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Gefangen in Deutschland

Gefangen in Deutschland

Titel: Gefangen in Deutschland
Autoren: Katja Schneidt
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Giorgio, du weißt doch, dass ich auf diese Arbeit hier angewiesen bin! Und du warst doch auch immer zufrieden mit mir«, versuchte ich ihn umzustimmen.
    Ich konnte Giorgio ansehen, dass ihm das Gespräch sehr unangenehm war und es ihm aufrichtig leidtat.
    »Ja, Katja, das stimmt. Aber trotzdem verstehe ich Mahmud. Und ich habe ihm mein Wort gegeben, dass ich dich hier nicht mehr arbeiten lasse …«
    Bei seinen letzten Worten griff er in seine Hosentasche und zog ein Bündel Geldscheine hervor.
    »Hier, nimm das! Das ist ein kleiner Bonus für die gute Arbeit, die du hier immer geleistet hast.«
    Er wollte mir das Geld in die Hand drücken, doch ich blickte ihn nur mit starren Augen an. Mein Verstand wollte einfach nicht begreifen, was hier gerade vor sich ging. Jetzt wusste ich, warum Mahmud mir heute keine Szene gemacht hatte, als ich die Wohnung verließ! Er war sich ja sicher gewesen, dass ich zum letzten Mal meinen ihm so verhassten Job antrat.
    Eine unbändige Wut stieg in mir hoch. Wortlos warf ich das Bündel mit den Geldscheinen auf den Boden und verließ Türen knallend das Lokal.
    Da ich mir sicher war, dass sich Mahmud noch immer in meiner Wohnung aufhielt, begab ich mich auf direktem Wege dorthin. Und tatsächlich: Entspannt lag er auf meinem Sofa, als ich im Sturmschritt das Apartment betrat.
    »Na, Schatz, war heute etwa nichts los? Oder warum bist du schon wieder zurück?«, fragte er scheinheilig.
    Das brachte für mich das Fass zum Überlaufen. Laut brüllte ich meinen ganzen Zorn und meine Enttäuschung über sein hinterhältiges Verhalten heraus.
    Doch Mahmud zeigte sich vollkommen unbeeindruckt.
    »Eigentlich sollte Giorgio es ja für sich behalten, dass ich derjenige war, der ihn bat, dir zu kündigen. Aber wenn du es jetzt weißt, ist es auch okay. Katja, ich meine es nur gut mit dir! Keine anständige Frau arbeitet in einem Bierlokal – und meine Freundin schon gar nicht!«, machte er mir eine klare Ansage.
    »Du weißt ganz genau, dass ich auf das Geld angewiesen bin!«, schrie ich ihm entgegen. »Wie konntest du mir das antun? Ich denke, du liebst mich! Zur Liebe gehört auch Vertrauen. Geh zu Giorgio und frag ihn, ob ich jemals mit einem seiner Gäste geflirtet habe!«
    Mahmud kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.
    »Katja, du musst noch viel lernen. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser! Das war eins der ersten Dinge, die man mir hier in Deutschland beigebracht hat«, versuchte er sich zu rechtfertigen.
    »Bitte, Mahmud, geh zu Giorgio und sag ihm, dass es in Ordnung ist, wenn ich dort wieder arbeite!«, flehte ich ihn inständig an.
    »Nein, das werde ich nicht tun! Wenn du meine Freundin sein willst und mich wirklich liebst, dann musst du dich an ein paar Regeln halten. Sonst können wir nicht glücklich werden«, entgegnete er kühl.
    Ich war fassungslos über solch ein egoistisches Verhalten. Hätte man mir zu dem Zeitpunkt prophezeit, was mich in meiner Beziehung zu Mahmud künftig noch alles erwarten würde, hätte ich ihn ganz bestimmt gleich am selben Abend aus der Wohnung geworfen und radikal aus meinem Leben gestrichen. So aber redete ich mir ein, dass er mich eben ganz besonders liebte und einfach nur Angst hätte, ich könnte ihn wegen eines anderen Mannes verlassen.
    »Kannst du mir auch verraten, wie ich nun meine Miete bezahlen soll?«, stellte ich Mahmud die für mich im Moment wichtigste Frage.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du das Geld von mir bekommst! Ich bin ja sowieso die meiste Zeit hier bei dir, dann kann ich mich auch an den Kosten beteiligen. Frag mich einfach, wenn du Geld brauchst!«, lautete seine Antwort.
    »Ich möchte aber nicht nach Geld fragen müssen! Ich bin gewohnt, über meine eigenen finanziellen Mittel zu verfügen.«
    »Katja, es reicht jetzt! Ich habe keine Lust mehr, darüber zu reden. Wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen!«
    Mit diesen Worten beendete er unser Gespräch und widmete sich wieder dem Fernseher.
    Ich stand auf und ging in die Küche, um die Spuren unseres Abendessens zu beseitigen. Wie immer hatte Mahmud keinen Finger im Haushalt gerührt, nachdem ich weggegangen war. Während ich das stehen gebliebene dreckige Geschirr abwusch, kam mir wieder mein Gespräch mit Nina in den Sinn. Vielleicht waren ihre Sorgen um mich ja doch begründet, ging es mir durch den Kopf. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, fiel mir ein, dass ich Mahmud ja noch gar nichts von dem bevorstehenden Junggesellinnenabschied meiner
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