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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Autoren: Guido Knopp
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unangenehme Enthüllungen. Bei der Reichstagswahl im September 1930 war seine Partei durch erdrutschartige Gewinne zur zweitstärksten Fraktion im deutschen Parlament aufgestiegen – ganz Deutschland wollte nun mehr über den Führer der NSDAP wissen. Doch um sein Privatleben hatte Hitler bis dahin konsequent den Mantel des Schweigens gehüllt. Der selbst geschaffene Mythos des Propheten, der aus dem Nichts in die Geschichte getreten sei, um Deutschland zu retten, musste um jeden Preis verteidigt werden. Aber im Herbst 1930 war diese Vorstellung bedroht. Im Wahlkampf und in seinen Pamphleten hatte er offensiv mit Parolen von »Rasse« und »Reinheit« geworben – kein Wunder, dass Journalisten und NS-Gegner schon bald begannen, unangenehme Fragen nach der persönlichen Herkunft des politischen Aufsteigers zu stellen. Sogar in der eigenen Partei gab es seit dem Beginn seiner Karriere Spekulationen über eine angeblich jüdische Abstammung Hitlers. Und dann war da noch dieser lästige Verwandte aus England, William Patrick Hitler, ein Neffe, der ihn zu erpressen drohte. Der Erfolgspolitiker Adolf Hitler begann zu spüren, dass die Familie ihm gefährlich werden konnte.
    Der Mensch, der Millionen von Menschen dem Tod überantwortete, weil sie von »schlechtem Blute« oder weil sie »sozial lebensunwert« waren, war selbst von unklarer Abkunft.
    Walter Görlitz, Historiker
    Hitlers Ahnentafel
    Auf der Familiengeschichte des Rassenfanatikers lag der Schatten einer ungeklärten Herkunft, der Verdacht von Inzest und Polygamie haftete an seinen Vorfahren. Wie sah es mit Hitlers eigenem Stammbaum aus, entsprach er überhaupt den Anforderungen der Nazi-Ideologie? Vor der Antwort auf diese Fragen hatte Hitler Angst. In seinem Pamphlet Mein Kampf hatte er die eigene Herkunft bewusst verschleiert und in nur einem einzigen Satz auf seine Eltern reduziert, dabei nicht einmal seine Geschwister erwähnt. Nun setzte man dem Zuwanderer aus Österreich mit immer drängenderen Fragen nach seiner eigenen Herkunft zu. Hitler befürchtete, in Deutschland an der eigenen Familiengeschichte zu scheitern. Was er in dieser prekären Situation benötigte, war ein unanfechtbares Gutachten.
    »Es gereicht mir zur außerordentlichen Genugtuung, daß ich durch diese meine Arbeit die einwandfreie Widerlegung der verschiedenen böswilligen Ausstreuungen über die Abstammung des Herrn Reichskanzlers der breiteren Öffentlichkeit bekanntmachen konnte.«
    Karl Friedrich von Frank, Brief an Hitlers Privatsekretär Rudolf Heß, 1933
    Der Österreicher Karl Friedrich von Frank, ein erfahrener Ahnenforscher und NS-Sympathisant, bot seine Dienste an. Monatelang durchforstete er Kirchenbücher und Akten und hatte schließlich mehr als 1200 Dokumente zusammen, aus denen er ein umfassendes genealogisches Gutachten erstellte. Franks geheime Unterlagen über die Herkunft Hitlers galten lange Zeit als verloren, denn der Ahnenforscher hatte dem NS-Führer nur die fertige Ahnentafel übergeben, das gesamte Grundlagenmaterial aber für den persönlichen Gebrauch zurückbehalten.
    Der Sohn Franks führte mich in eine geheime Kammer, die in der Bibliothek des Schlosses hinter einem Regal verborgen war. Dort zeigte er am Ende des Ganges auf einen Packen aus hunderten völlig mit Schmutz und Schimmel miteinander verbackenen Dokumenten. Nach ersten vorsichtigen Untersuchungen wurde mir klar, daß vor mir das gesamte geheime Grundlagenmaterial von Franks Forschungen über Hitlers Abstammung lag.
    Florian Beierl, Historiker, über seine Entdeckung der Frank-Akten

    »Schatten einer ungeklärten Herkunft«: Der offizielle Stammbaum Hitlers wies einige Ungereimtheiten auf.
    bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
    Dieses Material hatte das Kriegsende in einem Abwasserschacht in Franks Schloss Senftenegg in Niederösterreich überstanden und wurde vor einigen Jahren von dem Historiker Florian Beierl wiederentdeckt: Vieles, was die Dokumente offenbarten, war der Forschung bereits bekannt, doch so akribisch und umfassend wie Frank hatte noch niemand die genauen Details der Genealogie von Hitlers Vorfahren nachgewiesen. Zu diesem Schluss kam 1932 auch Hitler selbst. Das Gutachten lieferte ihm die dringend benötigte »saubere« Herkunft, und in einem Dankesschreiben an den Forscher formulierte er: »Soweit meine Schwester und ich es beurteilen können, stimmt sie durchaus.« Endlich, so glaubte Hitler,
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