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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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geregelt.«
    Sie schob den Taschenrechner ärgerlich zur Seite. Zahlen waren ihre Art, mit solchen Schreckensmeldungen umzugehen. Und jetzt waren es nun mal die 1760 Euro, an denen sie ihre Enttäuschung über ihre Unfruchtbarkeit auslassen konnte.
    Ich strich ihr über den Rücken und sagte leise: »Das tut mir wirklich leid. Was sagt Aygün dazu?«
    »Der weiß noch gar nichts von seinem Glück. Der ist gerade auf Familienbesuch in Istanbul.«
    Tina hatte Aygün vor einem Jahr ziemlich überstürzt geheiratet, damit er in Deutschland bleiben konnte. Damals kannten sie sich erst wenige Wochen, aber mittlerweile war aus der überstürzten Blitzhochzeit wahre Liebe geworden, die nun mit einem gemeinsamen Kind besiegelt werden sollte.
    »Weißt du, was mich am meisten nervt«, fuhr Tina fort. »Dass ich seit Monaten auf alle legalen Drogen dieser Welt verzichtet habe und sogar noch Vitamintabletten geschluckt habe, nur um dem Baby ein gesundes Zuhause zu bieten. Aber das hole ich heute alles nach, das kannst du mir glauben. Wie wär’s, wir fahren jetzt sofort ins Cubanas und saufen und rauchen so viel, wie wir können. Und vielleicht habe ich sogar noch etwas Gras im Nachtschränkchen.« Ich starrte Tina entsetzt an und drückte sofort die halbe Zigarette aus, die ich in der Hand hielt.
    »Was ist, schmeckt’s nicht?«, fragte sie irritiert.
    »Doch, doch, aber …«
    Ich hustete, um möglichst viele Giftstoffe wieder aus meinem Körper zu befördern, und wedelte gleichzeitig den Rauch von Tinas Zigarette weg.
    »Was ist denn los, du benimmst dich ja schon wie Tim mit seiner Qualmphobie?« Tina blies mir ihren Rauch ins Gesicht und grinste, während ich versuchte, meine Nase möglichst nah an das halbgeöffnete Küchenfenster zu halten.
    »Ach was«, beruhigte ich sie, um sie nicht noch mehr anzustacheln. »Ich will nur nicht, dass … dass … dass er merkt, dass ich wieder geraucht habe.«
    Mein Blick fiel auf die zerknickte Zigarette in der Untertasse, und mit einem Mal war meine Schwangerschaft real, mit all ihren Konsequenzen. Diese Zigarette führte mir die nächsten Monate und den Rest meines Lebens im Schnelldurchlauf vor Augen. Schwanger sein bedeutete keine Zigaretten mehr, keinen Kaffee, keinen Alkohol. Schwanger sein bedeutete monatelang Übelkeit, wovon ich in den letzten Tagen nur einen Vorgeschmack bekommen hatte, Stimmungsschwankungen, dicke Bäuche und hängende Brüste. Schwanger sein bedeutete neun Monate den Körper mit jemandem teilen, den man noch nicht einmal kannte. Und was danach kam, mochte ich mir gar nicht ausmalen. Mit einem Baby war es wohl auch mit dem letzten bisschen Freizeit vorbei. Keine langen Abende in der Kneipe mehr, keine Partys, kein Kino, kein Fußball, kein Job?!
    Mir wurde fast schon wieder schlecht bei dem Gedanken, dass ich meinen Job gerade dann aufgeben konnte, wenn ich mich einigermaßen etabliert hatte. Auch privat würde alles anders werden. Tim und ich würden kein verliebtes junges Paar mehr sein, sondern Eltern. Eltern ohne Rechte und Freiheiten, ohne spontane Urlaube, ohne lange Sonntage im Bett, ohne Sex?! O Gott, würden wir jemals wieder ungestört miteinander schlafen können? Würde er mich jemals wieder fragen, ob es mir gefallen habe, wenn ich erst mal fünf Kilo mehr auf den Rippen und Schwangerschaftsstreifen hätte? Würde er überhaupt bei mir bleiben wollen? Wollte Tim überhaupt schon ein Kind? Vielleicht war es kein Zufall, dass er ausgerechnet jetzt mit Mona Übungen machte. Vielleicht wollte er andere Frauen kennenlernen, bevor es zu spät war. Vielleicht wollte er noch ein paar Erfahrungen sammeln. Vielleicht … vielleicht war Mona sogar ein Glücksfall? Ich überlegte fieberhaft, ob Tim für ein Baby schon bereit war, und je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr war ich davon überzeugt, dass Mona genau zum richtigen Zeitpunkt in Tims Leben und Wohnzimmer getreten war.
    »Was ist jetzt, kommst du nun mit ins Cubanas, oder willst du hier lieber weiter vor dich hin starren?«, unterbrach Tina unwirsch meine Gedanken zu Tims Liebesleben.
    »Was? Ach so, nein, ich kann nicht, ich muss noch mal in die Redaktion, tut mir leid.«
    »Was wolltest du denn überhaupt?«
    »Nichts. Wieso?«
    »Schätzchen, du bist doch nicht hergekommen, um mir zu sagen, dass du jetzt in die Redaktion fährst, oder?«
    »Nein … ähm, aber das hat sich schon geklärt.« Ich wollte schnell aufstehen und gehen, aber Tina hielt mich zurück und drückte mich wieder
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