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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht
Autoren: Kris Kennedy
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als Mann des Königs einzuordnen.
    Aber irgendwie konnte sie nicht glauben, dass etwas so … Wunderschönes so schrecklich sein könnte. Und er war in der Tat wunderschön, auf eine harte Art; welch eine herrliche Männlichkeit, sehr groß und schlank, nur schwere Hitze und durchdringende Augen. Ein Tier im besten Mannesalter.
    Er schaute über die Schulter und runzelte die Stirn, als er sah, dass sie sich nicht nach »dort drüben« begeben und sein »Hinsetzen« nicht befolgt hatte.
    »Hinsetzen«, knurrte er. »Und dableiben.«
    Sie kniff die Augen zusammen und fuhr ihn an, wenn auch sehr leise.
    Er erstarrte.
    Die anderen in der Schenke waren viel zu betrunken oder anderweitig beschäftigt, um davon Notiz zu nehmen, dass eine Frau einen Mann anbellte. Aber ihre Begleitung war weder betrunken noch abgelenkt. Falls der Ausdruck in seinem Gesicht irgendetwas anzeigte, dann, dass er verblüfft war. Und vielleicht ein wenig wütend. Oder auch mehr als ein wenig.
    Eva setzte sich, mit dem Rücken zur Wand.
    Die meisten der anderen Tische waren von Männern und ein paar Frauen besetzt, aber die Mehrheit der Gäste stand in kleinen Gruppen zusammen und trank und lachte. Mehrere Fackeln brannten in eisernen Ringen an den Wänden und warfen einige Schritte weit ein rötlich braungelbes Licht. Auf jedem Tisch standen ein paar dicke Kerzen, festgesteckt in erstarrtem Talg. Eine Gruppe Männer in halbhohen Stiefeln und kurzen Umhängen stand am anderen Ende des schmalen Raumes, halb vorgebeugt, und begleitete anfeuernd ein Würfelpaar aus Knochen, das klickernd über den Boden auf die Wand zurollte. Ein Schrei brandete auf; jemand hatte gewonnen.
    Niemand versuchte, die Ausgelassenheit zu beenden. Eine Schenke, die über die Sperrstunde hinaus geöffnet hatte, interessierte nicht in diesen Tagen, in denen das Land am Rande einer Rebellion gegen seinen König stand.
    Evas Begleiter kehrte an den Tisch zurück. Eine Frau mit zwei Krügen in den Händen folgte ihm. Ale, entschied Eva, als sie die bräunliche Brühe misstrauisch beäugte.
    »Was immer das hier auch gekostet hat – Ihr habt zu viel dafür bezahlt«, bemerkte sie und schaute auf.
    Der Mann starrte lange auf sie herunter, ganz so, als legte er sich eine Taktik zurecht. Vielleicht überlegte er, ob er ihr ein Messer zwischen die Rippen jagen sollte. Aber die Entscheidung war jetzt gefallen, zum Guten oder zum Schlechten. Man konnte nur hoffen, dass dieser Halunke nicht gerade jetzt das Verlangen verspürte zuzustechen.
    Endlich setzte er sich. Unglücklicherweise tat er das, indem er sich direkt neben sie auf die kurze Bank fallen ließ, ebenfalls mit dem Rücken zur Wand. Seine Hüfte drückte hart gegen ihre. Dann griff er nach seinem Krug.
    Das Gefühl seines Oberschenkels an ihrem schockierte Eva. Da sie nicht daran gewöhnt war, von einem solchen Gefühl schockiert zu werden, bewegte sie sich unbehaglich und beugte sich vor, um ihren Begleiter zu betrachten.
    »Euch mag das nicht bewusst sein, Sir, aber in anderen Teilen der Welt sprechen Menschen nicht mit anderen Menschen, als hätten sie Fangzähne und Pfoten.«
    Er hob den Blick zu ihr – wie blau seine Augen waren, selbst in diesem schummrigen Kerzenlicht –, dann setzte er seinen Krug ab und wischte sich mit dem behandschuhten Handrücken den Mund.
    »Nein? Faszinierend. Ich hingegen habe in fast jeder Gegend dieser Welt festgestellt, dass Frauen nicht bellen.« Seine blauen Augen wanderten über sie, begannen an ihrem Ausschnitt und bewegten sich dann kühn tiefer. Sie errötete. »Northumbria«, sagte er schließlich und sah ihr wieder in die Augen.
    »Verzeihung?«
    »Euer Akzent. Northumbria, vielleicht Wales.« Seine Augen wanderten wieder über sie. Selbst im schummrigen Schein der Fackeln und Kerzen war seine männliche Begutachtung ihrer weiblichen Formen eindeutig. »Engländerin.«
    »Keltin. Bretagne«, erwiderte sie rasch.
    »Vielleicht«, murmelte er, und es war offensichtlich, dass er ihr nicht glaubte.
    Ihre Wangen röteten sich. Sie waren so lästig, diese intelligenten, schlauen Schwertträger. Es bestürzte Eva zu erfahren, dass ihr Akzent wahrnehmbar war. Sie hatte hart daran gearbeitet, ihn abzulegen, alles hinter sich zu lassen, als sie vor zehn Jahren aus England geflohen war. Ihr Zuhause, ihre Familie, ihren Akzent: Alles war bei der Fahrt über den Kanal über Bord geworfen worden.
    Aber bei diesem Mann hier – vielleicht würde wenig verborgen bleiben. Oder sicher.
    Die
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