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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Autoren: Guido Knopp
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Federstrich wurde im Döllersheimer Taufbuch aus dem unehelich auf die Welt gekommenen Alois Schicklgruber ein legitimierter Alois Hitler (3. Eintrag von oben).
    Diözesanarchiv St. Pölten, Österreich

Zum Zeitpunkt der nachträglichen Legitimierung war die Mutter von Alois Hitler schon seit 29 Jahren tot und der Mann, der als sein angeblicher Vater eingetragen wurde, ebenfalls schon vor 19 Jahren verstorben. Obwohl die beiden Eltern verheiratet waren, hatten sie Alois zu ihren Lebzeiten nie als ihren Sohn legitimieren lassen. Diese Tatsachen führten zu verschiedenen Fragen. Zum einen, ob Georg Hiedler tatsächlich der Vater von Alois, zum anderen, ob die Legitimation überhaupt rechtskräftig war. Und schließlich fragte man noch, was denn die Gründe für eine solche späte Anerkennung waren und warum Alois nicht Hiedler hieß wie sein angeblicher Vater. Die österreichische Historikerin Anna Maria Sigmund hat sich intensiv mit Hitlers Abstammung und den Lebensumständen seiner Vorfahren beschäftigt. Ihr ist es gelungen, die Fragen um die wahren Hintergründe der rätselhaften Legitimation von Hitlers Vater zu entschlüsseln.

    »In der Schande geboren«: Uneheliche Abkunft galt im niederösterreichischen Waldviertel oftmals nicht als Makel. Im Bild die Taufkirche Alois Schicklgrubers in Döllersheim.
    Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
    Hitlers Vater wurde am 7. Juni 1837 in dem kleinen Dorf Strones im Waldviertel geboren und noch am selben Tag in der nahe gelegenen Pfarrei von Döllersheim getauft. Völlig im Einklang mit den damaligen Gesetzen ließ der Pfarrer Ignaz Rueßkefer die Spalte D im Taufbuch für den Namen des Vaters leer, und der kleine Alois erhielt den Familiennamen seiner Mutter – Schicklgruber. Anders als von verschiedenen Hitler-Biografen berichtet, bedeutete diese uneheliche Geburt für Hitlers Vater allerdings keineswegs ein Stigma. Mitte des 19. Jahrhunderts waren immerhin rund 40 Prozent der Bevölkerung ländlicher Gebiete »in der Schande geboren«, eine Tatsache über die sich niemand wirklich aufregte – im Gegenteil. Anna Sigmund hat sich für ihre Recherchen über die Herkunft Hitlers intensiv mit den Lebensgewohnheiten im bäuerlichen Österreich des 19. Jahrhunderts beschäftigt. So konnte sie nachweisen, dass »in bäuerlichen Kreisen, wo Arbeitskräfte dringend benötigt wurden, es sogar Brauch war, vor der Eheschließung die Geburt eines Kindes abzuwarten«. Auch die spätere Karriere von Hitlers Vater zeigte, dass der »Makel« der Unehelichkeit ihn weder gestört noch behindert hatte. Immerhin war er bereits mit 39 Jahren zum »Zollcontrolör« und angesehenen Staatsbeamten in unkündbarer Stellung mit festen Pensionsansprüchen aufgestiegen. Und zum Ende seiner Laufbahn hatte er es sogar zum stellvertretenden Zollamtsleiter der Stadt Linz gebracht. Für einen Mann ohne Abitur war das in der damaligen Zeit eine außergewöhnliche Leistung. Seine Mutter Maria Anna Schicklgruber war nach der Entbindung von ihrem Sohn wieder in das Haus ihres Vaters zurückgekehrt, eines der wohlhabenderen Bauern des Dorfes. Der hatte sie also keineswegs, wie später von vielen Historikern fälschlicherweise behauptet, verstoßen. Auch lebte sie nicht in »größter Armut« und musste sich ihren Lebensunterhalt als einfache Dienstmagd verdienen. Das hatte sie auch gar nicht nötig, stammte sie doch auch mütterlicherseits von alteingesessenen Bauern und Leinwebern ab, die es zu ansehnlichem Wohlstand gebracht hatten. Wie die noch heute erhaltenen Eintragungen der Waisenkasse von Weitra belegen, erbte sie von ihrer Mutter Geld und erhielt obendrein eine Waisenrente, die sie im Lauf der Jahre auf den ansehnlichen Betrag von 165 Gulden ansparte.

    »Der ehemalige Müller Georg Hitler«: Notar Josef Penkner verhalf Alois Hitler 1876 bei dessen nachträglicher Legitimierung zur markanten Form seines Namens (Rechte Seite, 2. Eintrag von oben).
    Amt der niederösterreichischen Landesregierung, St. Pölten, Österreich
    Wann und unter welchen Umständen sie den Müllergesellen Georg Hiedler kennenlernte, ist heute nicht mehr feststellbar. Jedenfalls heiratete das Paar am 10. Mai 1842. Ob dieser Georg Hiedler auch der Vater des kleinen Alois gewesen ist, dürfte unter der kleinen Dorfgemeinschaft von Strones damals zweifellos bekannt gewesen sein. Der Müllergeselle selbst ließ den Jungen allerdings nicht nachträglich als seinen Sohn legitimieren.
    Als Alois zehn Jahre alt
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