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Geheimauftrag Phantom

Geheimauftrag Phantom

Titel: Geheimauftrag Phantom
Autoren: Jason Dark
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Wind war aufgekommen. Die Luft drückte. Schwerer Blütenduft schwängerte sie. Rosen und buschiger Oleander bildeten rotweiße Hecken, über die wie breite Flügel die langen, schmalen Finger der Windmühlenpalmen zitterten. Dieses Ascona war ein herrlicher Flecken Erde. Ein Ort, den der liebe Gott in einer guten Laune erschaffen hatte. Hinzu kamen die Berge und natürlich der Lago Maggiore, der lange See, der wie eine ausgestreckte Zunge zwischen den hohen bewaldeten Bergen lag.
    Lichter bildeten an gewissen Uferstrecken kompakte, funkelnde Inseln, die wie Sternenhaufen schimmerten. Weiter oben, an den Flanken der Berge verloren sich die hellen Punkte. Dort blinkte nur hin und wieder ein Licht, als wollte es darauf hinweisen, daß auch dort noch Menschen wohnten.
    Claudine war zu Fuß zu ihrem Freund gegangen. Sie hatte nicht sehr weit zu laufen. Etwas außerhalb des Ortes, in Richtung Italien, lag das Internat, von allen nur ›Castello‹ genannt, weil es aus einer Zeit stammte, wo man noch so gebaut hatte. Ein altes Gebäude, durch private Gelder restauriert, ein Schmuckstück etwas oberhalb des Sees, umgeben von Tennisplätzen und anderen Sportanlagen. Man hatte den benötigten Platz dafür dem Berg geraubt…
    Die Innenstadt lag links von diesen Anlagen. Bei diesem Wetter schlief noch niemand. Da spielte sich das Leben auf den Piazzas, den zahlreichen kleinen Plätzen ab, da wehten Musik und Gesang durch die Gassen, vermischt mit dem Wirrwarr der Stimmen und der Gerüche, die aus den offenen Küchenfenstern der kleinen Grottos und Osterias wehten.
    Ein Leben, das auch Claudine liebte. Sie wäre gern hingegangen, doch es gab im Internat gewisse Regeln, die sie einhalten mußte. Pünktlichkeit war angesagt. Wer unpünktlich war, mußte mit einer Strafe rechnen, da kannte die Rektorin kein Pardon.
    Wie sie wirklich hieß, wußte kaum jemand, alle nannten sie nur Madame Sousa. Die Mutter mußte Französin gewesen sein, der Vater Tessiner. Und Madame Sousa verschaffte sich Respekt, nicht durch schwere Züchtigungen, wie man es aus den alten Internaten kannte, nein, sie liebte das Wort, den reinen Spott, den Hohn, mit denen sie die Mädchen drangsalierte und fertigmachen konnte, wenn es nötig war. Um den normalen Weg parallel zum Ufer zu nehmen, reichte ihr die Zeit nicht mehr. Wer sich länger im Internat aufhielt, der kannte schon sehr bald die Schleichwege, die den Hang hinaufführten und kaum zu entdecken waren. Schmale Pfade, die sich durch die Vegetation schlängelten, die mit Blütenduft erfüllte Tunnels waren, einsam in der Nacht und auch tagsüber kaum frequentiert.
    Die Luft war schwer. Wenn Claudine einatmete, glaubte sie, den Blütenstaub zu schmecken.
    Ein schwerer Duft, der den Mund und die Atemwege ausfüllte. Zunächst war der Weg noch steinig. Rechts und links wuchsen die Büsche sehr dicht an den Weg heran. Nicht nur einmal streiften Blätter ihr Gesicht, es waren auch Zweige da, die nach ihren Schultern griffen und über ihre Arme fuhren. Insekten hatten sich zusammengeballt. Manchmal stürzten sie sich auf das Opfer, wenn Claudine durch die summenden und zuckenden Haufen lief.
    Schwach schimmerte die dunkelblaue Fläche des Himmels durch die Lücken. Wenn Claudine den Kopf nach hinten legte, sah sie die Sterne in ihrem funkelnden Glanz.
    Sie hatten ja ungemein viel Platz, um sich auf der weiten Fläche des Himmels auszubreiten.
    Ein herrliches Bild, das sie vom Fenster ihres Zimmers oft genug genossen hatte.
    In dieser Nacht konnte sich Claudine daran nicht erfreuen, und schuld war einzig und allein ihr Freund. Abgeschoben hatte er sie, einfach zur Seite gedrückt, als wäre sie kein Mensch, sondern nur ein Stück Holz. Mein Gott, was war sie dumm gewesen.
    Claudine war stark erregt.
    Sie dachte ausschließlich an ihren Freund und kümmerte sich nicht um die Umgebung, die einen waldartigen Charakter hatte. Den Weg kannte sie. Er führte zuerst steil bergauf, dann flachte er etwas ab.
    Schwere Luft umgab sie wie ein Vorhang. Claudine schwitzte, die Haut glänzte wie eingerieben. Hin und wieder schreckte sie schlafende Vögel hoch, die wegflatterten.
    Das Mädchen war nur mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, an eine Gefahr dachte es nicht. Die war jedoch vorhanden!
    Hinter ihr war plötzlich, aus der Kurve heraus, der Schatten mit dem Messer aufgetaucht.
    Ein unheimlicher Todesbote, der nicht zu hören war, auch keine Hindernisse kannte, denn er huschte einfach um die Dinge, die sich ihm in
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