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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Autoren: Cathy Kelly
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dunklen Haars hatte sich aus dem eleganten Knoten in ihrem Nacken gelöst, und er steckte sie zärtlich hinter ihrem Ohr fest, ehe er mit den Fingerspitzen über ihre Wange fuhr.
    Er liebte ihr Gesicht, liebte es, die kleine Stupsnase und die vollen Lippen zu küssen - die Linie ihrer Augenbrauen nachzuzeichnen, die sich über ihren weit auseinander liegenden braungrünen Augen unter einem dichten Pony wölbten.
    »Bei unserer ersten Begegnung hätte mir eigentlich sofort auffallen müssen, dass du ein Supermodel bist, meine süße Evie«, bemerkte er häufig. »Du bist so schön, so weiblich.«
    Dieses Mal jedoch sagte er das nicht. Stattdessen schnippte er mit den Fingern. Wie von Zauberhand erschien ein Musikertrio und geigte Zigeunerweisen, die sie für alle Zeiten an diesen magischen Augenblick erinnern würden.
    Dann lächelte er. Es war jenes geheimnisvolle Lächeln, das sie bereits vor vielen Monaten in Venedig fasziniert hatte, als sie beide auf das Motorboot gewartet hatten, das sie zum Hotel Cipriani bringen sollte. Langsam zog er ein Lederetui von Tiffany aus seiner Westentasche, sank vor ihr auf die Knie und öffnete es.
    Ein märchenhafter Diamant funkelte sie an. Sein Glanz und ihre Freudentränen ließen sein Gesicht ganz verschwommen erscheinen.
    »Willst du mich heiraten, Liebling?«, fragte er...
    »Haben Sie den Bericht schon fertig?«, erkundigte sich ihr Chef.
    Evie warf Davis Wentworth III einen vorwurfsvollen Blick zu, dass er auch nur hatte annehmen können, sie würde einen Bericht für zwölf Uhr nicht rechtzeitig fertig geschrieben haben! Nach sieben Jahren Zusammenarbeit mit seiner persönlichen Assistentin müsste er wissen, dass sie sich eher die Finger wund schreiben würde, als sich mit einem Auftrag zu verspäten. Selbst dann, wenn es sich um ein derart einschläferndes Dokument wie die neuesten Alarmvorschriften für einen der Stammkunden der Firma Wentworth Alarmsysteme handelte.
    »Selbstverständlich ist er fertig«, erwiderte sie gekränkt. »Seit einer Stunde bereits liegt er auf Ihrem Schreibtisch.«
    »Entschuldigen Sie, Evie«, murmelte er, mit den Gedanken offenbar ganz woanders. »Was für eine dumme Frage von mir.«
    Er schlurfte in Richtung seines Büros, wobei ihm das offene Jackett über die breiten Hüften flatterte. Offenbar hielt er sich nicht an seine Diät, dachte Evie, als sie sah, wie seine bullige Gestalt sich durch den engen Raum zwischen den Aktenschränken und dem Schreibtisch der neuen Angestellten hindurchkämpfte.
    Es war sinnlos, Davis fettarme Suppen und Sandwichs ohne Mayonnaise anstelle seiner geliebten Pies mit Schweinefleisch zum Mittagessen zu besorgen, da er zu Hause offenbar den ganzen Abend vor dem Kühlschrank verbrachte und sich voll stopfte. Der Arme, denn sie mochte ihn wirklich gern. Doch wenn er sich nicht bald zusammenriss, würde er seinen sechzigsten Geburtstag wohl kaum mehr erleben.
    Evie blickte auf die Uhr. Bald würde sie ihm sein Mittagessen besorgen müssen. Sie sollte lieber mit den Tagträumereien über attraktive Männer und Zigeunermusik aufhören, wenn sie bis um eins fertig sein wollte.
    Ein letztes Mal dehnte sie ihre müden Finger, bewunderte ihren Verlobungsring und starrte auf die Tastatur.
    Simons Heiratsantrag war wirklich sehr schön gewesen, auf die ihm eigene Art jedenfalls. Das »Carriage Lamp« galt als Luxus-Restaurant. Dennoch hatte ihr romantischer Abend nicht besonders stimmungsvoll angefangen, da zunächst noch Kinder anwesend waren. Einem Dreijährigen am Nachbartisch zuhören zu müssen, wie er gierig nach mehr Fis und mehr Fritten brüllte, war nicht sonderlich erhebend gewesen.
    »Gott sei Dank sind sie weg«, hatte Simon erleichtert ausgestoßen, als die Familie samt Sprössling nach zwanzig Minuten kindlichen Wutausbruchs gegangen war. »Bei dem Lärm kann ich mich nicht konzentrieren.«
    »Auf was möchtest du dich denn konzentrieren?«, hatte Evie ohne sonderliches Interesse nachgehakt; denn sie grübelte ihrerseits darüber nach, ob die Serviererin wohl noch mit ihrer Vorspeise, einem Teller Krebsküchlein, auftauchen würde. Sie war kurz vorm Verhungern.
    »Was ich dich fragen möchte«, erwiderte er nervös.
    Evie reckte nicht mehr den Hals zur Seite, sondern blickte zu dem Mann hinüber, mit dem sie nunmehr seit anderthalb Jahren ein Verhältnis hatte. Simon schob seine Hornbrille die elegant geschwungene Nase hoch und atmete tief durch. Sein knochiges Gesicht war ernst, ebenso der Ausdruck
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