Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimauftrag: Liebe

Geheimauftrag: Liebe

Titel: Geheimauftrag: Liebe
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
Versuchungen des Kekstellers, musterte sie. Wenn er einfach und ehrlich antwortete, wie standen dann seine Chancen, etwas aus ihr herauszubekommen? »Mein früherer Vorgesetzter hat mich gebeten, mich hier in der Gegend umzusehen und umzuhören.«
    Und wie sollte er weitermachen? Er konnte die Frage in ihren graublauen Augen lesen und wunderte sich, dass sie so überaus vorsichtig wirkte.
    »Dieser Vorgesetzte …« Sie zögerte, dann fragte sie: »Wo genau hast du gedient, Charles?«

    Das wussten nur sehr wenige. »Weder in der Armee noch in der Marine.«
    »Welches Regiment?«
    »Theoretisch gehörte ich zu den Garderegimentern.«
    »Und in Wirklichkeit?«
    Wenn er es ihr nicht sagte, würde sie den Rest nicht verstehen.
    Sie runzelte die Stirn. »Wo warst du all die Jahre?«
    »In Toulouse.«
    Sie blinzelte, ihr Stirnrunzeln verstärkte sich. »Bei deinen Verwandten mütterlicherseits?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die sind außer Landes. Ein Stück weiter südlich von da, sodass mein Akzent und mein Äußeres nicht auffielen, aber weit genug weg, um nicht wiedererkannt zu werden.«
    Jetzt verstand sie, begriff nach und nach, was er damit sagte. In ihre Augen trat ein entrückter Ausdruck, ihre Miene wurde ausdruckslos, dann richtete sie jäh ihren Blick auf sein Gesicht, verbarg nicht ihren Schrecken und ihr Entsetzen. »Du warst ein Spion?«
    Er hatte sich innerlich gerüstet für diese Frage und blieb scheinbar gleichmütig. »Ein inoffizieller Agent der Regierung Seiner Majestät.«
    Der Kessel begann genau in diesem Moment zu pfeifen. Seine Worte hatten gelassen und weltmännisch geklungen, beinahe wegwerfend. Aber mit einem Mal hatte er das Gefühl, dringend einen Schluck Tee zu brauchen.
    Sie stand auf, starrte ihn immer noch an, den Mund leicht geöffnet. Ihre Augen waren groß, aber er konnte den Ausdruck darin nicht sehen. Dann drehte sie sich um, nahm den Kessel und goss das kochende Wasser über die Blätter. Sie stellte ihn wieder ab, schwenkte die Kanne und ließ den Tee ziehen.
    Als sie sich wieder zu ihm umwandte, glitt ihr Blick über
sein Gesicht. Sie rieb ihre Hände über ihre Hosen und setzte sich langsam. Dieses Mal lehnte sie sich vor, das Kerzenlicht erreichte ihre Augen.
    »All die Jahre?«
    Bis zu diesem Moment hatte er keine Ahnung gehabt, wie sie reagierte, ob sie entsetzt wäre wegen der Ehrlosigkeit, mit der viele die Tätigkeit eines Spions gleichsetzten, oder ob sie verstehen würde.
    Sie verstand. Eine schwere Last schien von seinen Schultern genommen. Er atmete ein, zuckte die Achseln. »Jemand musste es tun.«
    »Aber von wann an?«
    »Ich wurde rekrutiert, sobald ich zur Garde kam.«
    »Aber du warst doch gerade erst zwanzig.« Sie klang entsetzt – und sie war es auch.
    »Ich war zur Hälfte Franzose, sah fraglos französisch aus und sprach so, als ob ich aus Südfrankreich stammte. Es war also kein Problem.« Er fing ihren Blick auf. »Und ich war mehr als reif, mich in ein verrücktes Abenteuer zu stürzen.«
    Er würde ihr nie verraten, dass sie ihren Teil zu dieser Verrücktheit beigetragen hatte.
    »Aber …« Sie versuchte, sich einen Reim darauf zu machen.
    Er seufzte. »Damals war es noch nicht schwer, nach Frankreich zu gelangen. Binnen weniger Monate lebte ich mit einer falschen Identität als einfacher Geschäftsmann in Toulouse.«
    Sie betrachtete ihn argwöhnisch. »Du siehst doch viel zu aristokratisch aus und benimmst dich auch so. Deine Arroganz müsste dich eigentlich jederzeit und überall verraten haben.«
    Er lächelte, zeigte dabei seine Zähne. »Ich habe das Gerücht ausgestreut, ich sei der Bastard einer inzwischen ausgestorbenen Familie, auf deren Grab ich nur zu gerne tanzen würde.«

    Sie musterte ihn prüfend, dann nickte sie. »In Ordnung. Und dann hast du was getan?«
    »Ich habe mich konsequent bemüht, mit jedem militärischen und zivilen Würdenträger auf gutem Fuße zu stehen, und dabei so viele Informationen wie möglich gesammelt.«
    Wie genau er das angestellt hatte, das wollte er lieber nicht preisgeben. Zum Glück fragte sie nicht danach.
    »Du hast also die Informationen hergeschickt, bist aber selbst dort geblieben. Die ganze Zeit?«
    »Ja.«
    Sie stand auf, um den Tee zu holen, kehrte zum Tisch zurück und schenkte sich ein. Er beobachtete sie dabei, von der einfachen häuslichen Tätigkeit seltsam berührt. Sie war so abgelenkt, dass sie nichts zu bemerken schien. Als sie sich vorbeugte, um seine Tasse zu füllen, wanderte sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher