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Geflüster auf Burg Schreckenstein

Geflüster auf Burg Schreckenstein

Titel: Geflüster auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Schaden kommen, und er soll lustig sein.
    Erschwerend kam hinzu, daß es sich in diesem Fall um einen Denkzettel handelte und daß es galt, diesen Umstand vor Fräulein Doktor Horn geheimzuhalten . Auf der Suche nach der Ursache hätte sie alles aufdecken können. Und überhaupt: Gemeinsame Sache mit den Rittern würde sie als stille Duldung des abgelehnten liberalen Schulsystems auf der Burg empfinden und entsprechend überreagieren.
    „Ultraschwierig!“ brummte Sophie vor sich hin.
    Erste Regentropfen beendeten die allgemeine Grübelei. „Man sollte endlich Wolkenwindeln erfinden!“ bemerkte Ingrid. Keine hatte einen Regenumhang dabei.
    „Du sagst es!“ bestätigte Amanda. „Alles Schlechte kommt von oben. Die Horn und jetzt das noch.“
    „Deine Dachmatratze wird’s aushalten“, beschwichtigte Anke. „Wir sind ja gleich da.“

    Mit seiner Phantasie kann man sich selber ganz schön verrückt machen. Am besten gelingt das, wenn man sich allein gelassen fühlt. Diese Erfahrung machte Dampfwalze gerade. Von seinem neuen Freund wußte er, was sich tat. Auch, daß Ingrid nicht ihn, sondern eben den Neuen treffen wollte. Eigentlich fair, befand der Muskelprotz. Er, ganz allein er, war auf Beas Geflüster hereingefallen, eine solide Enttäuschung. Dieses Hühnchen würde er mit dem Huhn noch rupfen.
    Obwohl das Krafttraining mit der großen Hantel viel Konzentration abzweigte, sah Dampfwalze ständig die andern vor sich und dazu die Uhrzeit.
    Jetzt würden sie anlegen und freudig empfangen werden! Alle würden einander versichern, wie schön es sei, sich endlich ungestört zu treffen. Dann würden sie paarweise lauschigen Plätzen zustreben, einer Bank im Prinzengarten, dem Sportschuppen, der Lehrergarage, der Folterkammer, oder im Ruderboot auf dem See flüstern. Und nur er war nicht dabei! Nicht mehr…
    Im Spiegel seines Selbstmitleids sah er nur sich. Den einsamen Ritter, eine neue Erfahrung.
    Auch auf Rosenfels fühlte sich jemand allein gelassen und mußte sich eingestehen, letzten Endes selber daran schuld zu sein — eine ärgerliche Enttäuschung, für die Eitelkeit vor allem. Aber die sollte ihnen schlecht bekommen…
    Mit ihren gefesselten Händen hatte sich Beatrix zu den drei Kratzbürsten begeben.
    „So eine Gemeinheit“, plusterte sie sich auf. „Ich wollt’ grad wegfahren, da sind sie zu fünft auf mich los. Aber denen werd’ ich ihr Seegeflüster vermiesen! Mit euch. Kommt mit, machen wir einen Streich!“
    Oberkratzbürste Martina gab ihr den entknoteten Strick. „Gern. Nur ohne dich. Du hast zur Zeit eine ausgesprochen schlappe Hand für Streiche.“
    Mit noch deutlicheren Worten lehnten auch die Zwerghühner ab. „Entschuldige, aber wir machen nur seriöse Streiche. Deine sind uns zu gewollt und überhaupt nicht komisch. Mach doch mal einen Kurs in Humor. Bei der Horn.“
    So stand sie da, allein gelassen, sah in ihrer Phantasie die andern vor sich und dazu die Uhrzeit.
    Jetzt werden sie anlegen und empfangen werden! Alle werden jubeln, daß ich nicht dabei bin. Ingrid vor allem. Dann werden sie sich paarweise zurückziehen, auf Parkbänke, in Ruderboote, in Klassenzimmer oder zu dem gruseligen Paule in die Folterkammer. Wenigstens regnet’s . Es soll schütten, wenn sie heimfahren. Ingrid trifft sich mit Florian und zieht über mich her. Oder mit Dampfwalze? Dem möcht’ ich jetzt lieber nicht begegnen…
    Der Muskelprotz dachte genau das Gegenteil: Wenn jetzt Bea da wär ’…! Kraftprall vom Hanteltraining steckte er die Taschenlampe in den Gürtel und verließ sein Zimmer.
    Auffällig unauffällig standen die Minis in Nähe der Telefonzelle, als warteten sie auf einen Anruf, um daraus Anregungen zu beziehen für den größten Streich aller Zeiten.
    „Ist was?“ fragte der Muskelprotz.
    „Wenn du die neue Gastwirtschaft meinst, die ist im Bootshaus“, antwortete der kleine Herbert.
    Dampfwalze stutzte. „Wie denn das?“
    „Schau mal raus!“ forderte Klein-Kuno den Goliath auf. „Da ist nix mit Geflüster rund um den See.“
    Dampfwalze trat an das nächste Korridorfenster. „Mann! Das regnet ja.“ Und er ging weiter. Ein wenig mehr mit der Welt versöhnt, hörte er Strehlau bei der Tastenmassage aus dem Rittersaal, ging über die Freitreppe zum Durchgang und den Hang hinunter. Am Steg lag das Elektroboot. Kein Geflüster war zu hören. Er öffnete die Tür und fragte ins Dunkel: „Ist da jemand?“
    Keine Antwort, nur das leise Schlingern der
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