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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Mary Hooper
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hinauf.
    »Gibt es noch etwas?«
    »Nun, ich habe noch einmal darüber nachgedacht, und es liegt mir doch auf der Seele«, sage Mrs   Macready.
    Grace schaute sie fragend an.
    »Weil sie nämlich noch einmal kam und meinte, es wäre ihr letzter Wunsch, bevor sie stirbt, dich zu finden. Und da fühlt man sich doch ein wenig verpflichtet, nicht wahr, wenn man weiß, dass einem jemand seinen letzten Wunsch anvertraut hat.«
    »Ich vermute, ja«, antwortete Grace immer noch verständnislos. »Aber um wen geht es denn?«
    »Mrs   Smith, oder wie auch immer ihr richtiger Name sein mag.«
    »Oh!«, sagte Grace. Manche Kapitel aus ihrem Leben schienen sich einfach nicht schließen lassen zu wollen.
    »Sie kam mit ihrer Tochter vorbei und hat mich angefleht, ich solle ihr helfen, dich zu finden. Natürlich wusste ich inzwischen, dass du bei den Bestattungsleuten arbeitest, und ich hätte ihnen sagen können, wo sie dich finden, aber ich tat es nicht, weil ich doch nicht wusste, ob sie womöglich etwas Unrechtes im Schilde führten.« Grace wartete schweigend, was noch kommen würde. »Allerdings, wie ich sie mir so angesehen habe, da war mir klar, dass sie nicht mehr lange zu leben haben wird, und ich denke, so nah an seinem Ende kann man wohl keinem mehr was Böses antun. Also überlasse ich es jetzt dir, meine Liebe.«
    Grace nickte und dachte an jenen Tag zurück, den traurigsten ihres Lebens.
    »Vielleicht ist sie ja inzwischen gestorben – aber vielleicht auch nicht.«
    »Wo wohnt denn diese Mrs   Smith?«, fragte Grace.
    »Das Haus heißt Tamarind Cottage und ist in der Sydney Street. Keine schlechte Gegend.«
    Grace nickte. »Ich weiß, wo das ist. Ich kenne es noch aus den Zeiten, als ich Kresse verkaufte.«
    »Dann wirst du sie also aufsuchen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Doch in Wirklichkeit hatte sich Grace bereits entschieden. Sie hatte Sylvester Unwin die Stirn geboten und über den Rest der Unwin-Familie triumphiert. Und nun würde sie Mrs   Smith gegenübertreten. Und wenn sie sie gesehen hatte und mit ihr fertig war, dann hatte sie sich allen Dämonen ihrer Vergangenheit gestellt.
    Zurück in der Kutsche bat sie James, dem Kutscher zu sagen, er möge sie irgendwo in der Oxford Street aussteigen lassen, da sie ein Paar Schuhe für Lily und auch eines für sich selbst kaufen wolle.
    »Von da gehe ich dann zu Fuß nach Hause«, fügte sie hinzu. »Ein bisschen an der frischen Luft zu sein, wird mir guttun. Dann habe ich Zeit, ein wenig über alles nachzudenken.«
    »Da haben wir’s!«, stellte James fest. »Es langweilt dich schon jetzt, immer in Kutschen herumgefahren zu werden.«
    Grace lachte. »Nein, überhaupt nicht! Aber es geht alles so schnell, dass ich auch ein wenig Zeit brauche, um nachzudenken, wie es weitergehen soll.«
    »Die sollst du auf jeden Fall bekommen«, stimmte James zu und wies den Kutscher an, am oberen Ende der Regent Street anzuhalten – da seien die exklusivsten und modischsten Damenbekleidungsgeschäfte, meinte er. Er versprach, Lily und Grace später im Hotel aufzusuchen und ihnen Einzelheiten über Unterkünfte zu bringen, in die sie einziehen könnten.
    Grace ging in das erstbeste Schuhgeschäft, auf das sie stieß, und sah sich sogleich mit neuen Unwägbarkeiten konfrontiert. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor ein nagelneues Paar Schuhe gekauft zu haben, und so war sie im Nu vollkommen erschlagen von der schieren Vielfalt an Sorten, Materialien und Stilen. Begeistert begutachtete sie jedes Paar, das ihr vorgeführt wurde, so dass am Ende sieben Paar vor ihr auf der Ladentheke standen, alle in verschiedenen Farben. Sie wollte schon allesamt bezahlen, als ihr aufging, wie lächerlich sie sich benahm. Sie wusste ja noch nicht einmal, wie viel Geld sie besaßen, und wenn sie es unvernünftig ausgab, dann wären sie womöglich schon bald wieder verarmt. Sie musste vorsichtig sein! So entschuldigte sie sich bei dem Ladenangestellten, kaufte nur zwei identische Paare in schlichtem Schwarz (allerdings mit glänzenden Lederquasten, denn auf keinen Fall sollten sie nach Trauerkleidung aussehen) und ließ sie sich einpacken.
    Dann machte sie sich auf den Weg zur Sidney Street. Sie ging raschen Schrittes, um diese nächste Etappe ihres Tages so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Das Tamarind Cottage entpuppte sich als ein hübsches Reihenhaus mit einem kleinen Gärtchen davor. Die Tür war rot lackiert und verfügte über einen polierten Türklopfer aus Messing in Form
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