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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht
Autoren: Ilona Andrews
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den Schwanz und rannten los, zerrten sie auf der Schwemmebene herum, während ihr Blut ein brennendes Inferno auf unserer Zunge war.
    Schaut zu, wie wir euren Gott am Schwanz zerren. Schaut uns zu, ihr kleinen Wesen. Schau mich an. Ich bin Inepu. Ich bin der bessere Gott.
    Apep ringelte sich auf und schlug zu, aber ich öffnete mein Maul und tänzelte zurück, viel zu schnell für ihn. Apep rollte sich zu einer Spirale auf.
    Ich umkreiste ihn. Ein Biss von links. Das Schlangenmaul kam auf mich zu, und ich zog mich zurück.
    Ein Schlag von rechts. Wieder versperrte mir das Schlangenmaul den Weg.
    Ich werde siegen. Ich werde durchhalten.
    Ich werde triumphieren.
    Ich bin Inepu.
    Meine Magie wurde schwächer. Bislang hatte ich nur wenige Anhänger. Sehr wenige. Aber nicht so wenig wie Apep.
    Ich schnappte mit den Zähnen zu.
    Apep schoss vor. Seine Fangzähne stachen durch mein Fell und meine Haut. Feuer und Nacht brodelten in meinen Adern, drohten mich zu vernichten. Ich ließ mich von der Schlange beißen, und als sie sich von mir löste, biss ich ihr in den Hals, grub meine Zähne tief in ihr Fleisch.
    Stirb. Stirb …
    Kehre zurück ins Nichts. Löse dich auf und werde vergessen, damit ich deinen Platz übernehmen kann.
    Apep wand sich zwischen meinen Kiefern, peitschte mit seinem Körper auf mich ein, verkrampft und sich windend, aber ich hielt ihn fest und legte meine ganze Kraft in den Biss.
    Ich hatte fast den letzten Rest meiner Magie verbraucht.
    Meine Fangzähne trafen auf Knochen. Ich riss den Körper meines Feindes hoch und biss mit aller Kraft zu.
    Apep hing schlaff zwischen meinen Kiefern.
    Ich hielt ihn hoch, um allen meinen Triumph zu zeigen.
    Seht meine Macht! Vergesst es niemals.
    Im Matsch knieten kleine Wesen. Ich spürte die ersten Regungen der Verehrung, die köstlichen, süchtig machenden Spritzer ihres Glaubens.
    Betet mich an. Nährt mich.
    Das weiche Fleisch in meinem Maul verwandelte sich in Lehm. Der Körper der Schlange zerbröckelte, und ich ließ ihn los. Große Lehmbrocken krachten in den Schlamm. Ich heulte, um meinen Sieg zu verkünden.
    Die kleinen Wesen flüchteten. Egal. Sie würden sich an mich erinnern. Bald, wenn ich mich erholt hatte, würde ich sie wiederfinden und in die Schar meiner Anhänger holen. Der Strom des Glaubens würde fließen.
    Ich stand da, erschöpft, beschwingt und von meiner Macht berauscht. Unbesiegbar.
    Ich war ein Gott.
    Langsam wurde ich von Schwäche überwältigt. Meine letzte Magie war verbraucht. Ich wankte zum zerstörten Tempel ihres ehemaligen Gottes. Ich ließ die Rückverwandlung zu und nahm meine neue menschliche Gestalt an. Gesund. Wunderschön. Voller Magie und so wunderbar einfach zu heilen.
    Ich studierte meine perfekt geformten Finger, die Arme, die langen, muskulösen Beine. Ich war wunderschön.
    Ein Mann kam durch den Schlamm auf mich zu. Wie war noch gleich sein Name …?
    Raphael.
    Raphael!
    Ich zerquetschte die kleine Stimme in mir, erstickte sie.
    Der Mann lief weiter. Er hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck. Menschen sind sehr merkwürdige Geschöpfe. Dieses Exemplar war … wütend? Nein … vielleicht in Trauer, aber auch das war nicht ganz richtig.
    Vielleicht sollte ich ihn töten …
    Die Magie riss mich zurück. Ich hatte es vergessen. Ich hatte eine Vereinbarung getroffen. Ich hatte versprochen, dass er überleben würde.
    Der Mensch war mir jetzt sehr nahe. Voller Entschlossenheit. Das war es. Ich musste mich zurückziehen, mich an den Rand des menschlichen Bewusstseins verkriechen, aber jetzt noch nicht. Noch nicht. Ich hatte gerade erst meinen Feind besiegt. Ich hatte es verdient, ich hatte die Anbetung verdient, den Vorgeschmack auf meine künftige Macht.
    Vielleicht kam er, um mich zu töten. Aber ich konnte jeden Schaden, den er mir zufügte, wieder heilen lassen.
    Ich hob die Arme. »Wie findest du meinen Körper?«
    Der Mensch griff an. Ich sah es, sah seinen Handschuh mit den langen Metallkrallen, und ich zwang meine Magie, mich zu schützen, aber es war viel zu wenig übrig geblieben.
    Er stieß die Metallkrallen in meinen Brustkorb und suchte mein Herz.
    Es brannte! Es brannte wie Feuer. Schmerzen wanden sich durch meinen Körper und zerrissen mich. Ich hatte nie solche Qualen erlebt, eine alles verzehrende, schreckliche Pein. Ich stieß ihn zurück, aber die Schmerzen hörten nicht auf.
    Die Krallen waren abgebrochen. Sie hatten mein Herz zerfetzt. Meine Magie strömte daran vorbei und schaffte es nicht, sie zu
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