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Geheimauftrag: Liebe

Geheimauftrag: Liebe

Titel: Geheimauftrag: Liebe
Autoren: Stephanie Laurens
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verspürte den Drang, sich mit einer Hand durchs Haar zu fahren, die langen Strähnen zu lösen, die sie zu einem glatten Knoten aufgesteckt hatte, aber sie trug noch ihren breitkrempigen Hut. In Hosen und eine alte Reitjacke gekleidet hatte sie den Tag und den ganzen Abend damit verbracht, heimlich ihrem entfernten Cousin Nicholas Selborne, Viscount Arbry, zu folgen und sein Treiben zu beobachten.
    Nicholas war der einzige Sohn des Marquis of Amberly, der nach dem Tod ihres Bruders Granville Wallingham Hall, ihr Zuhause, geerbt hatte, das nur wenige Meilen von hier entfernt lag. Während sie für den Marquis selbst, dem sie ein paarmal begegnet war, Achtung und milde Zuneigung empfand, wusste sie nicht recht, was sie von dem Sohn halten sollte. Seit Nicholas vergangenen Februar ohne Vorankündigung nach Wallingham gekommen war, um sie über Granvilles Gewohnheiten und seinen Umgang auszufragen, hatte sie Verdacht geschöpft. Warum wollte er all das wissen? Doch als Nicholas nach nur fünf Tagen wieder abreiste, hoffte sie, dass damit die Sache erledigt sei.
    War sie aber anscheinend nicht, denn seit gestern Abend weilte Nicholas erneut auf Wallingham, wo er den ganzen heutigen Tag damit zugebracht hatte, die verschiedenen Schmugglerhöhlen aufzusuchen, die die Küste säumten. Am Abend war er zwei Stunden in einer Taverne in Polruan gewesen, wie sie von einem nahen Gehölz aus beobachten konnte. Eine Taverne aufzusuchen, das wäre für sie unmöglich gewesen, wenigstens nicht alleine.
    Verärgert und in immer größerer Sorge hatte sie gewartet, bis Nicholas wieder herauskam, um ihm dann durch die Nacht
zu folgen. Als sie sicher zu wissen glaubte, dass er nach Wallingham zurückkehrte, wendete sie ihre Stute nach Norden, um zur Abbey zu reiten, ihren sicheren Zufluchtsort.
    Während des langen Wartens zwischen den Bäumen hatte sie darüber nachgedacht, auf welche Weise sich in Erfahrung bringen ließ, was Nicholas in den Tavernen, die er zu besuchen pflegte, so trieb, aber es gelang ihr nicht, einen Plan zu fassen. Und es wollte ihr auch nichts einfallen, was letztlich dahinterstecken mochte und warum sie Nicholas so sehr misstraute.
    Sie schob die quälenden Gedanken beiseite, denn nach dem langen Tag fühlte sie sich müde und erschöpft. So sehr, dass sie kaum denken konnte. Sie beschloss, erst einmal ausgiebig zu schlafen – morgen würde sie dann weitersehen.
    Am Ende der Galerie bog sie in den Flur ein. Das zweite Gästezimmer ganz hinten stand immer zu ihrer Verfügung, wenn ihr der Sinn danach stand, ihre Patentante zu besuchen. Das war so seit einem Jahrzehnt, und die Dienerschaft der Abbey richtete mittlerweile alles für den Fall her, dass sie plötzlich auftauchen sollte. Das Bett war stets bezogen, das Holz im Kamin lag bereit.
    Sie schaute durch die hohen, vorhanglosen Fenster der Galerie, die auf den Hof mit dem Springbrunnen hinausgingen, und beschloss, heute kein Feuer mehr anzuzünden. Sie war todmüde. Alles, was sie wollte, war, Hosen und Stiefel auszuziehen, Jacke und Hemd abzustreifen und unter die Decke zu kriechen. Schlafen, nur schlafen.
    Sie atmete tief durch und drehte sich zur Tür ihres Zimmers um, griff nach der Klinke.
    Ein großer Schatten sprang von links auf sie zu.
    Panik erfasste sie. Sie schaute hin …
    »Aha…«
    Dann erkannte sie ihn, wollte eine Hand vor den Mund
schlagen, um den Schrei zu ersticken, aber er war schneller. Seine harte Hand presste sich fest auf ihre Lippen.
    Einen Moment lang starrte sie in seine Augen, die sie dunkel und unergründlich betrachteten, wenige Zoll von den ihren entfernt. Sie war sich überdeutlich der Hitze seiner Haut an ihren Lippen bewusst.
    Da war er, groß und breitschultrig in der Dunkelheit neben ihr. Wenn die Zeit stillstehen konnte, so tat sie es jetzt, in diesem Moment.
    Dann kehrte die Realität zurück. Sie versteifte sich, ließ die Hand sinken und wich einen Schritt zurück. Auch er nahm seine Hand weg und ließ sie los, betrachtete aus schmalen Augen forschend ihr Gesicht.
    Sie holte tief Luft, schaute ihn weiter an. Ihr Herz schlug immer noch bis zum Hals. »Zur Hölle mit dir, Charles, was zum Teufel soll das heißen, mich derart zu Tode zu erschrecken?« Mit ihm konnte man nur fertigwerden, indem man von Beginn an die Zügel an sich riss und sie nicht wieder hergab. »Wenigstens hättest du mich ansprechen oder einen warnenden Laut von dir geben können.«
    Er hob eine Augenbraue, richtete seine Augen auf ihren Hut,
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