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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht
Autoren: Ilona Andrews
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konnten, als sie anzustarren. Schaudernd beobachtete ich die Zombies.
    Frisch Infizierte – wirklich Frische – sehen noch fast genauso aus wie die Menschen, die sie einmal waren. Ihre Gesichter zeigen Emotionen, und ihre abgehackten Bewegungen könnten genauso gut daher kommen, dass sie sich vorangegangene Nacht im Schlaf einen Nerv eingeklemmt haben. Es ist schwerer, etwas zu töten, das noch wie ein Mensch aussieht, und das Schlimmste ist, dass die Mistkerle schnell sind. Das Einzige, was gefährlicher ist als ein frischer Zombie, ist ein Rudel frischer Zombies, und ich zählte mindestens achtzehn, bevor mir klar wurde, dass es keine Rolle spielte, und ich mir die Mühe sparte.
    Ich zog mir hastig den Helm über den Kopf, ohne den Riemen festzuzurren. Falls das Motorrad sich langmachte, gehörte es zu den besseren Optionen zu sterben, weil ich meinen Helm verlor. Dann würde ich zwar wiederauferstehen, es aber zumindest nicht mitkriegen. »Shaun!«
    Shaun wirbelte herum und starrte die herankommenden Zombies an. »Uff.«
    Es war Shauns Pech, dass die Ankunft so vieler Zombies seinen Spielkameraden von einem dummen Einzelgänger zum Teil eines denkenden Mobs gemacht hatte. Der Zombie packte den Hockeyschläger in genau dem Moment, in dem Shaun abgelenkt war, und riss ihn ihm aus den Händen. Shaun taumelte vor, und der Zombie krallte sich mit trügerisch dürren, starken Fingern in seinen Pullover. Er zischte. Ich schrie, und Bilder von meiner unausweichlichen Zukunft als Einzelkind erfüllten meinen Kopf.
    » Shaun! « Ein einziger Biss würde die Lage noch sehr viel schlimmer machen. Es gibt kaum etwas Übleres, als mitten in der Innenstadt von Santa Cruz von einem Zombierudel umzingelt zu sein. Shaun zu verlieren gehörte zu diesen wenigen schlimmeren Möglichkeiten.
    Nur, weil mein Bruder mich überredet hat, mit dem Motorrad in Zombieterritorium zu fahren, bin ich noch lange nicht völlig verblödet. Folglich trug ich einen Off-Road-Ganzkörperschutzanzug, einschließlich einer Lederjacke mit Stahlgelenken an den Ellbogen und Schultern, einer kugelsicheren Weste, Motorradhosen mit Hüft- und Knieschützern und Reitstiefel, die die Unterschenkel bedeckten. Das ist verdammt klobige Kleidung, aber das ist mir egal, denn wenn man bedenkt, dass ich dazu auch noch Handschuhe trage, dann ist mein Hals das einzige Ziel, das sich meinem Gegner auf dem Schlachtfeld bietet.
    Shaun dagegen ist ein Volltrottel und hatte als Schutzkleidung zum Zombieärgern lediglich einen Pullover, eine kugelsichere Weste und Cargo Pants an. Er trägt nicht mal eine Schutzbrille, weil er sagt, dass Schutzbrillen »den Effekt verderben«. Ungeschützte Schleimhäute können verdammt viel mehr verderben, aber ich muss ihn praktisch erpressen, damit er wenigstens die Weste anzieht. Eine Schutzbrille kommt bei ihm überhaupt nicht in die Tüte.
    Im Feld einen Pulli zu tragen hat einen Vorteil, unabhängig davon, wie idiotisch es meiner Meinung nach ansonsten ist: Wolle reißt. Shaun riss sich los und drehte sich um. Er rannte mit Höchstgeschwindigkeit zum Motorrad, und Rennen ist letztlich die einzige effektive Waffe, die wir gegen die Infizierten haben. Nicht mal die Frischen können über kurze Sprintdistanz mit einem nicht infizierten Menschen mithalten. Wir haben unsere Geschwindigkeit, und wir haben Patronen. Alle anderen Vorteile haben sie.
    »Scheiße, George, wir haben Gesellschaft!« In seiner Stimm lag eine perverse Mischung aus Entsetzen und Entzücken. »Sieh dir die bloß mal an!«
    »Ich sehe sie! Und jetzt steig auf!«
    Ich fuhr an, sobald er das Bein übers Motorrad geschwungen und den Arm um meine Hüften gelegt hatte. Das Motorrad machte einen Satz nach vorne, und die Reifen holperten und schlitterten über das aufgeplatzte Pflaster, als ich mich in eine weite Kurve legte. Wir mussten hier raus, sonst würde alle Schutzkleidung der Welt uns kein bisschen helfen. Ich würde vielleicht überleben, wenn die Zombies uns einholten, aber mein Bruder würde in den Mob gezerrt werden. Ich gab Gas und betete, dass Gott ein bisschen Zeit übrig hatte, um den ernsthaft Suizidgefährdeten das Leben zu retten.
    Mit dreißig Stundenkilometern rasten wir durch die letzte Lücke vom Platz und legten noch an Tempo zu. Johlend klammerte sich Shaun mit einem Arm an meiner Hüfte fest und drehte sich zu den Zombies um, wobei er winkte und ihnen Küsse zuwarf. Wenn man einen Infiziertenmob in Wut versetzen könnte, dann hätte Shaun es
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