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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen
Autoren: Christine Feehan
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Riley schloss aus ihrem Verhalten, dass sie sehr viel mehr über die Vorgänge hier wussten, als sie zu erkennen gaben.
    Don Weston und sein Freund Mack Shelton waren Dummköpfe, soweit sie sehen konnte. Keiner hatte je den Trip durch den Regenwald gemacht, und sie fürchteten sich anscheinend vor allem. Trotzdem plusterten sie sich auf, meckerten herum und tyrannisierten die Träger und den Führer, wenn sie nicht gerade Riley anglotzten oder das zunehmende Misstrauen innerhalb der Gruppe schürten.
    Ben Charger dagegen schien sich sehr viel besser mit dem Regenwald und den darin lebenden Eingeborenen auszukennen. Nach gründlichen Recherchen war er sehr gut vorbereitet nach Peru gekommen. Er mochte weder Weston noch Shelton, doch er musste mit ihnen zusammenarbeiten und war offensichtlich alles andere als erfreut darüber. Um ihnen aus dem Weg zu gehen, verbrachte er viel Zeit mit den Führern und Trägern, stellte ihnen viele Fragen und versuchte, von ihnen zu lernen. Ihm konnte Riley beim besten Willen nichts vorwerfen. Vielleicht hatte sie inzwischen aber auch schon Angst vor allen.
    Der Archäologe und seine Doktoranden waren sehr aufgeregt und schienen nichts von der Anspannung im Lager wahrzunehmen, obwohl Riley bemerkte, dass sie sich bei Nacht ein bisschen unwohl fühlten und so nahe wie möglich an das Feuer setzten. Sie schienen ehrgeizig, freundlich und sehr auf ihre Aufgabe konzentriert zu sein. Dr. Henry Patton, Todd Dillon und Marty Shepherd waren wesentlich interessierter an den Ruinen, von denen sie gehört hatten, als an der Frage, ob Frauen in ihrer Reisegruppe Unglück brachten oder nicht. Sie wirkten jung und arglos, sogar der Professor, der schon Ende fünfzig war und völlig in seiner akademischen Welt aufging.
    Riley taten die drei Archäologen ein bisschen leid, weil sie so unerfahren waren, und sie war dankbarer denn je, dass sie sich dazu entschieden hatte, moderne statt toter Sprachen zu studieren. Sie reiste, sprach und lebte viel zu gern, um in einem Elfenbeinturm zu sitzen und verstaubte Bücher zu wälzen. Natürlich hatte sie auch alte Sprachen studiert, doch hauptsächlich als Einstiegsfenster zu der Entwicklung von Sprachen und deren Auswirkungen auf verschiedene Kulturen.
    Sie blickte zu Raul und Capa hinüber, den beiden Trägern, die auf demselben Boot wie sie flussaufwärts gereist waren. Es gefiel ihr nicht, wie sie miteinander tuschelten und immer wieder verstohlene Blicke zu Annabels Hängematte hinüberwarfen. Vielleicht machte dieses fürchterliche Gebrumme in ihrem Kopf sie genauso paranoid wie alle anderen, doch an Schlaf war jedenfalls nicht zu denken. Riley musste sich nicht nur wegen der Männer im Lager Sorgen machen; auch die Insekten, Fledermäuse und alle anderen nachtaktiven Kreaturen schienen es auf ihre Mutter abgesehen zu haben.
    Vier ganze Nächte hatte Riley schon kein Auge zugetan, weil sie auf ihre Mutter aufgepasst hatte, und der Schlafmangel machte sich bemerkbar und zerrte an ihren Nerven, sodass es ihr jetzt schier unmöglich war, Westons abfällige, misstrauische Präsenz zu tolerieren. Sie wollte die Probleme nicht noch verschärfen, indem sie hässlich zu ihm war, aber sie war ganz eindeutig schon kurz davor. Das Lagerfeuer brannte hell, und direkt außerhalb des Rings aus Licht hustete ein Jaguar. Er schien ihnen zu folgen, doch als die Führer am Morgen nach Spuren gesucht hatten, hatten sie keine finden können. Es war unmöglich, von diesem knurrenden, bellenden Raubtierhusten unberührt zu bleiben.
    Als genügte das alles noch nicht, konnte sie nun auch noch das leise Flattern von Flügeln über Annabels Kopf hören. Vampirfledermäuse landeten in den Bäumen, streiften die Blätter und füllten die Äste, bis der Baum ächzte unter dem Gewicht der vielen großen Tiere. Riley schluckte und drehte sich langsam zu dem Lagerfeuer um. Die Träger und Führer starrten auf den Baum voller Fledermäuse. Inzwischen wirkten die Viecher auf alle regelrecht unheimlich.
    Pedro, der Führer, und Raul und Capa, die beiden Träger, rückten ein wenig in die Schatten. Alle drei ergriffen ihre Macheten, und der Ausdruck auf ihren Gesichtern, den der flackernde Feuerschein ihr offenbarte, machte Riley Angst. Für einen erschreckenden Moment erschienen ihr die Männer mindestens genauso bedrohlich wie die Fledermäuse. Riley schluckte wieder und setzte sich dann langsam auf. Sie hatte die Stiefel angelassen, da sie wusste, dass sie ihre Mutter beschützen
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