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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Lynn Raye Harris
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das Restaurantfenster abgelichtet, ausgerechnet in dem Moment, als Leo sie voller Leidenschaft geküsst hatte, bevor sie ins Hotel zurückgekehrt waren.
    Zu Annas Enttäuschung hatte er sich ihr seit jener Nacht nicht mehr genähert. Jetzt war ihm offenbar nur noch wichtig, den Schein zu wahren und ihr angebliches Glück nach außen zu demonstrieren. Sie gingen immer noch zum Dinner aus, ins Theater und zu Geschäftsessen, die Leo wahrnehmen musste. Wo sie auftauchten, wurden sie von Reportern belagert und versuchten, so gut wie möglich die ständigen Blitzlichtgewitter und aufdringlichen Fragen zu ignorieren, die wie Salven aus einem Maschinengewehr auf sie abgefeuert wurden.
    Anna hielt meist den Kopf gesenkt und sagte kein Wort, während Leo ihnen energisch bis rücksichtslos einen Weg durch die Horden von Paparazzi bahnte. Auch er enthielt sich jeglichen Kommentars, bis auf ein Mal, als ihn ein Reporter fragte, wie es sich anfühle, in der Ehefalle einer geldgierigen Harpyie gefangen zu sein.
    Es war Anna, die einen Eklat verhinderte, indem sie geistesgegenwärtig Leos Arm umklammerte und einfach weiterging. Nach ein, zwei Minuten spürte sie, wie seine Anspannung langsam nachließ. Doch wenn möglich, war er seitdem noch verschlossener und grimmiger als zuvor.
    Dann riefen ihre Eltern an. Sie zeigten sich schockiert, betroffen und enttäuscht. Als ihre Mutter dann auch noch anfing, Annas unberechenbares Temperament zu beklagen, griff ihr Vater ein und nahm seiner Frau den Hörer aus der Hand.
    „Du bist unsere Tochter, und wir lieben dich“, sagte er, während Annas Mutter im Hintergrund zu weinen begann. „Wenn du diesen Mann und diese Heirat nicht willst, komm einfach heim. Wir werden für dich sorgen.“
    Gepeinigt schloss Anna die Augen und umklammerte den Hörer so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. „Ich werde Leo heiraten, Papa“, erklärte sie fest. „Und genau das ist es, was ich will.“
    „Dann sind wir natürlich glücklich für dich“, kam es wenig überzeugt zurück.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, fühlte sich Anna ganz miserabel bei dem Gedanken, was sie ihren Eltern zumutete. Doch es war nicht mehr zu ändern.
    Für den Abend vor ihrer geplanten Trauung hatte Leo eine wichtige Essenseinladung mit Geschäftspartnern angenommen. Das Dinner fand in einer Penthouse-Suite statt, die einen fantastischen Ausblick über die Themse bot. Anna begleitete ihn, da auch die Ehefrauen seiner Partner anwesend sein würden. Als sie eintraten, verebbten die Gespräche, während sich ihnen mindestens ein Dutzend neugierige Gesichter zuwandten.
    Die Situation drohte langsam peinlich zu werden, bis der Gastgeber mit ausgestreckter Hand auf sie zukam und sie willkommen hieß, bevor er Anna vorstellte. Das Eis war gebrochen, und alle verhielten sich wieder normal. Man stand in kleinen Gruppen zusammen und plauderte, bis man an der Dinnertafel Platz nahm.
    Da Leo nicht nur auf der anderen Tischseite, sondern ein ganzes Stück von ihr entfernt saß, fühlte sich Anna ziemlich unwohl. Schließlich verwickelte sie ein älterer Herr zu ihrer Rechten in ein Tischgespräch, während die Dame zu ihrer Linken sie tunlichst ignorierte. So verlief der Abend ziemlich schleppend, und auch wenn jeder versuchte, den Anschein von Normalität zu wahren, spürte Anna die neugierigen und spekulierenden Blicke wie spitze Dolche.
    Keine Frage, dass alle Anwesenden bestens informiert waren und Leo dafür bewunderten, dass er als Ehrenmann in einer derart prekären Lage das Richtige tat. Und mindestens die Hälfte bedauerte ihn, weil er dadurch an eine Frau gefesselt war, die schon ein Prinz sitzen gelassen hatte.
    Dank Leo hatte Anna inzwischen an Selbstbewusstsein gewonnen und war nicht mehr nur Alex’ bedauernswerte Exverlobte, aber ihre Persönlichkeit hatte sich nicht wirklich verändert. Auch wenn ihre Outfits jetzt farbiger und extravaganter ausfielen und sie etwas mehr Haut zeigte, trug sie immer noch ihre konservativen Perlen um den Hals, hielt sich sehr gerade und hakte nach wie vor ihre To-do-Listen ab.
    Was für ein Witz zu glauben, sie hätte jemals eine gute Königin werden können! Trotz jahrelangen Trainings gelang es ihr immer noch nicht, sich in Situationen wie dieser zu entspannen. Stattdessen benahm sie sich schrecklich formell und fühlte sich unbehaglich, sobald sie im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand.
    Irgendwann merkte Anna, dass die innere Anspannung ihren Tribut forderte und sie
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