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Geheimnisvoll wie der Orient

Geheimnisvoll wie der Orient

Titel: Geheimnisvoll wie der Orient
Autoren: Kim Lawrence
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ich nicht bereits genug von ihr wüsste!
    „Dann bleibst du also noch ein paar Tage?“
    „Meine Reisepläne stehen noch nicht fest“, log Tair.
    „Richte Molly bitte aus, dass ich heute Vormittag keine Zeit für sie habe. Bea hatte eine unruhige Nacht. Der Arzt meint, sie solle vorsichtshalber in die Klinik.“ Wieder blickte er auf die Uhr. „Sie wollte mich beim Packen nicht um sich haben. Sie meinte, ich würde sie wahnsinnig machen.“ Trotz des lässigen Tonfalls erkannte Tair an der besorgten Miene seines Cousins, dass er sich große Sorgen machte.
    „Warum hast du das nicht gleich gesagt? Sollen wir …“
    „Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme“, fiel Tariq ihm ins Wort. „Ihr Blutdruck ist leicht erhöht. Das kommt sicher davon, dass sie sich zu viel aufhalst. Es ist alles meine Schuld. Ich hätte sie nicht so oft allein lassen sollen.“
    Da Tariq offensichtlich sehr beunruhigt war, verkniff Tair sich jeden Kommentar und sagte nur: „Du gehörst jetzt an die Seite deiner Frau.“ Am liebsten hätte er ihm aber ins Gesicht gesagt, dass dies seine wohlverdiente Strafe sei.
    „Dann gehst du also zu Molly und erklärst ihr alles?“
    Denkt er sogar jetzt noch an diese Frau?
    „Ich werde ihr klarmachen, was auf dem Spiel steht.“
    Tariq legte die Hand auf seinen Arm. „Danke, Tair. Aber übertreib es nicht. Übrigens glaubt Molly aus irgendeinem Grund, das du etwas gegen sie hast.“
    Gar nicht so dumm, die Kleine, dachte Tair, während er zum Zeichen seines Erstaunens eine Augenbraue hob.
    „Ja, ich weiß, das ist verrückt“, fuhr Tariq fort, und sein Lächeln wurde breiter. „Wahrscheinlich machst du sie nervös. Ich weiß doch, wie charmant du sein kannst. Vielleicht gibst du dir ein wenig Mühe. Es ist ihr erster Besuch bei uns, und ich möchte, dass sie wiederkommt.“
    Nicht, wenn ich es verhindern kann! „Natürlich werde ich das.“
    „Danke.“
    „Ist mir ein Vergnügen.“ Auch wenn das nicht stimmte, so war es doch seine Pflicht, Tariq vor weiteren Versuchungen zu schützen.
    Die sehr gut erhaltenen Gewächshäuser aus der viktorianischen Zeit erstreckten sich über eine große Fläche des Palastgartens. Neben den historischen, heute kaum noch bekannten Obst-und Gemüsesorten, die hier gezüchtet wurden, besaß der König auch eine einzigartige, äußerst wertvolle Orchideensammlung.
    Mit schnellen Schritten ging Tair durch die Parkanlage. Intensive Bewässerung ließ hier eine üppig blühende Blütenpracht entstehen. Farbenfrohe Beete, umgeben von tiefgrünem Rasen, bildeten eine wohltuende Abwechslung in einem Land, das dem Auge in erster Linie Wüstensand und gleißende Sonne bot. Tair kannte den Park noch aus seiner Kindheit, als er hier oft mit seinen Cousins gespielt hatte. Er folgte dem schmalen Weg, der sich durch das Grün wand, stellenweise beschattet von hohen Bäumen und unterbrochen von flachen Stufen, die hinab zu den etwas tiefer gelegenen Gewächshäusern führten.
    Er fand Molly rasch, auch wenn er zunächst beinahe an ihr vorbeigelaufen wäre und ihre glänzenden Haare erst im letzten Moment erblickte.
    Mit angezogenen Beinen saß sie auf dem Boden, einen Skizzenblock auf den Knien, völlig darin vertieft, eine Orchideenblüte zu zeichnen. Ein betörender, intensiver Duft erfüllte die Luft. Da Molly konzentriert arbeitete, hatte sie ihn nicht kommen hören, und Tair konnte sie ungestört betrachten.
    Wie üblich versteckte sie ihre Figur unter einer formlosen Bluse und einem weiten, wadenlangen Rock. Doch es war ihr Gesicht, das seine Aufmerksamkeit fesselte. Wieder trug sie die große Brille, mit der sie wie ein Bücherwurm aussah, allerdings war er ihr heute nahe genug, um ihre fein geschnittenen Züge und ihre makellose Haut bewundern zu können. Sie bemerkte nicht, dass sie beobachtet wurde, legte einen Stift beiseite und nahm einen anderen aus einer Dose, die neben ihr auf dem Boden stand. Dabei nahm er wahr, dass ihr Gesicht von einem perfekten Oval war. Konzentriert, die sanft geschwungenen Augenbrauen leicht zusammengezogen, zeichnete sie mit schlanken Fingern, die über das Papier zu fliegen schienen.
    Als sie fertig war, verglich sie ihre Zeichnung mit der üppigen Pracht der Orchideenblüte.
    „Hoffnungslos“, murmelte sie.
    „Ein Mangel an Talent kann wirklich frustrierend sein.“
    Erschrocken fuhr sie herum, dabei lösten sich einige Strähnen aus ihrer Frisur und fielen ihr auf den schmalen Nacken. Als ihre Blicke sich trafen, schossen Tair
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