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Geheimauftrag Phantom

Geheimauftrag Phantom

Titel: Geheimauftrag Phantom
Autoren: Jason Dark
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sagen, überhaupt nichts.« Er blickte auf die Gruppe der Trauernden, die sich auflöste. Die Sargträger hatten sich bereits zurückgezogen, nun folgten die anderen. An der Spitze ging die rothaarige Frau, Madame Sousa.
    Sie sah uns und zögerte unmerklich.
    Ich hatte es trotzdem mitbekommen und ging auf die Frau zu. Madame Sousa war über mein Kommen unterrichtet worden. Ich wollte mich vorstellen und mit ihr reden.
    Sie aber drehte ab und ging hastig weg, als hätte sie etwas zu verbergen gehabt.
    Ich lief ihr nicht nach, sondern schaute mir die Mädchen an. Endlich entdeckte ich Angel Torham. Sie befand sich unter den letzten. Eine schmale Person, die ebenfalls einen Schleier trug. Durch das dünne Gewebe schimmerte ihr blondes Haar. Es wuchs lang und war an verschiedenen Stellen zu Locken gedreht. Den Blick hielt sie gesenkt. Der Schleier bewegte sich im leichten Wind, so daß ich von ihrem Gesicht kaum etwas erkennen konnte.
    Die Trauergäste nahmen nicht den normalen Ausgang, sie schritten auf eine kleine Seitenpforte zu. Dahinter befand sich ein schmaler Parkstreifen, auf dem auch ein Bus im Licht der Sonne stand. Mit ihm fuhren die Schülerinnen wieder zurück.
    »Und Sie«, fragte Tenero, »was haben Sie vor, Mr. Sinclair?«
    Ich lächelte. »Das ist ganz einfach, Leutnant. Ich werde mir ein Bild machen und dem Castello einen Besuch abstatten. Schließlich hat man dort ein Zimmer für mich reserviert.«
    »Da haben Sie recht. Wo steht Ihr Wagen?«
    »An ihrem Büro.«
    »Dann können wir zusammen gehen.«
    Als letzte verließen wir den kleinen Friedhof und traten wieder hinein in die normale, laute Welt, wo uns der Verkehrslärm umfing, der Trubel, die Hektik.
    Zurück ließen wir den Friedhof und drei unaufgeklärte, schreckliche Morde…
    ***
    Angel Torham saß im Bus vorn und direkt neben Madame Sousa. Es war kein Zufall, daß sie diesen Platz eingenommen hatte, die Direktorin hatte es so gewollt.
    Noch schwieg sie, und auch das junge Mädchen sprach kein Wort. Von der Seite her schielte es die ältere Frau an. Auf den Stirnen der beiden lagen Schweißperlen. Im Bus war es warm, eine Klimaanlage gab es nicht. Der Fahrer saß geduckt hinter dem Lenkrad. Beide starrten auf seinen breiten Rücken.
    »Sind alle da?« fragte der Mann, wobei er sich umdrehte.
    »Ja, sie können fahren.« Madame Sousa hatte die Antwort gegeben. Ihre Stimme klang nicht schrill, jedoch hart. Sie besaß dabei einen Unterton, der jeglichen Widerspruch erstickte. Es gab im Internat niemanden, der offiziell anderer Meinung war als sie.
    Der Fahrer grinste unter seinem dichten Schnauzer. »Bin ich froh, daß ich hier wegkomme. Da läuft man ja aus.«
    Er startete den Motor. Durch den Bus, er gehörte nicht eben zu den neuesten Modellen, lief ein Ruck. Langsam setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
    Sein Start war auch das Zeichen für Madame Sousa, sich Angel zuzuwenden. »Ich möchte dich fragen, ob du Angst hast, Angel?«
    Das blonde Mädchen hob die Schultern. »Ich glaube, daß jede von uns Angst hat. Sie auch, Madame.«
    Die Frau nickte. Ihre Hände lagen aufeinander. Dünn schob sich die Haut über die Knochen. »Ja«, gab sie zu, »auch ich habe Angst. Schreckliche Angst sogar.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Die Rektorin räusperte sich. »Wie ich hörte, hat dein Vater jemand aus London geschickt, um dich abzuholen.«
    »Das ist richtig, Madame. Es ist ein gewisser Mr. Sinclair. Ich glaube, ihn schon gesehen zu haben.«
    »Wo?«
    »Auf dem Friedhof. Er stand dort neben Leutnant Tenero.«
    »Ah ja, stimmt.« Madame legte eine Pause ein und betrachtete ihre hell lackierten Fingernägel. »Wirst du fahren, Angel? Willst du mit?«
    »Natürlich. Außerdem hat es mein Vater so gesagt. Ich muß ihm gehorchen, wirklich.«
    »Das ist gut.«
    »Alle werden das Castello verlassen, Madame, alle. Das müssen Sie mir glauben. Die Angst ist einfach zu stark. Sie umfängt uns wie eine Stahlklammer. Wir können nicht mehr atmen. Manchmal kommt es uns vor, als würden die Mauern das Grauen abstrahlen. Das… das Böse lauert an jeder Ecke, in jeder Wand, es wartet nur darauf, aus dem Gestein herauskriechen zu können.«
    »Ist das nicht etwas übertrieben?«
    »Nein, wir denken so.«
    Madame Sousa schaute aus dem Fenster. Der Fahrer hatte die Küstenstraße genommen. Links lag der See, rechts reihten sich die zahlreichen Lokale und Geschäfte nebeneinander auf. Breite Markisen hingen vor den Restaurants und gaben Sonnenschutz. Der Lago selbst
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