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Geheimauftrag Phantom

Geheimauftrag Phantom

Titel: Geheimauftrag Phantom
Autoren: Jason Dark
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schimmerte in einem tiefen Blaugrün. Nur in Ufernähe, wo die Bootsverleiher ihre Plätze hatten, liefen die Wellen aus und hinterließen Schaumstreifen. Auf dem Wasser bildeten die Tret-, Elektro-und Motorboote bunte, hüpfende Farbtupfer. In der Ferne, schon fast am gegenüberliegenden Ufer, zog ein helles Passagierschiff seine Bahn. Die Bänke am Seeufer waren besetzt. Rucksack-Touristen, meist jüngere Leute, hatten es sich dort bequem gemacht und verspeisten die leckeren Baguettes, Sandwiches und Brötchen, die sie in den umliegenden Geschäften gekauft hatten.
    Auf dem roten Pflaster strahlten die gelben Fahrbahnmarkierungen, als wären sie angeleuchtet worden.
    Der Fahrer konnte noch nicht fahren, da sich vor ihm eine Schlange gebildet hatte. Die Motoren der Autos waren abgestellt, man schonte die Umwelt.
    »Willst du denn sofort zurück, wenn dieser Mr. Sinclair mit dir gesprochen hat, Angel?«
    Das Mädchen hob die Schultern. Es strich sich gleichzeitig ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. »Ich weiß es noch nicht. Ich weiß es wirklich nicht, was ich mache, denn es kommt einzig und allein auf ihn an, verstehen Sie? Wenn er will, okay, sonst bleibe ich noch eine Nacht oder zwei.«
    »Ohne oder mit Angst?«
    »Die werde ich auch weiterhin haben. Da unterscheide ich mich nicht von den anderen Schülerinnen.«
    »Hast du denn einen Verdacht, Angel?«
    »Ja und nein.«
    Die Augenbrauen der Frau zogen sich zusammen. »Das verstehe ich nicht. Was heißt das?«
    »Es kann jeder gewesen sein…«
    Madame Sousa setzte sich kerzengerade auf. »Du bist wahnsinnig. Wieso jeder? Auch wir?«
    »Möglich, aber ich denke da weiter. Ich meine, es könnte auch ein Geist oder ein Phantom…«
    »Nein, überhaupt nicht.« Madame Sousa lachte auf. So hatte Angel die Frau noch nie gehört. »Das ist doch der blanke Unsinn, Mädchen. Das stimmt nicht.« Wieder lachte sie. »Ein Geist, ein Gespenst, so etwas gibt es nicht.« Sie krallte sich fest. »So etwas kann es nicht geben, verstehst du das, Angel?«
    Die Schülerin spürte den Druck der Finger. Sie empfand ihn als zu hart.
    »Ich weiß, was Sie meinen, Madame, aber es ist so, daß wir denken, es könnte ein Geist getan haben. Einer, der überall ist, der vielleicht aus dem Wasser steigt oder so.«
    »Ja, Angel, oder so.« Die Rektorin schüttelte den Kopf. »Nein und abermals nein, das kommt nicht in Frage. Ich lasse derartige Bemerkungen erst gar nicht zu, verstehst du das? Damit kannst du mir nicht kommen, das ist verrückt, und ich will nichts mehr davon hören. Kein Wort zu den anderen, dann wird alles um so schlimmer. Das gibt Ärger, das ist ein permanenter Unruheherd im Castello. Ich bitte dich nur um eines, Angel: Fahr rasch zurück nach London. Wir werden das Internat räumen. Bis die Ferien vorbei sind, sieht alles anders aus. Dann wird die Polizei den Täter geschnappt haben, glaube ich.«
    Angel Torham hob nur die Schultern, ansonsten enthielt sie sich eines Kommentars. Sie wollte der Frau ihre wahre Meinung nicht sagen. Es gab eben Dinge, für die eine Person wie Madame Sousa kein Verständnis hatte.
    Für sie war das Thema zudem erledigt. Alle im Bus atmeten auf, als das Castello in Sicht kam. Der Bus fuhr dicht an den Eingang und stoppte dort.
    »So, meine Damen«, sagte der Fahrer. »Jetzt können Sie aussteigen.«
    Schweigend verließen die Schülerinnen das Fahrzeug. Mit ihren Gedanken waren sie noch bei der Beerdigung. Einige Mädchen weinten. Angel gehörte zu den ersten, die hinter den dicken Mauern verschwanden und aufs Zimmer gingen. Dort warf sie sich auf das Bett und drückte das Gesicht in die Kissen. Wie sollte es weitergehen - wie nur…?
    ***
    Leutnant Tenero hatte mir den Weg zum Castello genau beschrieben, so daß ich ihn eigentlich nicht verfehlen konnte. Ich mußte um Ascona herumfahren. Der Verkehr hielt sich in Grenzen, denn in dieser Gegend gab es kaum Restaurants oder die berühmten Grottos, die kleinen, oft in Felsen gebaute Lokale, in denen man so herrlich essen und einen wirklich fabelhaften Wein trinken konnte.
    Häuser, höchstens zweistöckig, versteckten sich hinter Palmen, Agaven und dichten, mit Blüten übersäten Büschen. Der Oleander roch ebenso wie der blühende Hibiskus. Manchmal sah ich auch den See. Sein Ufer wurde oft genug durch die Kronen der mächtigen Bäume abgeschirmt. Über allem schien die Sonne. Sie breitete fast fächerartig ihren prächtigen Schein aus, sie begoß uns mit ihrer Wärme, so daß zwangsläufig
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