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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel
Autoren: Sebastian Stammsen
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nun auch der letzte Abend forderten ihren
Tribut. »Ich denke, wir werden so gegen halb neun da sein.«

    Â»Okay, aber nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich mir
den Drecksack jetzt schon einmal vorknöpfe. Sie können dann ja dazukommen.«

    Wir beendeten unser Gespräch und ich fragte mich, warum
Seybold Elias Grams wohl derart mit Schimpfworten belegte. Ich fand, dass es
die professionelle Distanz beeinträchtigte, und darum gab ich Verdächtigen erst
dann abschätzige Bezeichnungen, wenn sie mit einer Pistole auf mich zielten.

    Ich rief Nina in ihrem Zimmer an. Sie hörte sich genauso
verschlafen an wie ich. Ich erzählte ihr von Seybolds Anruf. Dann verabredeten
wir uns zum Frühstück. Als ich auflegte und aufstand, betrachtete ich eine
Weile die leere, unbenutzte Hälfte des Doppelbetts. Die Chance des Abends war
vertan. Ich konnte nur hoffen, dass Nina genauso geduldig war wie ich.

    Ich ging ins Badezimmer, um mich fertigzumachen. Mein
Zahn hatte begonnen, dauerhaft zu schmerzen, unabhängig davon, was sich in
meinem Mund abspielte, und ich behandelte ihn dementsprechend vorsichtig.

    Nina und ich kamen zeitgleich im Frühstücksraum an und
bedienten uns am Büfett. Dann setzten wir uns an einen kleinen Tisch für zwei.

    Ich fragte: »Ist alles in Ordnung?«

    Nina nickte. »Mein Hintern tut weh.«

    Â»Oh, das tut mir leid«, sagte ich.

    Â»Das muss es nicht. Ich bin ein großes Mädchen.«

    Â»Das ist mir aufgefallen.«

    Sie lächelte.

    Â»Es ist nur …«

    Â»Ja?«

    Â»Wir werden noch weiter zusammenarbeiten.«

    Â»Das hoffe ich«, sagte sie.

    Â»Gut.« Ich war erleichtert. Denn mit ihr im Team zu arbeiten,
war für mich ein echter Glücksgriff. Was ich aber lieber nicht sagte, weil mir
die Situation immer noch peinlich war.

    Stattdessen sagte Nina: »Ich arbeite gerne mit dir zusammen.
Du bist ein guter Polizist und ein guter Partner.«

    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.

    Sie sprach weiter: »Außerdem bist du ein attraktiver und
anziehender Mann. Und du wirst sehen, wie geduldig und hartnäckig ich sein
kann.«

    Â»Ã„hm … In Ordnung.«

    Â»Wenn du damit also ein Problem hast, sollten wir uns
neue Partner suchen.«

    Ich schaute sie an. »Meinst du, wir können das Dienstliche
und das Private voneinander trennen?«

    Sie lachte. »Nein, das glaube ich nicht.«

    Ich sagte: »Ich auch nicht.«

    Wir ließen uns das Frühstück schmecken, standen mehrmals
auf, um nachzunehmen, und lehnten uns sehr zufrieden zurück, als wir fertig
waren. Dann sagte ich: »Ich arbeite auch gerne mit dir zusammen.«

    Damit war alles gesagt und alle Schäden des Abends waren geheilt,
bis auf die Blessur an Ninas Po. Kurz darauf verließen wir das Hotel und
machten uns auf den Weg ins Präsidium. Aber unsere neue Situation beschäftigte
mich weiter. Unterwegs hatte ich genug Zeit, mir verschiedene Szenarien auszumalen,
die von nun an ziemlich kompliziert werden konnten. Bevor wir ausstiegen, sagte
ich: »Wir werden bestimmt ziemlichen Ärger bekommen.«

    Nina antwortete: »Davon gehe ich aus.«

    Â»Hast du gerne Ärger?«

    Â»Nein, aber für manche Dinge nehme ich ihn in Kauf.«

    Als wir den Beobachtungsraum betraten, hatte Kollege Seybold
Elias Grams bereits in die Mangel genommen, so gut das eben ging, wenn ein
Anwalt wie Hermann Ruhe anwesend war.

    Seybold sagte: »Erinnern Sie sich, ich habe Ihnen gestern
die Chance gegeben, uns zu sagen, was wir finden würden. Sie haben geschwiegen.
Das war ein schwerer Fehler. Und jetzt sind Sie dabei, diesen Fehler zu
wiederholen.«

    Der Anwalt entgegnete: »Sie haben die Aussage meines
Mandanten gehört. Er wusste von diesem Messer nichts und der Messerblock ist
nicht sein Eigentum. Und wenn er davon nichts wusste, dann konnte er es Ihnen
auch nicht sagen.«

    Â»Zwei Menschen sind ermordet worden«, sagte Kollege Seybold
eindringlich, »mit einem Messer, das wir unter den Dielenbrettern im Wohnzimmer
Ihres Mandanten gefunden haben. Hinzu kommt in beiden Fällen ein Motiv und kein
Alibi.«

    Â»Sie können nicht beweisen, dass das Messer Eigentum
meines Mandanten ist oder dass er es jemals angefasst hat.«

    Seybold ging nicht darauf ein. »Sehen Sie, das Leben
bietet einem ja ständig neue Chancen. Und so ist es auch bei Ihnen, Herr Grams.
Gestern habe ich
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