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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx
Autoren: Marco Bunte
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steckte das Handy zurück in seine Hosentasche und sah Sanchez in die dunklen Augen. „Die Pflicht ruft.“ Sein Tonfall war missmutig, da er etwas Zeit mit seiner Freundin hatte verbringen wollen. Schließlich hatten sie sich drei Wochen lang nicht gesehen.
    „Kann dein alter Herr nicht jemanden anders schicken?“ Sie legte die Arme um seinen Hals, küsste ihn auf die Lippen und drückte ihre Nase gegen die seine. „Das ist nicht fair.“„Ist es nie.“ Er kniff sie liebevoll in die Seite und erhob sich dann. Sanchez schlang die Beine um seine Taille und ließ sich von Hendricks zur Theke tragen, wo er sie dann absetzte. „Ich muss los. Aber ich schaue so schnell wieder vorbei, wie ich kann. Laufe mir also nicht weg.“ Er zwinkerte ihr zu. Sanchez grinste und sah Hendricks noch eine ganze Weile lang nach, als dieser die Bar verließ und zurück zum Hauptgebäude eilte.
     
    Frank Howell saß in seinem Rollstuhl am Kopfende des großen Esstisches, den er öfter auch für Konferenzen zweckentfremdete und von dem er behauptete, dass auf ihm bereits ein Dutzend Männer notoperiert worden war. Niemand hatte vor, diese Behauptung in Frage zu stellen, wusste man doch um die Gefahren der Arbeit für die SACS.
    „Die zu rettende Person heißt Pater Santiago, 42 Jahre alt, Spanier. Gegenwärtig ist er zusammen mit einigen Krankenschwestern und einem Arzt im östlichen Teil der DRK und versorgt dort Flüchtlinge, die nach Tansania weiter wollen. Die Katholische Kirche hat uns beauftragt, Pater Santiago zu finden und nach Hause zu bringen. Die dortigen Rebellen sind wohl zu aggressiv geworden.“ Howell sah in die Runde, während sich vor seinem inneren Auge Szenen des Rhodesischen Buschkrieges abspielten. Damals hatte man ihn gebrieft, damals war er losgezogen, um Aufträge zu erfüllen. Nun saß er im Rollstuhl, nun war es seine Aufgabe, die Männer und Frauen unter seinem Kommando lebendig nach Hause zurückkehren zu lassen.
    Und er wusste, dass er sich jedes Mal, wenn er Hendricks losschickte, Vorwürfe machte, da sein Sohn sterben könnte. Doch Howell wusste auch um das Problem, welches auftreten würde, sollte Hendricks nicht die nötige Praxiserfahrung haben. Nein, dachte er, Mike muss da raus und Erfahrung sammeln. Anders geht es nicht, und wenn er keine Erfahrung hat, kann ich ihm die Firma auch nicht übertragen. Er weiß sonst nicht, was machbar und was nicht machbar ist.
    So etwas lernt man nicht in einem Hörsaal, man lernt es im Dreck, im Dschungel, auf der Straße. Mit Blut und durch Blut.
    „Der Auftrag ist im Grunde recht simpel. Mike, Walter, ihr fliegt in den Kongo und spürt Santiago auf. Suzanna“, sagte er und sah die Frau Anfang dreißig eindringlich an. „Bist du wieder fit? Kannst du mit in den Kongo?“„Ja. Ich warte schon seit Wochen darauf, wieder die frische Luft zu spüren.“ Tinto lehnte sich in ihren Sessel zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Howell entschlossen an. „Ich bin wieder fit und bereit.“
    „Gut.“ Howell sah Tinto noch einmal genau an. Er bedauerte, was ihr widerfahren war, freute sich aber auf der anderen Seite, wie gut es ihr nach der Behandlung in Deutschland ging und dass die Rehabilitationsmaßnahmen so gut angeschlagen hatten. Tinto machte, abgesehen von den Narben und den fehlenden Haaren, einen völlig gesunden Eindruck.
    „Ihr startet in zwei Stunden mit der Puma. Packt dezente Ausrüstung ein, dieser Auftrag erfordert ein verdecktes Vorgehen. Wir haben nicht die Mittel, um eine offenen Konfrontation mit den örtlichen Rebellen auszufechten.“

Kapitel 1 – Der Dschungel
     
    Nach dem kurzen Briefing im Speisezimmer hatte Hendricks mit flottem Schritt seinen Wohnbereich aufgesucht und sich umgezogen. Jeans und Hemd wichen einer dunkelgrünen Cargo-Hose und einem schwarzen T-Shirt. Er schlüpfte in ein braunes Paar Kampfstiefel, das er meist auf Rettungsmissionen trug, und schnappte sich eine von zwei stets gepackten Reisetaschen, die er für eben solche Fälle aufbewahrte. Meist war der Inhalt einer der beiden Taschen in der Wäsche, während die zweite auf ihren Einsatz wartete.
    Hendricks führte die Handgriffe mit einer gewissen Routine aus, wobei er sich an seine Zeit als Student erinnerte. Damals war er so völlig anders gewesen als heute. Zwar hatte er während seines Studiums in einem nahen Fitnessstudio intensiv trainiert, ebenso hatte er anschließend einige Stunden Muay Thai absolviert. Doch als Hendricks sich mit
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