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Geheimnis einer Wuestennacht

Geheimnis einer Wuestennacht

Titel: Geheimnis einer Wuestennacht
Autoren: Annie West
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das nur Fantasien, die man seinem angeschlagenen Zustand zuschreiben musste?
    Neben der Wunde an seiner Schläfe hatte Annalisa inzwischen noch eine hühnereigroße Beule an seinem Hinterkopf entdeckt. Jede Stunde überprüfte sie regelmäßig seine Pupillen. Was sie allerdings tun müsste, hätte er tatsächlich eine Hirnblutung, darüber wusste sie nichts. Sie wagte nicht, ihn noch einmal zu bewegen.
    Es würde Tage dauern, bis der Kameltrack die Oase erreichte, mindestens bis nächste Woche. Und was die Möglichkeiten moderner Telekommunikation betraf, war dieser Teil des Landes ein weißer Fleck.
    Nagende Furcht machte sich in ihr breit. Draußen dämmerte es bereits. Die ganze Nacht über hatte sie sich eingeredet, sie würde mit der Situation klarkommen. Und dass es reichte, wenn sie ihrem Patienten genügend Flüssigkeit zuführte und es schaffte, seine Temperatur zu senken. Doch jetzt begann sie sich vor etwas ganz anderem zu fürchten.
    Nur mit Mühe kam Annalisa auf die Füße und dehnte ihre steifen Gliedmaßen. Sie durchsuchte ihre Sachen, bis sich ihre Hand um kühles Metall schloss. Als sie die Hand hervorzog, hielt sie darin eine Pistole. Eine antike Waffe, die dem Vater ihrer Mutter gehört hatte, bis er sie am Hochzeitstag seiner Tochter dem frischgebackenen Schwiegersohn schenkte, Annalisas Vater. Ein traditionelles Geschenk von einem alten Traditionalisten.
    Alle Männer in Qusay konnten mit Schusswaffen umgehen, sowie sie das Reiten fast vor dem Laufen lernten. Und viele hegten ein großes Faible für archaische Sportarten wie das Jagen mit Falken.
    Annalisas Vater, ein Außenseiter, hatte die Pistole nie benutzt. Er war ein allseits respektierter Arzt gewesen, der es nicht nötig hatte, sich oder seine Familie zu verteidigen. Aber Annalisa fühlte sich irgendwie sicherer, wenn sie sie bei sich hatte. Mitgenommen hatte sie die Waffe aus Sentimentalität, weil sie sich daran erinnert hatte, dass ihr Vater sie immer einsteckte, wenn sie zu ihren Wüstentrips aufbrachen.
    Wieder einmal überfiel sie das Gefühl absoluter Verlassenheit und stahl ihr die Ruhe, um die sie seit dem Tod ihres Vaters so sehr gerungen hatte. Was, wenn dort draußen noch jemand umherirrte? Verletzt und verloren oder voller Wut und gewalttätig? Annalisa biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte ihren Patienten nicht allein lassen, um auf die Suche zu gehen. Er könnte an Dehydration oder physischer Erschöpfung sterben.
    Seufzend kehrte sie an seine Seite zurück. Seine Temperatur war immer noch viel zu hoch. Annalisa holte frisches Wasser und kühlte erneut seine brennende Stirn.
    Abgesehen von den Prellungen und Abschürfungen im Gesicht war er ein ausgesprochen gut aussehender Mann. Attraktiver als jeder, der ihr zuvor begegnet war. Selbst mit den Schatten unter den Augen und der Wunde an seiner Schläfe. Die dunklen Stoppeln betonten fast noch die markanten Züge. Selbst seine Hände, schlank und gleichzeitig kräftig, faszinierten sie.
    Annalisa dachte an das prickelnde Gefühl, als er ihr Handgelenk umklammert hatte. Es hatte sie schwach gemacht und gleichzeitig unheimlich erregt. Ihr Blick wanderte zu seiner nackten Brust. Sie hatte sein zerfetztes Hemd noch weiter aufgerissen, um seinen Körper besser kühlen zu können. Er war sehr muskulös, aber wirkte nicht so aufgeblasen wie viele Bodybuilder, sondern athletisch und gut durchtrainiert. Selbst die feinen Härchen auf der bronzefarbenen Haut wirkten auf sie verlockend, und Annalisa wünschte sich, sie hätte den Mut, sie zu berühren.
    Fast schüchtern verfolgte sie die schmale Linie der dunklen Löckchen, die sich über den flachen Leib nach unten zogen, wo sie hinter dem Bund seiner Smokinghose verschwand. Annalisas Puls schoss in ungeahnte Höhen, und ihre Wangen brannten vor Scham, als sie registrierte, wohin sich ihre Gedanken verirrten.
    Energisch tränkte sie ihr Handtuch mit kaltem Wasser und bedeckte damit die Brust ihres Patienten.
    Als Tahir erwachte, war der Schmerz wieder da. Nicht so verheerend wie zuvor, aber heftig genug, um ihn immer noch auf der Stelle festzunageln. Mühsam hob er die schmerzenden Lider und versuchte, sich zu orientieren. Es war nicht Nacht, aber auch nicht Tag … irgendwo dazwischen. Das Licht um ihn herum war seltsam grünlich gefiltert. Er spürte einen leisen Windhauch und atmete ganz tief
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