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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer
Autoren: Stefan Wolf
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nicht
nennen.“
    Tickel lächelte dünn. „Du mußt schon mehr
sagen.“
    „Heute abend ist ein Mädchen
verschwunden. Möglicherweise wurde es entführt. Wir, die TKKG-Bande, kennen die
Betroffene gut. Daher wissen wir, was sich vorher abgespielt hat. Und diese
Vorgeschichte weist auf die Täter hin. Auf Unbekannte. Immerhin haben sie
einiges von sich offenbart. Eine Verhaltensweise. Und jetzt sagen wir uns, daß
Sie, Herr Tickel, damit vielleicht was anfangen können. Wenn Sie die
Verhaltensweise deuten und eine charakterliche Skizze der Täter entwerfen, was
enorm hilfreich wäre bei den Ermittlungen.“
    Tickels Augen glitzerten. „Sehr
interessant. Vielleicht kann ich helfen. Aber dazu brauche ich mehr Infos ( Information = Auskunft ).“
    Tim nickte. „Vermutlich sind es
Kidnapper. Zwei an der Zahl. Auf einen Zettel haben sie mit der Maschine
geschrieben: Die Horror-Mönche beobachten dich. Der Zettel wurde dem
Mädchen gestern ans Rad gesteckt. Mitten in der Stadt, wo sie ihren Drahtesel
abgestellt hatte. Heute abend passierte es dann. Nach Anbruch der Dunkelheit —
auf dem Nachhauseweg. Sie verschwand. Kein Lebenszeichen. Keine Zeugen. Kein
Anruf bis jetzt. Vielleicht haben die Horror-Mönche nichts damit zu tun. Aber
wenn doch... Wie würden Sie den Charakter, die Seelenlage der Täter
beschreiben?“
    Tickel starrte Tim an, dann Karl.
    Dem reichten die gepolsterten
Seitenteile des Sessels bis zu den Ohren.
    Tickel griff nun doch zur Flasche und
schenkte sich ein. Brauner Likör gluckerte ins Glas. Betäubender Duft schwebte
über den Cocktailtisch.
    „Ihr erwartet sehr viel von mir, Jungs.
So einfach ist das nicht, das Material zu dürr. Wenn ich mich überhaupt äußere,
erhebt das keinen Anspruch auf Richtigkeit. Wissenschaftlicher wäre es, wenn
ich nichts dazu sage.“
    Feigling! dachte Tim, dir geht’s nur um
deinen Ruf. Aber wir sind für jeden klitzekleinen Hinweis dankbar.
    „Solche Überlegungen brauchen Sie nicht
anzustellen, Herr Tickel. Sie sollen kein Gutachten abgeben, für das man Sie
später verantwortlich macht. Sagen Sie, wie Sie die Täter sehen — und die Kripo
freut sich.“
    „Kommt ihr in deren Auftrag? Natürlich
nicht. Sonst hätte man mich vorgeladen. Die TKKG-Bande handelt aus eigenem
Antrieb. Das ist ja bekannt. Im übrigen ist eure Überlegung gar nicht so dumm.
Wenn das Äußere der Täter nicht bekannt ist, führt vielleicht das Psychogramm ( charakterliche
Beschreibung) auf die Spur. Aber ich kann nur wenig dazu beitragen.“
    „Wenig ist besser als nichts.“
    „Sie nennen sich Horror-Mönche. Also
wollen Sie Angst und Schrecken verbreiten. Dahinter steckt — wenn es sich um
Erwachsene handelt — eine kindische Geltungssucht. Sind die Täter jugendlich,
muß man ihnen mangelnde Reife bescheinigen. Daß sie sich Mönche nennen, verrät
möglicherweise eine Abneigung gegen Kirche und Religion. Sie tun sich wichtig —
und sind sehr von sich überzeugt. Sonst hätten sie nicht schon gestern die
Warnung losgelassen. Alles klingt ziemlich theatralisch. Wenn keine Entführung
vorläge, wäre es ein dummer Streich — eine Posse.“

    Karl hob sich etwas aus dem Sessel.
„Theatralische Wichtigtuer, die ihre Geltungssucht befriedigen, indem sie
Schrecken verbreiten. Sind solche Typen normal?“
    „Dir ist sicherlich bekannt, Karl, daß
man das Wort normal in der Psychologie anders... Aber ich weiß, was du meinst:
Nein, normal sind die beiden nicht. Ihre Verhaltensweise ist erheblich
gestört.“
    „Sind sie gefährlich?“ fragte Karl.
    „Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich
meine, eine Entführung beweist ein hohes Maß an krimineller Energie. Es sei
denn, die Täter sind in eurem Alter. Dann müßte man die Entführung — wie ich
schon sagte — als dummen Streich ansehen.“
    Worum geht es den Tätern? dachte Tim,
werden sie Gaby was antun? Himmel, ich könnte Amok laufen!
    Er bemühte sich, locker zu bleiben.
Tickel hatte nicht nach dem Opfer, dem Mädchen, gefragt. Vorläufig ging ihn das
nichts an. Man mußte abwarten, was der Kommissar unternahm.
    Aber wenn ich jetzt mit den Zähnen knirsche,
in ohnmächtiger Wut, dachte Tim, weiß Tickel gleich, daß es Gaby ist.
    Karl sank wieder in die Sesselpolster.
    Tickel nippte am Likör.
    Tim ordnete seine Gedanken.
    „Bei allem Vorbehalt, den Sie
anmelden“, sagte er, „nützen uns Ihre Ausführungen sehr. Zumindest den
Charakter der Täter sehe ich deutlich vor mir. Wenn noch die Gesichter
dazukämen,
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