in den Bordwänden von unzähligen verdreckten Schaltern und Instrumentenanzeigen umgeben war. Der Steuerknüppel war weg. Justus warf einen Blick in den Fußraum und sah eine Schicht aus fauligem Dreck und Scherben. Versuchsweise rüttelte er am Sitz, aber der saß bombenfest. Der Hebel an der Seite ließ sich nicht bewegen.
    »Fall nicht rein«, sagte Bob von unten. »Und? Ist da zufällig ein Schatz?«
    »Ja, gleich hier auf dem Sitz liegt ein großes Paket voller Diamanten, das jahrzehntelang niemandem aufgefallen ist. Der Fall ist gelöst, wir sind reich.«
    »Was?«, rief Peter fassungslos. »Wirklich?«
    »Nein.«
    »Mensch, Justus!«
    »Also, hier oben sehe ich nichts Besonderes.« Justus setzte sich auf den Flügel und rutschte nach unten. Er tauchte unter dem Flügel hindurch und versuchte, die Seitentür zu öffnen. Bob und Peter kamen ihm zu Hilfe, aber die Tür blieb zu. »Gibt es für diese Tür einen Schlüssel?«
    »Bestimmt.« Mr Mason seufzte tief. »Irgendwo im Haus.«
    Das klang nicht ermutigend.
    »Hat Mr Dempster Ihnen bei seinem Anruf eigentlich gesagt, was er mit dem Flugzeug vorhat?«
    »Er will es so schnell wie möglich verkaufen. Übrigens war er beinahe freundlich – er sagte, gestern seien wohl seine Nerven mit ihm durchgegangen. Das kam einer Entschuldigung so nahe, dass ich mich bereit erklärt habe, ihm zu helfen.« Er seufzte tief. »Das war natürlich ein Fehler, denn jetzt habe ich das Flugzeug am Hals. Wer um alles in der Welt kauft so einen Haufen Schrott?«
    »Ich«, sagte Justus.
    Es gab eine Pause.
    »Er möchte nämlich gerne seine Tante in den Wahnsinn treiben«, erklärte Peter.
    »Just, das ist nicht dein Ernst«, sagte Bob. »Du willst doch dieses Ding nicht auf den Schrottplatz bringen!«
    »Wohin denn sonst?«
    »Und was sagt dein Onkel dazu?«
    »Onkel Titus hätte auch eine Dampflok auf den Platz gestellt, wenn meine Tante damit einverstanden gewesen wäre. So ein Flugzeug ist erstens ein guter Kundenfang und zweitens kann man es immer noch weiterverkaufen.«
    »Justus, kein Mensch kauft ein kaputtes Flugzeug!«
    »Doch«, sagte überraschend Mr Mason. »Es gibt für alles einen Käufer. Ich dachte zum Beispiel an ein Flugzeugmuseum …«
    Justus nickte. »Ich auch. Aber erst, wenn wir es gründlich untersucht haben.«
    »Und wie sollen wir es transportieren?«, fragte Peter skeptisch. »Auf den Pick-up passt das jedenfalls nicht!«
    »Da kann ich euch helfen«, sagte Mr Mason. »Ich hatte mich früher schon einmal nach Transportmöglichkeiten erkundigt – nur für den Fall der Fälle. Ich werde jemanden anrufen, der das Ding aus dem Garten herausziehen kann. Es ist natürlich schade um den Dschungel, der dabei verwüstet wird, aber das kommt ja später sowieso alles weg. Und dann
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