Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel
Autoren: Sebastian Stammsen
Vom Netzwerk:
wird sie
noch ohnmächtig.«

    Marcel Blumberg war für einen Augenblick irritiert, denn
er hielt Nina in einem recht professionellen Griff. Der Griff war schmerzhaft
und er hatte sie vollkommen in seiner Gewalt, aber er gefährdete sie nicht. Nun
bewegte sich seine Klinge vielleicht zwei oder drei Zentimeter von ihrem Hals
weg.

    Eingespielte Teams können auch Situationen bewältigen,
die sie nicht vorher geübt haben. Nina und ich waren ein gutes Team. Wie auf
Kommando erschlaffte sie in Blumbergs Armen und dagegen half der beste Transportgriff
nichts. Blumberg war zu überrascht, um schnell genug zu reagieren. Er konnte
Ninas Gewicht nicht halten, ließ sie los und sie rutschte vor ihm zu Boden. Als
sie auf ihren Knien landete, rammte sie Blumberg ihren Ellenbogen zwischen die
Beine. Obwohl sie ihn nur streifte, wurde der Mann blass, stöhnte verblüfft und
wankte. Ich ließ es mir nicht nehmen, ihm mit vollem Schwung und ganzem Körpergewicht
in den Magen zu treten. Er sackte in sich zusammen, fiel auf den Boden und
blieb dort regungslos liegen. Ich trat direkt neben ihn, richtete meine Waffe
auf sein Gesicht, aber er bewegte sich nicht mehr. Nina trat sein Messer zur
Seite, ich wuchtete ihn auf den Bauch und legte ihm Handschellen an. Erst dann
überprüfte ich, ob der Mann noch atmete und einen Puls hatte.

    Â»Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte ich Nina.

    Sie betastete ihren Hals und nickte. Sie war so blass wie
Schneewittchen und ihr Haar war ebenso schwarz im Schein der Flurbeleuchtung.
Und sie war genauso schön. Ich zog sie an mich und schloss sie in meine Arme.

    Ich schaute gar nicht hin, als die Tür des Treppenhauses
sich öffnete und zwei uniformierte Kollegen mit gezogenen Pistolen in den Flur
stürmten. Ich sagte nur: »Wir haben alles unter Kontrolle, Jungs, wir haben
alles unter Kontrolle.«

Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen von Marcel
Blumberg

    Â 
    Wegener: Herr Blumberg, erzählen Sie uns, wie Sie auf die
Idee gekommen sind, Tobias Maier umzubringen.

    Blumberg: Das werden Sie nicht verstehen.

    W:Versuchen Sie es.

    Â  B:Das war nichts Persönliches.

    W:Ach nein? Ich finde es sehr persönlich, einen
anderen Menschen zu töten.

    Â  B:Ich sagte ja, Sie werden es nicht verstehen.

    W:Erklären Sie es mir, ich höre zu.

    Â  B:Ich bin der beste Dominanz -Spieler. Es gibt keinen besseren. Ich beherrsche jede
Partie, an der ich teilnehme. Ich bin über alles informiert. Ich kenne jeden
Spielzug. Mich überrascht nichts.

    W:Sie wussten auch in der Partie mit Tobias Maier
über alles Bescheid.

    Â  B:Natürlich. Ich hatte alles in der Hand. Ich
habe dafür gesorgt, dass Russland und Österreich die Türkei angreifen, ich habe
dafür gesorgt, dass Frankreich England angreift, ich habe entschieden, dass
Italien Frankreich angreift.

    W:Sie hatten einen großen Einfluss.

    Â  B:Ich bin Herr der Partie.

    W:Eigentlich mussten Sie niemanden umbringen.

    Â  B:Nicht um die Partie zu gewinnen.

    W:Darum ging es Ihnen gar nicht.

    Â  B:Nein.

    W:Worum dann?

    Â  B:Das werden Sie nicht verstehen.

    W:Gegen wen hatten Sie denn etwas, wenn nicht
gegen Tobias Maier?

    Â  B:Das verstehen Sie nicht.

    Â 

    Â 
    Dr. Klein: Herr Blumberg, warum erzählen Sie mir nicht von Ihrem
Verhältnis zu Elias Grams?

    Blumberg: Warum?

    Â  K:Es interessiert mich.

    Â  B:Fragen Sie Ihren Kollegen.

    Â  K:Ich habe mit Herrn Wegener bereits gesprochen.
Er sagte mir, Herr Grams sei Ihnen zu bestimmend gewesen und dass Sie ihn für
zu starr hielten.

    Â  B:Das kann man wohl sagen. Er hat das Spiel nicht
verstanden. Er war ein General, kein Diplomat.

    Â  K:Sie sind ein besserer Spieler.

    Â  B:Selbstverständlich.

    Â  K:Das ist interessant.

    Â  B:Warum ist das interessant? Was soll der Psychokram?
Glauben Sie, ich merke das nicht?

    Â  K:Sehen Sie, wenn Sie der bessere Spieler sind
und Glück bei Dominanz keine Rolle
spielt …

    Â  B:Schach ist ein Glücksspiel, Dominanz nicht.

    Â  K:Wenn also Glück keine Rolle spielt, dann frage
ich mich, warum Herr Grams Sie vor einem Jahr besiegt hat.

    Â  B: (schweigt)

    Â  K:Herr Blumberg?

    Â  B: (schweigt)

    Â  K:Ich habe mich mit Herrn Brodbeck in Verbindung
gesetzt und er hat mir bestätigt, dass bei dieser Partie der Deutschen
Meisterschaft vor einem Jahr der Sieg von Herrn Grams dazu geführt hat, dass
Sie nicht weiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher