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Gehoere ich halt nicht dazu

Gehoere ich halt nicht dazu

Titel: Gehoere ich halt nicht dazu
Autoren: Johannes Angerer , Miriam Koch
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Fließband. Ich sage das für meine Verhältnisse ungewöhnlich deutlich und b e stimmt.
    „37 Euro 40 Cent“, antwortet die dumme Kuh.
    „Falsche Antwort“, knurre ich.
    „Wie bitte?“.
    „Egal.“
    Rothaarige Frauen mit großen Nasen sind besonders geil, sagt man. Das reicht völlig aus.
    Ich mag den Supermarkt nicht sonderlich. Obwohl ich dort gerne andere Leute beobachte. Etwa ein Paar, sie Mitte 30, mittelhübsch. Er 50 plus, etwas zu dick, aber wirkt recht normal. Sie auf die ries i gen Schoko-Osterhasen zeigend: „Die sind soooo süß. Der Herbert hat mir mal einen geschenkt. Aber er hat ihn erst kurz vor Ostern besorgt und musste in zehn Geschäfte gehen, weil sie überall ausve r kauft waren.“ Er nimmt das zwei Kilo schwere und 60 Euro teure Schokozeug, gibt es ins Einkaufswagerl. „Aber das musst du nicht“, sagt sie. „Dann muss ich nicht lange suchen“, sagt er. Sie kuschelt sich wie ein Häschen an ihn. Er zahlt. Beide vö l lige Looser, finde ich.
    Wenn ich am Vormittag einkaufen gehe, sind immer ganz viele und sehr alte Leute im Supermarkt unterwegs. Und Mütter mit Kinderwägen. Sodass man als normaler Mensch ke i nen Platz hat. Sie, Mitte 80, auf Gehstöcken, keuchend: „Nimm das Joghurt da oben, das magst du lieber.“ Er, Ende 80, faltig, fast nicht mehr auf der Welt: „Ja, Schatz.“
    Sie, 30, Karrieremutter, unausgeschlafen: „Nein, Schn u cki, diese Schokolade bekommst du nicht. Aber ich kauf dir heute Bananen. Bananen. Schau einmal.“ Kind, klein , schreit. „Magst du ein Kipferl, Schnucki? Schau, die Mama kauft dir ein Kipferl.“ Kind schreit. „Wenn du jetzt still bist, liebes Schnuckilein, kauf ich dir Gummischlangen, okay?“ Kind schreit leiser. Mutter gibt doch die Schokolade in den Wagen. Und das Kipferl und die Gummischlangen. A b gang.
    Und vor der Tür gehen die Dramen weiter. Mich, mich beac h tet keiner. Nur die Kassiererin, wenn ich ihr a b sichtlich zu wenig Geld gebe.
    „Where do you come from?“, fragt mich der alte Kn a cker neben mir am frühen Abend an der Bar im P OT T S, einem L o kal, das scheinbar ausschließlich von hübschen Frauen und fetten, alten Männern besucht wird. Ich bin nicht ganz fehl am Platz. „I am from Austria“, sage ich und komme mir im gle i chen Moment wie ein Volltrottel vor. Wenigstens habe ich es nicht gesungen.
    „Das hört man“, antwortet der fette, alte Arsch.
    „Boring old fart“, zische ich kaum hörbar.
    „Bitte?“
    „Ach nichts.“
    „Ich finde, Reagan war besser als Obama“, sagt der alte Kn a cker.
    „Ist mir egal“, sage ich, über solche Fr a gen habe ich noch nie gerne geredet. Denn ich kenne beide nicht persönlich , und nur über Fotos mag ich auch nicht urte i len.
    „In sieben Tagen bin ich Reagan näher als Obama“, e r kläre ich. Ich f reu mich, dass morgen früh mein Countdown b e ginnt. It's the final countdown, tatatataaaa, tataaatatata, singt es in mir.
    „Wie meinst du das“, fragt der Typ.
    „Leck mich am Arsch“, antworte ich, schlürfe den letzten Rest meines Mojitos aus und gehe Richtung Ausgang. Zum Glück gibt es hier keine Chili-Mojitos. Die trinken sich weniger leicht. Das hübsche Mädchen an der Garderobe reicht mir meinen grauen Mantel. Sie ist so freundlich dabei. Ich verst e he das nicht.
    Auf der Straße verabschiede ich mich dann schon mal von den Laternen. Das Licht geht aus. Ich geh nach Haus. Rabimmel, rabammel, rabumm.

Noch sieben Tage, Dienstag
 
    Ich stehe sehr früh auf. Ich war gegen fünf Uhr in der Früh schon nicht mehr müde. Schlafstörung? Senile Bet t flucht? Aufregung? Eher der viele Alkohol von gestern Nachmittag. Und der Durst. Egal. Schließlich habe ich nur mehr sieben Tage. Kaffee, Wasser, Zahnbürste, Dusche, Gewand und dann? Ein bisschen Online-Shoppen?  Nein, danke. Ich bin doch nicht Mama. Vielleicht zum Flugh a fen? Ich hatte mir gedacht, dass ich dort Abschied ne h men üben könnte. Damit ich einen Vorgeschmack auf den echten Abschied bekomme. Ist ja zum Glück bald alles vorbei.
    Als ich die Autobahnabfahrt zum Flughafen entlang fahre, wird mir klar, dass ich mich gleich für Abflug oder Ankunft entscheiden muss. Schon wieder eine Entscheidung. Noch dazu keine leichte Entscheidung. Wo ich doch weder abfli e gen möchte, noch jemanden erwarte. Verflucht.
    Natürlich ist der Abschied beim Abflug zu beobachten. Klar. Meist in nüchterner Form. Mach es gut, pass auf dich auf, komm gesund zurück. Ich hab dich lieb. Fad. Soooo fad. Sa u
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