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Geheimnisvoll wie der Orient

Geheimnisvoll wie der Orient

Titel: Geheimnisvoll wie der Orient
Autoren: Kim Lawrence
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des Raubbaus durch seinen Vater und seinen Bruder Hassan, für die ihr Land nichts weiter als eine persönliche Geldquelle gewesen war, brauchte seine Heimat dringend politische und finanzielle Stabilität. Es war daher seine Pflicht, eine Ehe einzugehen, die diesen Interessen diente. Bessere Verkehrsverbindungen und medizinischer Fortschritt waren für sein Land von größerer Bedeutung als eine Liebesheirat.
    Nach einem weiteren Blick auf seinen Cousin, der die Augen nicht von dem englischen Mauerblümchen abwandte, war er mit seiner Geduld am Ende. Hatte sein Cousin völlig den Verstand verloren und vergessen, dass er eine wundbare Frau hatte?
    Selbst wenn Tariq vor einem Seitensprung zurückschrecken sollte, so war in Tairs Augen die Grenze zwischen einer tatsächlichen und einer in der Fantasie begangenen Untreue fließend. Anscheinend war sein Cousin töricht genug, die Gefühle seiner Frau zu verletzen, indem er eine andere unverhohlen anhimmelte.
    Man musste nicht besonders intelligent sein, um die Signale zu erkennen, die er dieser Frau zusandte. Und Beatrice war alles andere als dumm.
    Wie kann er seine Frau nur so respektlos und beleidigend behandeln?, fragte sich Tair. Ist diese Engländerin das wirklich wert?
    Eine steile Zornesfalte erschien auf seiner Stirn, als Tair erneut zu der Besucherin hinübersah, die mit Sicherheit nicht so unschuldig war, wie sie sichgab. Ohne eine gewisse Ermutigung würde Tariq sich nicht so verhalten. Was findet er nur an diesem Mauerblümchen?
    Im Gegensatz zur rothaarigen, äußerst attraktiven Beatrice würde sich nach dieser Frau niemand umdrehen. Klein und zierlich, mit braunem, im Nacken zusammengebundenem Haar wirkte sie völlig unauffällig. Gleichwohl registrierte er nun ihre graziöse Haltung und ihre makellose Haut.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie sie ohne das viel zu große Brillengestell aussehen mochte, und kam zu dem Schluss, dass eine Investition in ein Paar Kontaktlinsen zu einem durchaus vielversprechenden Ergebnis führen könnte. Zumindest käme dann ihre Nase mit dem kleinen, frechen Aufwärtsschwung besser zur Geltung.
    Dennoch würde auch diese Veränderung nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ein unmögliches sackförmiges Kleid von unbestimmbarer Farbe trug, das keine einzige attraktive Rundung erkennen ließ.
    Seine Augen verengten sich, als er beobachtete, wie die Engländerin den Kopf hob und Tariqs Blick erwiderte. Für einen Moment blickten die beiden einander an und schienen den Rest der Welt vergessen zu haben. Tair spürte, wie sich ihm vor Wut die Kehle zusammenschnürte.
    Dann lächelte die Engländerin. Dabei senkte sie ihre langen, geschwungenen Wimpern, und ihr Gesicht mit den leicht geröteten Wangen wirkte plötzlich weich und feminin. Mir ist noch gar nicht aufgefallen, wie sinnlich ihre Lippen sind, schoss es Tair durch den Kopf.
    Das leichte Unbehagen angesichts des untypischen Verhaltens seines Cousins verwandelte sich nun in echte Besorgnis. Bisher hatte er geglaubt, er müsste Tariq nur daran erinnern, was er seiner Frau und seinem guten Ruf schuldig war. Sollte es dafür schon zu spät sein, waren allerdings drastischere Mittel erforderlich.
    Als er das verführerische Lächeln sah, kam ihm zum ersten Mal der Verdacht, das Verhältnis zwischen den beiden könnte das Stadium des harmlosen Flirts bereits überschritten haben.
    Tairs Knöchel wurden weiß, so fest umfasste er sein Glas. Familienmitglieder und Gäste unterhielten sich lebhaft in dem prachtvollen Speisesaal des Königspalastes. Keiner schien zu bemerken, was sich zwischen dem Kronprinzen von Zarhat und der perfekt getarnten Verführerin abspielte. Waren die anderen denn alle blind?
    Einen nach dem anderen unterzog er die Anwesenden einer kurzen Musterung. Er bemerkte, dass Beatrice die Blicke zwischen ihrem Ehemann und ihrer Freundin nicht entgingen. Bewundernd stellte er fest, dass sie trotz der Unruhe, die sie empfinden musste, entspannt lächelte und freundlich auf eine Bemerkung ihres Schwagers Khalid antwortete.
    Beatrice hatte eben Stil. Was man von ihrer Freundin nicht behaupten konnte. Immerhin wusste er jetzt, dass diese Engländerin alles andere als harmlos war und sich Tariq als Beute ausgewählt hatte.
    Kurz erwog Tair die Möglichkeit, seinen Cousin direkt auf sein Verhalten anzusprechen. Doch er verwarf den Gedanken. Tariq war ihm keine Rechenschaft schuldig. Es würde zum Streit oder Schlimmerem kommen. Weder auf persönlicher noch auf
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