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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Autoren: Cathy Kelly
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Zeit stecken geblieben war. Evie hatte es aufgegeben, Cara zu verschönern; doch es tat ihr in der Seele weh, wie sich ihre Schwester unter all der schrecklichen Männerkleidung verschanzte.
    Wenn sie sich nicht bald mehr Mühe gab, würde sie schnell zum alten Eisen gehören, endlose Wiederholungen von Ally McBeal sehen und dazu Eiskrem essen, während andere Menschen ein ausgefülltes Leben gestalteten. Caras Zukunft sah nicht sonderlich lustig aus, so viel konnte Evie aus eigener Erfahrung bestätigen.
    »Was ist das für eine Weihnachtsfeier heute Abend? Geschäftlich oder zum Vergnügen?«, erkundigte sich Gwen und lenkte Evie von ihren Gedanken über Cara ab.
    »Sie wird von der Firma meines Verlobten veranstaltet«, antwortete sie. Das Wort »Verlobter« hörte sich immer noch eine Spur aufregend an. Es war ein ausdrucksstarkes Wort und symbolisierte sowohl Romantik als auch Stabilität. Jemand, der einen so sehr liebte, dass er einen heiraten wollte.
    »Verlobter! Ooooh!«, kreischte die Friseurin. »Sie haben sich verlobt? Meinen Glückwunsch! Aber wann denn? Zeigen Sie mir doch bitte Ihren Ring!«
    Errötend hob Evie die Hand, damit Gwen das Juwel bewundern konnte.
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich selber das vermisse«, sagte sie und bewunderte mit aufgerissenen Augen den großen Stein an Evies schmalem Finger. »Er ist wunderschön«, seufzte sie. »Aber wann haben Sie sich denn verlobt? Vor kurzem?«
    »Ende September«, erwiderte Evie. »Als ich mir das letzte Mal die Haare schneiden ließ, waren Sie nicht da.«
    »Erzählen Sie mir alles ausführlich«, verlangte Gwen. »Ich habe ein wenig Romantik in meinem Leben bitter nötig.«
    Evie grinste. »Geht es uns nicht allen so?«
    Ein wenig seltsam fand Evie es schon, sich in ihrem Alter noch zu verloben. So etwas passte zu eben Zwanzigjährigen, die seit ihrer Kindheit mit einer Barbie-Puppe in weißer Robe gespielt hatten und sich nach einer gigantischen Hochzeit samt siebzehn Brautjungfern sehnten. Gemäß ihrer konservativen Auffassung meinte sie, dass die meisten Bräute im reiferen Alter zurückhaltende cremefarbene Kostüme und artige Hüte trugen, außerdem die Hochzeit lediglich auf dem Standesamt begingen.
    »Auf gar keinen Fall möchte ich albern wirken«, hatte sie Simon gegenüber geäußert. Albern zu wirken war ihre größte Sorge. In jeder Situation würdevoll zu erscheinen, gab sie sich alle Mühe. Das war das Einzige gewesen, worauf sie sich hatte verlassen können, als sie plötzlich, selbst fast noch ein Kind, als verwitwete Mutter dagestanden hatte. Man hätte sie leicht ausnutzen können, sie, eine niedliche, arglose Einundzwanzigjährige mit leuchtenden Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht wie ein Kind in einem Spielwarenladen. Doch niemand wäre der ernsten, würdevollen und sehr aufmerksamen Frau zu nahe getreten, in die sie sich über Nacht verwandelt hatte. Genau hier hatte sich ihre »miesepetrige Miene« als sehr nützlich erwiesen, selbst wenn Rosie sie nicht ausstehen konnte.
    »Werden Sie eine richtige Hochzeitsfeier veranstalten?«, erkundigte Gwen sich.
    »Ja.«
    Simon war noch nie verheiratet gewesen und wünschte sich ein Fest in großem Stil. Und Evie, eine heimliche Romantikerin, hatte sich die ganze Schleier-Hochzeitsmarsch-Konfetti-Zeremonie zugestanden.
    Ihre Mundwinkel bogen sich bei dem Gedanken an das von ihr ausgesuchte, altmodisch chamoisfarbene Kleid aus einer der Brautzeitschriften nach oben. Die Zeitschrift hatte sie im Büro unter einem Stapel Hefter versteckt. Schmale Seidenbändchen kreuzten sich auf dem eng anliegenden Oberteil, und winzige Seidenröschen bevölkerten den Saum. Einfach ein Traum! Es fehlte einzig und allein der Ritter auf einem weißen Pferd. Bei ihrer ersten Hochzeit hatte man sie von ihrer Kleiderauswahl abbringen können: das sollte ihr nicht ein zweites Mal passieren.
    »Rosie, ich bin zurück«, rief Evie, knallte die Haustür mit der Hüfte zu und ließ die durchnässte Einkaufstüte auf den Teppich im Flur fallen. Sie band sich das große Kopftuch ab und achtete darauf, dass nicht ein einziger Tropfen Regen ihre Frisur benetzte.
    Es hatte eine Stunde mit aufgeheizten Wicklern gebraucht, um die lockeren Wellen entstehen zu lassen, die Gwen ihr empfohlen hatte. Evie wollte das Resultat nicht mit einer außerplanmäßigen Dusche ruinieren.
    »Rosie«, rief sie erneut und etwas lauter. Keine Antwort. Evie streifte den Regenmantel ab und schleppte die
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