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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Autoren: Guido Knopp
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um auch dort vom zuständigen Pfarrer Josef Zahnschirm die entsprechende Berichtigung des Taufeintrags vornehmen zu lassen und die Legitimation rechtswirksam zu machen. Der Geistliche strich den Namen Alois Schicklgruber dreifach aus, ersetzte ihn durch Hitler und trug in der Spalte des Kindsvaters den Namen Georg Hitler ein. In der letzten Spalte des Taufbuchs vermerkte er die Namen der Zeugen und setzte dahinter jeweils drei Kreuze. Jahrzehntelang hatten Hitler-Biografen diese Zeichen als Ersatzunterschriften der Zeugen gedeutet und vermutet, dass sie Analphabeten gewesen waren. Man spekulierte darüber, ob die Männer eventuell gar nicht richtig verstanden hatten, was genau sie hier bestätigten. Heute weiß man jedoch, dass die drei Kreuze keineswegs Ersatzunterschriften waren, sondern die Bestätigung des Pfarrers für die persönliche Anwesenheit der Zeugen.
    Diese Berichtigung des Taufeintrags von Adolf Hitlers Vater sollte für den Diktator selbst später von großer Bedeutung sein. Denn wäre die Spalte mit dem Namen seines Großvaters leer geblieben, dieser also weiterhin unbekannt, so wäre Adolf Hitler nicht in der Lage gewesen, das beizubringen, was er von Millionen Deutschen forderte: den sogenannten Ariernachweis.
    »Als nicht arisch gilt, wer von nicht arischen, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist. Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil der jüdischen Religion angehört hat.«
    Durchführungsverordnung vom 11. April 1933 des »Arierparagraphen« im Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums
    Dieses Dokument, das ab 1933 von zahlreichen Staats- und Regierungsstellen verlangt wurde und die Voraussetzung war, um ein öffentliches Amt zu bekleiden, diente in erster Linie dazu, eine nicht jüdische Abstammung zu belegen. Dazu mussten die Betroffenen neben ihren Geburts-, Tauf-, und Heiratsurkunden auch die Dokumente ihrer Eltern und Großeltern beibringen. Mit dem Ariernachweis begann die Ausgrenzung von sogenannten »Nichtariern«, vor allem von Juden sowie Sinti und Roma, die über die Aberkennung ihrer Bürgerrechte bis zur Vertreibung und Ghettoisierung und schließlich zum staatlich organisierten Massenmord führte. Ohne die nachträgliche Legitimierung seines Vaters wäre Adolf Hitler selbst nicht in der Lage gewesen, seinen eigenen Ariernachweis zu erbringen.

    »Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist«: Mit einem sogenannten »Ahnenpass« mussten die Deutschen ab 1933 ihre »arische« Abstammung nachweisen.
    ullstein bild, Berlin (Schöning)
    Die Frage, warum Nepomuk Hüttler so spät einen derartigen Aufwand überhaupt betrieben hatte, konnte Anna Sigmund ebenfalls klären: Es ging schlicht und ergreifend um Geld.
    Die Legitimierung diente also nicht, wie oft vermutet, dazu, den Familiennamen Nepomuk Hüttlers, der ohne männliche Nachkommen geblieben war, zu erhalten. Der geschäftstüchtige und in Gelddingen erfahrene Landwirt wollte sein Erbe so gut wie möglich für die Familie bewahren und vor dem Zugriff des Fiskus schützen. Als Nepomuk Hüttler am 17. September 1888 starb, hinterließ er Alois Hitler den Großteil seines Vermögens. Noch im selben Jahr kaufte Alois ein großes Bauerngut in der Nähe seines Heimatdorfs Spital im Wert von über 4000 Gulden, einem Betrag, der ungefähr dem Gegenwert von 200 Kühen entsprach.
    Von diesem Zeitpunkt an besaß Hitlers Vater die finanziellen Mittel, die später seinem Sohn Adolf in dessen Jugend ein relativ sorgenfreies Leben sicherten und sogar eine Karriere als Künstler möglich erscheinen ließen. Ganz anders also, als es Adolf Hitler in seiner Hetzschrift Mein Kampf dargestellt hatte, stammte sein Vater Alois in Wirklichkeit sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits von gut situierten Bauernfamilien ab. Der Grund, warum Hitler in Mein Kampf aus seinem Vater einen »armen Häusler« machte, also einen Tagelöhner, der gezwungen gewesen war, seine Arbeitskraft an einen »ausbeuterischen« Grundherrn zu verkaufen, sich aber aus dieser Situation selbst hatte befreien können, war rein politisches Kalkül. Hitler suggerierte dadurch, dass solche Fähigkeiten auch in ihm steckten, und zielte damit auf die Sympathien der Wählermassen aus dem kommunistischen und sozialdemokratischen Lager ab.
    Der Initiator Nepomuk Hüttler (Hitler) hatte seinen Ziehsohn zum
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