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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht
Autoren: Kris Kennedy
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Macht sprachen, nicht aber Rüpel in schwarzen Umhängen. Er war also wandlungsfähig. Nicht vertrauenswürdig. »Ich kann am Stadttor kein Handgemenge für mich entscheiden. Könnt Ihr es?«
    Sie zögerte, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Gut. Dann sind wir einer Meinung. Wir werden es diesen barbarischen Entführern erlauben, die Stadt zu verlassen, und sie dann aufstöbern.«
    Sie sah ihn argwöhnisch an. »Und was wird aus Father Peter?«
    Er legte erneut seine panzerbehandschuhte Hand auf das Türblatt. »Ich schlage vor, wir machen einen Schritt nach dem anderen. Geht hinein. Jetzt. Und setzt Euch.«
    Eva tat es, weil ihre Möglichkeiten zu wählen in der Tat beschränkt waren: entweder der Gefahr folgen oder Father Peter verlieren.
    In der Tat machten Alternativen wie diese die Dinge wesentlich einfacher. Gefahr schreckte Eva nicht. Oder genauer gesagt, sie hatte sich daran gewöhnt. Unklarheit hingegen lehrte sie das Fürchten. Keinen Plan zum Handeln zu haben erschreckte sie. Ebenso wie Dunkelheit. Das Dunkle machte ihr panische Angst.
    Zumindest hatte dieser Halunke einen Plan, ebenso wie er ein bösartig scharfes Schwert und ein Arsenal von Messern hatte. Nur aus diesem Grund würde sie wie Pech an ihm kleben, bis sie Father Peter gerettet hatten. Dann würde sie sich in Rauch auflösen, und dieser Rüpel würde sie nie wieder zu Gesicht bekommen.
    Aber dass er ihr Befehle erteilte, als sei sie ein Hund, das war schlicht überflüssig.
    Er stieß die Tür zur Taverne auf. Sie knarrte. Aber was knarrte in England nicht? Feucht, kalt und voll von verrostetem Eisen und Trunkenbolden, war es nicht das, was sie sich gewünscht hatte? Aber sie war nun einmal hier, mit einer Mission, die noch geheimer war als die, Priester zu retten, deren illuminierte Texte vor zehn Jahren ihre Welt erhellt und sie letztlich davon überzeugt hatten, dass es so etwas wie Erlösung gab – auch wenn niemals für sie.
    Ihr dunkeläugiger Proteus zeigte auf einen Tisch ganz hinten im Raum. »Dort drüben. Hinsetzen.«
    Wieder dieser Befehlston. Sie wollte murren. Stattdessen sah sie sich um, schaute auf die wackeligen Bänke und die dicken lauten Engländer, die wie nasse Wäsche auf der Leine über einem Tresen hingen, hinter dem eine Phalanx von Huren residierte. Dennoch, gab Eva zu, war es hier gar nicht so anders als in Frankreich. Abgesehen vielleicht vom Fehlen von Wandbehängen. Ein paar davon wären gar nicht so verkehrt, um die Flecken und schartigen Mauerrisse zu verdecken und die schreckliche Zugluft abzuhalten, die durch sie hereindrang.
    Aber in Wahrheit hingen Männer in jedem Winkel der Welt, den sie gesehen hatte, wie nasse Wäsche auf der Leine an Huren, und die Engländer konnten kaum dafür getadelt werden, dass sie Ale tranken, um sich an ihnen festzuklammern, anstatt, zum Beispiel, an einem feinen Burgunder.
    Ihr Begleiter stapfte in seinen schweren Stiefeln über die sich wölbenden Dielen auf den hinteren Teil des Tresens zu, der sich längs des ganzen Raumes erstreckte. Dieser Mann war dreist und eine Gefahr, sie hatte das gewusst – genau genommen hatte er es ihr gesagt –, aber jetzt enthüllte sich der Beweis dafür umso deutlicher im Schein der Fackeln.
    Sein stoppeliges kantiges Kinn zeugte entweder von einem stumpf gewordenen Rasiermesser oder von einer urwüchsigen Natur, aber sein Haar, lang und dunkel und ungekämmt und kaum gebändigt von einem Lederband, ließ nur Gesetzlosigkeit erkennen. Sein Umhang war unauffällig und wadenlang. Darunter trug er einen schwarzen gesteppten und ärmellosen Waffenrock, der, wie sie annahm, das Kettenhemd bedeckte, obwohl er auch einen Kittel mit längeren Ärmeln darüber trug, als sollte dieser das Eisen darunter verbergen. Sowohl der Waffenrock als auch der Kittel waren vorn geschlitzt, reichten bis zur Mitte der Oberschenkel und waren an den Seiten geschlitzt. Schmutzige kniehohe Stiefel vervollständigten die Kleidung. Es waren aber die dunklen und hautengen Beinlinge, die Evas Aufmerksamkeit länger als nötig fesselten. Sie zwang sich, ihren Blick davon loszureißen.
    Er trug kein Wappen auf seinem dunklen Waffenrock, trug keine Farben, die ihn hätten identifizieren können. Doch jeder Mann hatte entweder einen Lord, oder er war selbst einer. Selbst ein gefürchteter, gnadenloser Söldner, ein Brabançon, erklärte sich jemandem zugehörig. Normalerweise dem englischen König. Und nach dem Augenausdruck dieses Mannes zu urteilen, war es sehr einfach, ihn
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