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Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Titel: Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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auf den Lippen hielt sie die Aktenmappe fest und wartete, bis sich der Mann hinter der Theke ihr zuwandte. Seit sicherlich fünfzehn Minuten telefonierte er, und selbst wenn eines der Gespräche beendet gewesen war, hatte er sogleich das nächste angenommen, statt sich um den Besuch zu kümmern.
    Endlich legte er den Hörer auf. Sein Kopf bewegte sich in Eileens Richtung, doch genau in dem Moment läutete es erneut.
    »So stressig der Telefondienst ist, ich muss Sie jetzt doch unterbrechen.«
    Wahrscheinlich waren die Worte ein Fehler gewesen, denn der Typ mit einem Gucci-Hemd und Sakko und der auffällig gestreiften Versace-Krawatte nahm lieber das Gespräch entgegen, als sich mit Eileen zu beschäftigen.
    Na gut, ich hab es versucht.
    In ihrem Mikro-Ohrhörer knackte es. Eine vertraute Stimme meldete sich leise.
    »Kommst du voran?«
    Eileen sah den Mann an, der ihr aus dem Augenwinkel heimliche und beinahe boshafte Blicke zuwarf. Wenn sie jetzt ihrer Partnerin Gwendolyn Stylez antwortete, würde er es sicher bemerken. Stattdessen hob Eileen eine Hand ans Ohr und tat so, als spiele sie gelangweilt mit dem Schmuckring am Ohrläppchen. Dabei tippte sie unauffällig auf den Knorpel ihres Ohres vor dem Gehörgang. Zweimal kurz. Das vereinbarte Zeichen, dass sie nicht reden konnte.
    »Also bist du noch nicht drin«, stellte Mrs Stylez’ Stimme fest. »Du solltest dich beeilen. Ich habe hier eine merkwürdige Nachricht von einem Presseagenten abgefangen. Es scheint, als braue sich in den Staaten etwas zusammen. Und ja, bevor du fragst, es könnte etwas mit uns zu tun haben.«
    Einmal Tippen. Okay.
    Entschlossen ließ Eileen das Ohrläppchen los, trat einen Schritt vor, beugte sich über den Tresen und unterbrach die Verbindung des Telefonats. Der Mann vom Empfang starrte sie entgeistert an, dann brauste er auf.
    »Was fällt Ihnen eigentlich …?«
    »Sehr kundenfreundlich, das muss ich Ihnen lassen«, fiel Eileen ihm ins Wort. Ihr Deutsch war mittlerweile fast perfekt. Akzentlos und klar. Sie griff in die Innentasche ihres Blazers und förderte einen Ausweis zutage, den sie dem Typen unter die Nase hielt.
    »Hauptkommissarin Sylvia Schwarz, Bundeskriminalamt.« Der Ausweis war genauso gefälscht wie die Dienstmarke, die hinter der Klarsichthülle im Etui steckte. Dank des Identity Card Creators war zumindest die Herstellung der Karte kein Problem gewesen. Die ovale Metallmarke hatte Mrs Stylez mithilfe einer Rohrform selbst gegossen. Einer genauen Überprüfung würde sie nicht standhalten, doch für das kurze Aufschnappen des Ausweisetuis reichte es gegenüber einem Laien. Mehr brauchte Eileen nicht.
    Bei der Nennung ihres Namens und Dienstgrades wurde der Mann hinter der Theke sofort ruhig, bog seinen Rücken durch und nahm Haltung an. »Es … es tut mir leid. Was kann ich für Sie tun, Frau … Kommissarin?«
    Na endlich hab ich seine Aufmerksamkeit.
    Eileen öffnete die mitgebrachte Dokumentenmappe und zog ein gesiegeltes und unterschriebenes Blatt Papier hervor, das genauso wenig echt war wie ihr Dienstausweis. »Ich bin im Auftrag von Interpol hier und benötige Akteneinsicht. Wer kann mir weiterhelfen?«
    Sie hielt ihm den Wisch hin. Er warf nur einen flüchtigen Blick darauf, stotterte verlegen und griff erneut nach dem Hörer.
    »Ja, Lessing hier, Pforte. Herr Wischnewski, es ist jemand von der Polizei hier und hat Akteneinsicht verlangt.« Eine Pause entstand. »Nein, das hat sie nicht gesagt.« Noch eine. »Ja, eine Beamtin.« Er blickte hoch. »Sagen Sie mir bitte noch einmal …«
    »Schwarz. Hauptkommissarin Schwarz.«
    Lessing gab den Namen weiter, nickte mehrmals und legte dann auf. Er sah zu Eileen hoch.
    »Herr Wischnewski, unser Beauftragter für Datenschutz und -sicherheit, wird sich um Sie kümmern. Bitte nehmen Sie doch Platz.« Er deutete auf eine Sitzgruppe vor dem Empfangstresen.
    Erstaunlich, wie freundlich er auf einmal sein kann, nur weil ich mit dem Ausweis gewedelt habe.
    Eileen schob das fingierte Blatt wieder in die Mappe zurück und blieb stehen, während sie auf Wischnewski wartete. Ihr entging nicht, dass der Wachmann sie musterte. Jedes Mal wenn sie seinen Blick erwiderte, schaute er schnell auf einen seiner Monitore oder wühlte in den Papieren eines Ablagekorbs herum. Nach dem Gespräch mit seinem Vorgesetzten war er zwar umgänglicher geworden, aber auch nervöser.
    Am Ende des Korridors öffnete sich eine Tür. Ein kleiner Mann im anthrazitfarbenen Anzug und mit Brille auf der
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