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Geheimauftrag Phantom

Geheimauftrag Phantom

Titel: Geheimauftrag Phantom
Autoren: Jason Dark
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Internat eine besondere Stellung einnehmen, das spürte ich sofort.
    Die Person, auf die es mir ankam, hieß Angel Torham. Ich hatte ein Bild von ihr gesehen und versuchte nun, sie ausfindig zu machen. Es war nicht einfach, da die um das Grab herumstehenden Mädchen durch ihre Kleidung uniform wirkten.
    Angel war blond, das wußte ich. Ich wußte auch, daß ihr Gesicht etwas Engelhaftes besaß. Sie entdeckte ich nicht, dafür einen Mann, der irgendwie nicht in die Gruppe hineinpaßte. Er war dunkelhaarig, trug eine Sonnenbrille, und sein beiger Leinenanzug zeigte Knitterfalten. Der Mann war kleiner als ich, dafür breiter in den Schultern. Er hielt sich im Hintergrund auf und tat so, als würde ihn die Beerdigung nichts angehen, aber er drehte jetzt den Kopf und schaute mich direkt an.
    Ich wich seinem Blick nicht aus.
    Der andere, es konnte nur Leutnant Tonero sein, erstarrte für einen Moment. Er wußte mich nicht einzuordnen, dachte nach und hob die Hand, als wollte er mich grüßen.
    Ich winkte kurz zurück.
    Der Mann hatte mich verstanden. Er kam mit langsamen Schritten auf mich zu.
    »Sie sind Mr. Sinclair?« sprach er mich in meiner Heimatsprache an.
    »Ja.«
    »Tenero.«
    Wir reichten uns die Hand. Sein Druck war kräftig, er strahlte direkt Energie aus.
    »Die dritte Tote, nicht wahr?« fragte ich leise. Tenero nickte.
    »Leider, und wir haben nicht die geringste Spur von dem Mörder.«
    »Auch keinen Verdacht.«
    Er verzog die schmalen Lippen. »Was heißt Verdacht, Mr. Sinclair? Es gibt einen und es gibt doch keinen, wenn Sie verstehen. Wahrscheinlich nicht«, redete er weiter. »Wissen Sie, die Mädchen haben auch nachgedacht und finden, daß es ein Phantom gewesen ist, daß ihre drei Mitschülerinnen getötet hat. Sie können sich vorstellen, was im Internat los ist. Die Angst geht um. Es sind nur noch wenige Tage bis zum Beginn der Ferien. Man überlegt, ob die Schule früher geschlossen werden soll.«
    »Das wäre am besten.«
    »Vielleicht wird in den nächsten beiden Tagen Schluß sein, aber das hat die Direktorin zu bestimmen.«
    »Ist es die rothaarige Frau?«
    Tenero lächelte anerkennend. »Sie haben einen guten Blick, Mr. Sinclair.«
    »Irgendwie macht sie auf mich einen respektgebietenden Eindruck, wenn Sie verstehen.«
    »Natürlich. Sie heißt übrigens Madame Sousa.«
    »Französin?«
    »Nein, Schweizerin. Madame Sousa stammt aus dem Gebiet des Lac Leman.«
    »Genfer See?«
    »Richtig. Sie leitet das Internat mit ihrer bekannten Strenge und nach den alten Werten. Die Schülerinnen müssen kuschen, selbst die alteren.« Tenero hob die Schultern. »Für meine Tochter wäre es nichts, die ist freier erzogen worden.«
    »Was sagen die Eltern der Toten?«
    »Die sind fertig, aber einen Verdacht haben sie auch nicht.« Tenero legte den Kopf schief. »Sie sind also hergekommen, um ein Mädchen abzuholen, dessen Vater eine wichtige Persönlichkeit in ihrem Land ist, wenn ich mich nicht irre.«
    »So ist es.«
    Er räusperte sich. »Wollen Sie mir nicht dabei helfen, den Killer zu fangen?«
    Ich lächelte. »Es wäre toll, wenn wir es schaffen würden. Aber das ist Ihre Sache. Ihre Dienststelle hat bei uns nicht offiziell um Amtshilfe gebeten. Ich bin mehr privat in Ascona, wenn Sie verstehen.«
    »Das ist klar.« Tenero knetete sein Kinn. »Wissen Sie, wir sind dabei, eine Sonderkommission aufzustellen. Die dritte, schreckliche Tat hat nicht nur die Kantonshauptstadt Bellinzona aufgeschreckt, es hat sich bis Bern herumgesprochen, was geschehen ist.« Er hob die Schultern. »Nun ja, wir werden sehen.«
    »Das Internat liegt etwas außerhalb, nicht wahr?«
    »Ja, allerdings am See. Umgeben von einem riesigen Park, was auch so sein muß. Wenn der Lago Hochwasser führt, reichen die Fluten oft bis dicht an die Mauern heran.«
    »Sie haben nichts Negatives über die Schule gehört?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Das Internat wird bei den Schülerinnen das Castello genannt, weil es schloßartig gebaut worden ist. Allerdings nicht wuchtig, sondern klein, irgendwie geduckt. Es paßt sich der Gegend hervorragend an und ist kaum zu entdecken, weil auch alter Baumbestand das Grundstück umgibt.«
    »Kennen Sie alle Schülerinnen?«
    »Mittlerweile schon.«
    »Wer ist Angel Torham? Sie ist mir bisher nur vom Bild bekannt. In natura habe ich sie noch nicht gesehen.«
    Tenero mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um die Mädchen in der Gruppe ausmachen zu können. Er krauste dabei die Stirn. »Die sehen ziemlich
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