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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens
Autoren: Johanna Lindsey
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das hatten wir.« Vasili seufzte. »Dann denke ich, dass wir uns den Tisch wohl einfach so nehmen müssen. Stärke hat schließlich auch ihre Privilegien.«
    »Den Teufel wirst du tun!« zischte Lazar, der bei Vasili s Worten aufgesprungen war. »Von meinem Stuhl aus kann man diese verdammte Bühne hervorragend sehen. Hier, setz dich.«
    »Wenn du darauf bestehst, mein Freund.«
    Stefan grinste verstohlen; Vasili hatte das Ganze wirklich geschickt eingefädelt. Lazar biß lediglich die Zähne zusammen, so erleichtert war er, dass er nicht sein Schwert zücken musste , um sie zu verteidigen — noch nicht. Sie alle legten eine beträchtliche Arroganz an den Tag, aber Vasili benutzte diese Arroganz manchmal wie eine Waffe, mit großer Überlegung und Geschicklichkeit — und mit einem nicht unbeträchtlichen Vergnügen. Lazar wusste das natürlich auch, denn sie alle waren seit ihrer Kindheit zusammen, hatten bei Hof unter denselben Lehrern zu leiden gehabt, hatten dieselbe Ausbildung bekommen, sich dieselben Feinde gemacht... Sie waren einander sehr ähnlich, ihre Gedanken bewegten sich in beinahe gleichen Bahnen, und sie waren die besten Freunde. Lazar hatte nur immer Schwierigkeiten damit, sich auf mehr als eine Sache gleichzeitig zu konzentrieren, und im Augenblick beanspruchte ihn der Gedanke, dass sowohl Stefan als auch Vasili unweigerlich Streit suchen würden, um ihrer letzten Enttäuschung Herr zu werden. Was ihn selbst betraf — er war vollauf damit beschäftigt, sich über diesen Umstand zu sorgen.
    Lazar hatte nicht begriffen, dass Vasili längst ein anderes Ventil gefunden hatte, um sich Luft zu machen: die bevorstehende Show. Sein Verlangen nach dem besseren Sitzplatz seines Freundes war durchaus echt gewesen. Die erwartungsvolle Ungeduld der Menge hatte ihn mitgerissen.
    Die Vorstellung hätte bereits in vollem Gange sein müssen, und immer mehr Gäste beschwerten sich lauthals über die Verspätung und hämmerten auf die Tische. Aber vielleicht würde sich die Warterei ja lohnen. Vielleicht war diese Haremstänzerin wirklich so gut, wie er gehört hatte. Aber wem wollte er etwas vormachen? Es konnte sich eigentlich nur um eine blutige Anfängerin handeln, eine Dilettantin, die ihre eigene Vorstellung von dem hatte, was sie für den berühmten Haremstanz hielt. Diese Amerikaner würden den Unterschied nicht einmal bemerken, und Vasili war leicht zufriedenzustellen — was auch ein Glück war, denn Stefan hatte die Befürchtung, dass es sie höllisch teuer zu stehen kommen würde, falls sich Vasili s augenblickliche Begeisterung in Enttäuschung verwandeln sollte.
    Jetzt beugte Vasili sich vor und flüsterte Stefan etwas zu. »Man hat mir anvertraut, dass diese Tänzerin für ein paar Münzen zu haben ist. Selbst wenn sie nur ein Zehntel von dem bringt, was meine Fatima kann, werde ich sie nachher um eine kleine Privatvorstellung ersuchen ...«
    Als Lazar das hörte, runzelte er die Stirn. »Du riskierst zuviel mit deinen Dirnen, Vasili . Drei in New Orleans, eine auf dem Dampfer und jetzt diese Bauchtänzerin. Du wirst dir noch ein Andenken aus diesem Land mit nach Hause nehmen, das dir deinen Du-weißt-schon-Was übel zurichtet.«
    »Er meckert schon, seit wir durch diese Tür gekommen sind.« Stefan unterbrach Lazar, bevor Vasili s wechselhafte Laune eine Wendung zum Schlechteren nehmen konnte. Diese beiden waren geradezu berüchtigt dafür, dass sie einander mit Mordlust in den Augen an den Kragen gingen. Ehe sie sich versahen, war dann der schönste Streit im Gange, nur um über kurz oder lang in tosendem Gelächter wieder zu verebben. » Vasili kann es einfach nicht glauben, dass wir nur hergekommen sein sollen, um diese Pferdepisse runterzuspülen, die man hier als Bier verkauft. Oder um einer größenwahnsinnigen Ausländerin dabei zuzusehen, wie sie sich auf dieser Bühne da lächerlich macht.«
    »Wenn du es so ausdrückst, kommen mir selbst langsam Zweifel«, sagte Vasili , und seine hellbraunen Augen lachten, als er sich zu Lazar umdrehte.- »Jetzt siehst du, wohin du uns mit deiner Meckerei gebracht hast. Du weißt doch, wie abscheulich Stefan werden kann, wenn er Wut auf uns hat.«
    »Mein Gott, Vasili «, stöhnte Lazar mit übertriebenem Entsetzen und ließ sich auf seinen neuen Stuhl fallen.
    »Warum forderst du ihn nicht gleich auf, uns in Stücke zu reißen?«
    Vasili wandte sich wieder an Stefan — mit vor Unschuld weit aufgerissenen Augen. »Hab' ich dich etwa verärgert, mein
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