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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens
Autoren: Johanna Lindsey
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einfach nicht die geringste Spur geben, die diese Leute zu der Prinzessin hätte führen können. Aber wäre nicht der unmittelbar bevorstehende Tod der Baronin ein solcher Notfall gewesen? Wer hätte auch gedacht, dass sie sterben würde — und schlimmer noch, dass sie sterben könnte, noch bevor das Kind alt genug war, um für sich selbst sorgen zu können, oder wenigstens alt genug, um zu wissen, an wen es sich in diesem Falle wenden musste .
    Wenn man Rousseaus Schwester Glauben schenken durfte, hatte sich folgendes ereignet: Die Baronin war mit dem Kind, das man für ihr eigenes hielt, nur zwei Tage bei Madame Rousseau geblieben. Sie fühlte sich nicht wohl, da sie noch nicht ganz von einem Fieber genesen war, das sie sich während ihrer Reise nach Amerika zugezogen haben musste . Dieses Fieber war auch wahrscheinlich der Grund für ihre seltsamen Wahnvorstellungen; manchmal glaubte sie, sie werde verfolgt, dann wieder, sie befinde sich in einem prächtigen Schloss . Sie fantasierte auch von einem Vermögen an Juwelen, das man ihr angeblich gleich in der ersten Nacht nach ihrer Ankunft in der Stadt geraubt hätte. Als sie jedoch von d em Gelben Fieber hörte, das vermutlich in New Orleans grassierte und wahllos mordete, wurde sie fast hysterisch. Sie bestand darauf, noch am selben Tag abzureisen.
    »Sie wollte auf nichts hören, was meine Schwester ihr entgegenhielt«, hatte ihnen ihre Unglücksbotin erzählt. »Die Dame traf ihre Vorbereitungen, um die Stadt zu verlassen. Aber als sie uns sagte, mit wem sie geh e n wollte und wohin, haben wir erst recht versucht, sie davon abzuhalten. Die Frau, der sie sich anschließen wollte, war in einen üblen Skandal verwickelt, weil sie einen Kerl aus der Gosse geheiratet hatte. Aber die Baronin schlug alle Warnungen in den Wind, selbst als wir ihr sagten, dass die Gegend, durch die sie reisen wollte, die verrufenste im ganzen Land sei. Wir hatten den Verdacht, das Fieber sei wieder zurückgekehrt, denn sie war plötzlich so seltsam und unberechenbar. Wir haben ihr sogar angeboten, das Kind bei uns zu behalten — zu seiner eigenen Sicherheit —, aber auch davon wollte sie nichts hören. Ich war deshalb gar nicht überrascht, als man uns binnen einer Woche ihre Leiche ins Haus brachte, damit sie ein ordentliches Begräbnis bekam. Die Visitenkarte meiner Schwester war das einzige, was man in ihrer Handtasche gefunden hatte. Sie selbst hatte am Straßenrand gelegen, teilweise mit Steinen und Erde bedeckt. Es hatte den Anschein, als hätte dieses Frauenzimmer, Dobbs war ihr Name, wenigstens den Versuch gemacht, sie zu beerdigen.«
    Also gab es einen neuen Namen, dem sie nachspüren musste n, und diesmal hatten sie sogar noch Glück im Unglück — wenn man davon überhaupt noch sprechen konnte —, denn das Reiseziel dieser Frau namens Dobbs war zufällig genau die Stadt gewesen, in der sie sich jetzt befanden: Natchez in Mississippi.
    Aber ob sie nach zwanzig Jahren immer noch hier war? Die Schwester von Madame Rousseau hatte jedenfalls nie wieder von ihr gehört, und sie hatte immerhin die letzten zehn Jahre ihres Lebens hier zugebracht. Und selbst wenn diese Frau noch hier war, wer sagte ihnen, dass sie etwas über den Verbleib des Kindes wusste ?
    Serge hatte sich gleich nach ihrer Ankunft auf den Weg zu den städtischen Behörden gemacht, in der Hoffnung, dort die eine oder andere Antwort auf ihre Fragen zu erhalten. Wenn er dort keinen Erfolg hatte, würden sie morgen die ganze Stadt abklappern, um etwas herauszufinden, und ihre Erfahrungen in New Orleans hatten sie gelehrt, was für eine langwierige Angelegenheit das werden konnte. Es gab unendlich viel, was sich in den letzten zwanzig Jahren ereignet haben könnte, aber am wahrscheinlichsten erschien es ihnen mittlerweile, dass sie die Prinzessin niemals finden würden — falls sie überhaupt noch am Leben war. Und wie sehr es der König auch verabscheut hatte, in dieses Land zu reisen, um sie zu holen — der Gedanke, mit leeren Händen nach Hause zurückzukehren, war ihm erst recht unerträglich.
    »Ich habe festgestellt, dass man von dem Tisch da vorn die beste Sicht hat«, berichtete Vasili , sobald er wieder bei ihnen war. »Sollen wir die Leute, die da sitzen, bestechen ... oder wollen wir den Tisch einfach beschlagnahmen? Schließlich hat der Adel gewisse Privilegien. Das müssen sogar diese Bauern hier einsehen.«
    »Hatten wir nicht ausgemacht, dass wir inkognito reisen?« erwiderte Stefan trocken.
    »Ja,
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