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Geheimnis einer Wuestennacht

Geheimnis einer Wuestennacht

Titel: Geheimnis einer Wuestennacht
Autoren: Annie West
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schmerzenden Lippen zu einem höhnischen Lächeln. „Ich mag vorübergehend mein Bewusstsein verloren haben, aber nicht meinen Verstand.“ Er hob die Hand und umfasste ihre schmalen Finger, die auf seiner Brust ruhten. Die Haut war zart und glatt. Sie musste sehr jung sein, das verriet auch ihre helle Stimme. Er fühlte ihren Puls unter seinen Fingerspitzen flattern wie das Herz eines verängstigten kleinen Vogels.
    â€žJemand hat Sie geschlagen?“, fragte sie zweifelnd. „Ich dachte, Ihre Verletzungen seien die Folge eines Unfalls …“
    Gegen sein besseres Wissen zwang sich Tahir, die schweren Augenlider zu heben. Um ihn herum war alles dunkel und verschwommen. Er brauchte eine Weile, um seinen Blick zu fokussieren. Als es ihm gelang, sog er scharf den Atem ein.
    Verdammt! Sein alter Herr kannte ihn offenbar viel zu gut und wusste besser, was seinem jüngsten Sohn gefiel als er selbst.
    Im Schein einer angezündeten Öllampe wirkte das perfekte Oval ihres blassen Gesichts wie das Antlitz einer antiken Statue, allerdings voller Leben und mit einer Spur Mutwillen und Abenteuerlust in den wundervollen dunklen Augen. Jetzt schauten sie allerdings sehr ernst und besorgt drein. Tahir musste aufpassen, sich nicht in ihren unendlichen Tiefen zu verlieren.
    Die Nase war gerade und klassisch geformt, der weiche Mund lud eindeutig zum Küssen ein. Trotz seines bemitleidenswerten Zustands fühlte Tahir sich von heißem Verlangen durchflutet, als die schöne Fremde selbstvergessen mit der Zungenspitze über ihre perfekt geschwungene Oberlippe fuhr.
    Die ausgeprägten Wangenknochen und das kleine, feste Kinn zeugten von Charakter und einer gewissen Entschlossenheit, die ihn spontan ansprach. Dunkles, schimmerndes Haar war von keinem exklusiven Coiffeur mit Raffinesse und Haarspray zur stylischen Modefrisur betoniert worden, sondern umrahmte ihr reizendes Gesicht in weichen Wellen, wo es sich aus einem nachlässigen Pferdeschwanz gestohlen hatte.
    Keine Spur von Make-up verdeckte ihre frischen Züge, und als sich ihre Blicke begegneten, zwinkerte sie verlegen. Das perfekte Bild unschuldiger Verführung.
    Tahirs geschundener Körper reagierte überaus heftig auf die ausgesendeten Signale. Wäre er nicht zu schwach dazu, hätte er seinem Vater zu diesem perfiden Geniestreich applaudiert. Woher wusste er, dass mädchenhafte Unschuld ihn weitaus stärker berührte als die Verführungskünste des mondänsten Vamps?
    Mit bitterem Geschmack im Mund erinnerte er sich an das erste Mal, als er der Magie süßer, unschuldsvoller Weiblichkeit verfallen war. Wer hätte gedacht, dass er nach all den Jahren immer noch eine Schwäche für diese Märchenfantasie hegte? Dabei hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, nie wieder auf dieses Trugbild hereinzufallen.
    Seine Finger schlossen sich noch fester um ihre. Ihr Gesicht blieb unbewegt, doch der rasche Pulsschlag, der sich noch einmal erhöhte, verriet sie. Ob sie Angst vor seinem Vater empfand? Hatte er sie vielleicht zu dieser kleinen Scharade erpresst?
    Tahir schnitt eine Grimasse und suchte nach Worten, um sie danach zu fragen. Doch die Aufregung der letzten Minuten forderten ihren Tribut. Seine Augen fielen zu, die Hände öffneten sich und sanken kraftlos zur Seite.
    â€žGehen Sie …“, murmelte er heiser. „Verschwinden Sie von hier, ehe er auch Sie verletzen kann.“
    â€žWer?“, fragte sie eindringlich. „Von wem reden Sie?“
    â€žVon meinem Vater natürlich.“ Eine Welle von Schmerz überflutete Tahir und löschte alles andere um ihn herum aus.
    Annalisa stützte ihn so gut wie möglich, als er kraftlos auf sein improvisiertes Krankenlager zurücksank. Erst dann wurde ihr bewusst, dass sie vor Schock am ganzen Körper zitterte. In seine blauen Augen zu schauen, war, als starre man zu lange in die Sonne. Wobei sie sich nie so erschüttert und schwach gefühlt hatte, wenn sie den Himmel betrachtet hatte.
    Selbst der gebrochene Klang seiner tiefen Stimme, der nur als schwaches Wispern den spröden Lippen entwich, richtete Unglaubliches in ihrem Innern an!
    Verspätet suchte sie die nächtliche Wüste außerhalb des Zeltes und jenseits des flackernden Lagerfeuers mit den Augen ab. Hielt sich dort draußen im Dunkel wirklich jemand auf, der ihn so zugerichtet hatte? Ein Fremder? Oder sein Vater, wie er behauptet hatte? Oder waren
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