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Geheimcode Schreckenstein

Geheimcode Schreckenstein

Titel: Geheimcode Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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über das Befinden ihres Kollegen Gießkanne. Nur einer fehlte.
    Schaltuhr hatte sich bei den Rittern eingeschaltet. Heute zwischen Mini-Ritter Egon, dem kleinsten Kraftgebirge, und dem jähzornigen Martin. Die Folge war, daß im näheren Umkreis alle stumm vor sich hinmampften.
    „Nachher sehen wir uns ja im Unterricht“, eröffnete der Einschalter seinen beiden Nachbarn, als sei das eine Überraschung.
    „Hoffentlich haben Sie sich gut vorbereitet!“ flachste der Mini. „Wir sind nämlich genial. Wenn wir unser Hirn einschalten.“
    Am Mitteltisch, dem Rex gegenüber, steckten Ottokar, Mücke und Stephan die Köpfe zusammen. Das Vorhaben der Mädchen erschien ihnen nicht ganz unproblematisch. „Kann ins Auge gehen, wenn sie ihn holen. Er braucht bloß auszurutschen oder sich irgendwie zu verletzen, wenn er sich wehrt…“, warnte Mücke.
    „Wir können ja dafür sorgen, daß sie gar nicht erst reinkommen“, schlug Stephan vor.
    „Dann werden sie sauer und fabrizieren irgendeinen Kurzschluß“, befürchtete Ottokar fachgerecht. Seine Eltern hatten ein Elektrogeschäft.
    „Kurzschluß in der Schaltuhr! Ach war das schön!“ alberte der Schnelldenker. „Langsam wächst er sich zu einer Ganztagsbeschäftigung aus.“
    Ottokar blieb ernst. „Wir müssen das in den Griff kriegen, eh’ es zu spät ist. Sophie war ganz weg. So kenn ich sie gar nicht.“
    Wie schon oft sprach sein Freund Stephan das aus, was Ottokar gerade dachte: „Unabhängig davon, wie gut du Sophie kennst, am besten, du fährst mal rüber.“
    Im Unterricht hielt die Schaltuhr nicht auf und nervte auch niemand. Hier war er von Berufs wegen eingeschaltet. Er verstand nicht nur etwas von seinem Fach, er konnte es auch besonders anschaulich erklären. Die Pummelklasse mit Eugen, Dolf, Rolf, Olf und Beni ein Jahr unter den Großen machte in perspektivischem Zeichnen sichtbare Fortschritte. Froh darüber wurden sie allerdings nicht. Am Schluß der Stunde drückte Schaltuhr auf die pädagogische Tube, daß ihnen die Zehennägel einzeln aufstanden.
    „Ihr seht, wie gut wir zusammenarbeiten. Das könnte auch außerhalb des Unterrichts so sein!“
    Winke dieser Art schätzten die Schreckensteiner überhaupt nicht. Grobe Übertreibungen, Angeberei und Hintergedanken waren auf der Burg verpönt. Die Gemeinschaft funktionierte allein durch Freiwilligkeit. Hier lag der Grund für das reibungslose Zusammenleben von Lehrern und Schülern. Keiner bevormundete keinen. Man ließ einander machen. Jeder war für sich selbst verantwortlich, sagte offen, was er vorhatte, und vermied es, den andern unter Druck zu setzen oder ihm ein schlechtes Gewissen einzureden.
    Beim Mittagessen schaltete Schaltuhr sich wieder faustdick ein. Diesmal etwas beengt zwischen Dampfwalze und dem auch nicht gerade schmalen Fritz. Wieder hatte er eine Anregung. Die Ritter sollten im Gemüsegarten mehr Rettiche züchten. Die seien besonders gut für die Nieren. Stumm mampften alle auf ihrem Gehackten Missionar herum, einem beliebten Hackbratengericht, von Heini, dem Koch, in Unmengen aufgetischt. Erleichtertes Grinsen, als der Rex gegen Ende der Mahlzeit mit dem silbernen Glöckchen die Schweigezeit einläutete. Endlich war Schaltpause.
    Alle Gespräche verstummten, kein Besteckgeklapper war mehr zu hören. Die Stille sollte der Konzentration auf das Kommende dienen. Schulkapitän Ottokar raschelte mit seinen Zetteln, stand auf, ging zum Schwarzen Brett,
    läutete mit der Kuhglocke und sagte an. Zuerst Verlust- und Fundsachen: ein Buch, eine einzelne Socke. Wer etwas darüber wußte, hob den Arm. Es folgte der weitere Tagesplan, heute Ausbau und Verschönerung. Das hieß Reparaturen an der Burg, wie Fensterrahmen streichen, Schlösser ölen, Scharniere fetten, Wasserhähne und Heizungsventile prüfen, Moos entfernen, kleine Verputzarbeiten ausführen. Das Interessanteste kam zuletzt.
    „Wir kriegen einen Neuen!“ Ottokar stockte. „Ich meine nicht noch einen Lehrer – einen neuen Mitschüler. Er kommt aus dem Scheichtum Kuwait und soll in den nächsten Tagen hier eintreffen. Ich wollte das nur schon gesagt haben.“
    Die Überraschung äußerte sich in heftigem Stuhlknarzen. Ottokar setzte sich wieder auf seinen Platz. Noch etwa eine Minute mußten die Ritter mit gezogener Sprechbremse ausharren, bis der Rex, wieder mit dem silbernen Glöckchen, die Mahlzeit beendete.
    Jetzt sprudelten die Kommentare, als habe er eine Schleuse zu schnell geöffnet.
    „Mann! Da lernen wir ja
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