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Geisterbucht

Geisterbucht

Titel: Geisterbucht
Autoren: Astrid Vollenbruch
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vielleicht gar nicht aufgefallen.«
    Die drei ??? spähten an ihm vorbei in den dämmerigen Flur. »Wow«, staunte Peter. »Erzählten Sie nicht, das Haus sei Mr Shreber nach dem Tod seiner Frau zu leer gewesen?«
    »Jetzt ist es das jedenfalls nicht mehr«, murmelte Bob, und damit hatte er recht.
    Das Haus war ›nicht leer‹ ungefähr in dem Sinn, wie eine absolut finstere, tiefschwarze Höhle ›nicht hell‹ ist. Es war voll . Die begehbare Fläche des Hausflurs beschränkte sich auf einen etwa fünfzig Zentimeter breiten, schlauchartigen Gang zwischen Regalen, die bis zur Decke reichten und mit hunderten von Gegenständen vollgestopft waren. Viele davon waren Pappkartons mit beschrifteten Aufklebern wie ›Modellflieger‹, ›Uhren‹, ›Diktiergeräte‹ und dergleichen, aber irgendwann hatte Mr Shreber offenbar entweder die Geduld oder die Nerven verloren und alle neuen Errungenschaften einfach in die Regale gestopft. Die drei ??? sahen Plüschtiere, Stapel von Taschenrechnern, Elektrogeräte, Teller, Puppen, Kleidungsstücke, Puzzlespiele, Zylinder, Kitschfiguren aus jedem nur denkbaren Material, Bücher, Teile von Schaufensterpuppen und unzählige andere Dinge, die sie in solchen Zusammenstellungen sonst nur zu Hause im Gebrauchtwarencenter von Justus’ Onkel gesehen hatten. Der durchdringende Geruch von Staub, verdächtigen Chemikalien, altem Holz und mottenzerfressenen Stoffen verschlug ihnen den Atem.
    Und das war erst der Flur.
    Mr Mason trat ein und schob sich zwischen den gefährlich instabil aussehenden Regalen hindurch in die Richtung, in der man ein Wohnzimmer vermuten konnte. Die drei ??? folgten ihm vorsichtig und rechneten jeden Moment damit, dass ihnen ein schwerer Karton entgegenfiel. Das passierte nicht, aber sie kamen trotzdem nicht weiter als bis zur Wohnzimmertür, und dort blieben sie einfach stecken. Der Pfad ging zwar weiter, aber zwischen den Unmengen von Gerümpel war beim besten Willen kein Platz für vier Leute, und der Geruch, der sich bei geschlossenen Fenstern und kalifornischer Sommerhitze aufgestaut hatte, gehörte schon zur Kategorie gefährlicher biologischer Kampfstoffe. Peter, der das Schlusslicht bildete, drehte sich wortlos um und schob sich zurück zur Tür. Die anderen kapitulierten ebenfalls und traten den Rückweg an. Dass das Haus unter dem Gewicht der aufgetürmten Massen noch nicht zusammengebrochen war, grenzte an ein Wunder.
    Draußen vor der Tür holten sie alle erst einmal tief Luft. Die war zwar auch hier heiß und brachte keine Erfrischung, aber dafür einen sauberen Geruch nach Sand und Bergen.
    »Sieht das ganze Haus so aus?«, fragte Justus.
    »Ja – leider.«
    »Und das alles hat er seinem Schwiegersohn vererbt?« Bob schüttelte den Kopf. »Den muss er ja verabscheut haben!«
    Mr Mason lachte. »Nun ja, besonders gern hatte er ihn wirklich nicht.«
    »Werden Sie Mr Dempster denn bei der Entrümpelung helfen?«, fragte Peter.
    Der Sekretär zögerte. »Ich denke schon. Allerdings freue ich mich nicht gerade darauf. Mr Dempster hat mich heute Morgen angerufen. Er will das Haus so schnell wie möglich verkaufen. Ich werde mich wohl tatsächlich an diesen Trödelhändler wenden, von dem du sprachst, Justus.«
    Justus grinste. »Das ist mein Onkel. Und er wird Ihnen einen guten Preis anbieten. Was ist es denn nun, was Sie uns zeigen wollten?«
    Mr Mason seufzte tief. »Es ist das – nun ja – das Flugzeug.«
    »Das was ?«, fragte Bob entgeistert.
    »Flugzeug?« , sagte Peter. »Wollen Sie damit sagen, hier irgendwo im Haus steht ein Flugzeug? Was ist es – ein Airbus? Er ist mir zwar nicht direkt aufgefallen, aber wenn wir ein paar hundert Kisten im Wohnzimmer zur Seite räumen –«
    Das entlockte Mr Mason ein kleines Lachen. »Nein, es ist kein Airbus, und es steht auch nicht im Wohnzimmer. Kommt mit, ich zeige es euch.« Er führte sie zu der ebenfalls mit Gerümpel vollgestopften Garage. Dort klaubte er einen rostigen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete die Tür.
    Kalifornien zeichnet sich durch ein heißes, trockenes Klima aus, in dem Palmen, Orchideen und Kakteen hervorragend wachsen können. Zehn Prozent davon verteilen sich über eine Fläche von etwa 424.000 Quadratkilometern. Die restlichen neunzig Prozent wuchsen in Mr Shrebers Garten – zumindest kam es den drei ??? so vor, als Mr Mason eine bereitliegende Machete ergriff und sich eine Schneise durch den duftenden Dschungel zu schlagen begann. »Er war ein echter Pflanzenfreund«,
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