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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Autoren: Cathy Kelly
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als Trost empfand. Aus diesem Grund hatte sie niemals laut ausgesprochen, dass sie jegliche Erinnerung hatte wegwerfen und gegen die Sinnlosigkeit des Lebens hatte rebellieren wollen.
    Simon wartete, wie gewohnt, geduldig. Evie sah in sein freundliches, hoffnungsvolles Gesicht und lächelte. Es war jenes Lächeln, bei dem sich ihre Grübchen zeigten.
    Er hatte begriffen und ließ den Verlobungsring über ihren Finger gleiten.
    »Ich bin so glücklich«, stammelte er. Den ganzen Abend über kam er ihr so selig vor, als ob er im Lotto gewonnen hätte, dachte Evie, gerührt über sein idiotisches Grinsen.
    Sie tranken die Flasche Weißwein komplett aus - wobei Simon den Löwenanteil für sich beanspruchte. Noch nie zuvor hatte sie ihn so viel trinken sehen, und es war lustig gewesen. Er hatte sie durch seine dicken Brillengläser angesehen, ihre Hand festgehalten und ihr gesagt, wie wunderbar sie sei.
    »Ich bin sehr glücklich, dass du mich heiratest«, wiederholte er leicht lallend.
    Evie hatte sein sandblondes Haar gestreichelt und es dort geglättet, wo es von seinen Fingern zerwühlt war.
    Weder hatte es Zigeunermusik noch Champagner noch einen elektrischen Schlag gegeben, als sich ihre Hände über den Tisch hinweg berührten. Simon Todd, ein vierzig Jahre alter Versicherungsfachmann mit einem hübsch eingerichteten Stadthaus samt Innenhof, ein fanatischer Squashspieler, war kein romantischer Held.
    Er gehörte nicht zu jenen Männern, die mit einer unbekannten Schönen auf einem italienischen Segelboot flirteten oder auf dem Boden kniend um ihre Hand anhielten, während im Hintergrund die Mandolinen erklangen.
    Andererseits gestand sich Evie lächelnd ein, dass auch sie kein Supermodel war. Es sei denn, diese waren heutzutage siebenunddreißig Jahre alt und besaßen Zellulitis, Schwangerschaftsstreifen und eine Tochter im Teenageralter.
    Iman war zwar auch über dreißig und hatte einen Teenager zu Hause, aber sie zählte nicht. Sie war eine somalische Gazelle und schien aus einem edlen Stück Ebenholz geschnitzt zu sein. Schlank wie ein Schilfrohr besaß sie lange, sehr lange Beine und einen beneidenswert üppigen Busen.
    Evie hatte zwar keine langen Beine, doch was den Busen betraf, konnte sie durchaus mithalten.
    Sie betrachtete ihre vernünftige Bluse von Marks & Spencer. Selbst wenn sie eine Lidkorrektur nötig haben sollte, um ihre Krähenfüße zu mildern, eine Brustoperation würde sie ganz sicher niemals brauchen. Körbchengröße 85 C war weiß der Himmel üppig genug.
    Simon liebte ihren Busen. Nicht, dass er das jemals laut ausgesprochen hätte; doch seine Blicke, wenn sie ihr eng anliegendes Samtkleid trug, sprachen Bände. Ebendieses Kleid würde sie heute Abend zur Weihnachtsparty seiner Firma tragen.
    Verdammt! Evie stöhnte auf. Fast hätte sie ihren Friseurtermin in der Mittagspause vergessen, um sich dort chic frisieren zu lassen. Nun würde sie doch nicht den Lunch für Davis besorgen können. Außerdem hatte sie noch so viel zu erledigen, bevor sie ihren Schreibtisch verlassen konnte ganz abgesehen davon, dass sie bei ihrer neuen Assistentin nachsehen musste, ob diese nicht die Hälfte der Dateien gelöscht hatte, anstatt ein paar Briefe zu schreiben.
    Als sie eine Stunde später geduldig beim Friseur wartete und dabei die Zeitschriften durchblätterte sowie die anderen beobachtete, grübelte sie darüber nach, ob sie nicht eine Veränderung vornehmen sollte. Nachdenklich strich sie sich über die hellbraunen Haare. Diese Frisur trug sie bereits seit einer Ewigkeit. Die Haare hingen von einem Mittelscheitel aus glatt nach unten, wobei sie sie meist zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammenband. Bei jeder anderen Frau hätte dieser Stil sehr streng gewirkt. Doch streng aussehen konnte man kaum, wenn man weit auseinander liegende grünbraune Augen und eine Stupsnase hatte - dazu Grübchen, die sich beim Lächeln auf den vollen Wangen zeigten.
    Evie sehnte sich danach, rassig zu wirken. Sie träumte von slawischen Wangenknochen, einer gebogenen Nase und einem stählernen Blick, der ihre Umwelt augenblicklich zum Schweigen bringen konnte.
    Doch zu einem Gesicht, das man allgemein als niedlich beschreiben würde, passte ein stählerner Blick einfach nicht. Dass sie dazu noch klein war und die Figur einer Miniaturvenus besaß, machte die Sache nicht besser - noch dazu eine Venus, die gerne Toastbrot mit Käse und Mayonnaisesandwichs aß. Wenigstens hatte Rosie die schlanke Figur ihres Vaters
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