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Gefangen im Palazzo der Leidenschaft

Gefangen im Palazzo der Leidenschaft

Titel: Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
Autoren: Carole Mortimer
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verheilen.“ Lily zuckte die Achseln und hielt die Hand hoch. Nur ein kleines Pflaster klebte noch auf dem Schnitt, den sie sich vor zwei Tagen zugezogen hatte, als sie das Küchenfenster zerbrach.
    „Möchtest du einen Kaffee, während wir miteinander sprechen?“
    Zurückhaltend sah sie ihn an. „Ich wüsste nicht, worüber wir sprechen sollten.“ Sie seufzte schwer. „Claudia und Felix sind beide volljährig, sie sind verheiratet, und damit ist die Sache wohl erledigt.“ Ihre eigenen Träume hatten sich damit gewiss erledigt – alberne, romantische Träume, wie ihr nun klar wurde, von einer gemeinsamen Zukunft mit Dmitri. Denn im Moment wirkte er, als würde er jeden, der auch nur im Entferntesten mit Felix verwandt war, am liebsten eigenhändig erwürgen. Und als seine Zwillingsschwester wäre sie als Erste an der Reihe.
    Ein freudloses Lächeln umspielte seine Lippen. „Claudia und Felix haben wohl eher den Eindruck, dass es der Anfang ist, nicht das Ende.“
    Lily hob das Kinn. „Und genauso ist es ja auch.“
    „Nicht wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe.“
    „Was du nicht hast“, sagte sie entschieden.
    „Unterschätz mich nicht, Lily. Ich sagte dir bereits, dass ich die Macht habe, Claudia zu enterben, bis sie fünfundzwanzig ist.“
    Lily runzelte die Stirn. „Hast du das denn vor?“
    Mitleidig sah Dmitri sie an. „Was glaubst du wohl, wie lange ihr frisch gebackener Ehemann bei ihr bleiben wird, wenn sie nicht mehr die reiche Claudia Scarletti ist?“
    „Wie du weißt, heißt sie nun Claudia Barton“, verbesserte sie ihn. „Und vielleicht solltest du Felix ebenfalls nicht unterschätzen, Dmitri. Auch wenn du das Gegenteil glauben willst, bin ich sicher, dass mein Bruder Claudia nie geheiratet hätte, würde er sie nicht von ganzem Herzen lieben.“
    Spöttisch verzog er den Mund. „Was für eine kleine Romantikerin du doch bist, Lily.“
    „Und du ein ausgemachter Zyniker!“
    „Jeder Mann in meiner Lage würde sich so verhalten …“
    „Und was genau ist das für eine Lage?“, fragte sie herausfordernd.
    „Ich bin der ältere Bruder einer leicht beeinflussbaren jungen Frau, die zu einer Ehe mit einem mittelosen Engländer verführt wurde!“, rief Dmitri zornig.
    Lily spürte, wie sie vor Wut errötete. „Dieser ‚mittelose Engländer‘ ist zufällig mein Bruder!“
    „Ich bin mir durchaus bewusst, wer er ist, Lily. Und was er ist“, fügte er kalt hinzu.
    Reglos blickte sie ihn an. „Ach ja? Und was soll er sein?“
    „Ein Mitgiftjäger, natürlich“, erwiderte er anklagend. „Nichts als ein …“
    „Ich werde sicher nicht hier bleiben und mir weiter anhören, wie du meinen Bruder beleidigst“, warf sie ein und wandte sich ab.
    „Du wirst hier bleiben, bis ich etwas anderes sage …“
    „Nein, Dmitri“, beteuerte sie und funkelte ihn empört an. „Und wenn ich ein weiteres Fenster zerschlagen muss, um hier herauszukommen, werde ich genau das tun“, warnte sie ihn grimmig.
    Dmitri atmete tief durch. Er war dabei, endgültig die Geduld zu verlieren, obwohl er sich sonst immer die größte Mühe gab, sich zu beherrschen. Doch welcher Mann würde schon tatenlos zusehen, wenn seine einzige Schwester, die für ihn eher wie sein eigenes Kind gewesen war, nicht nur ohne Familie geheiratet hatte, Tausende von Kilometern von Zuhause entfernt, sondern obendrein einen Mann, den er nur als seinen Angestellten kannte und der als ihr Ehemann völlig ungeeignet war?
    Dmitri blickte zu Lily hinüber, die so fest den Riemen ihrer Umhängetasche umklammerte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Ihre Entschlossenheit zeigte ihm, dass Lily genau das meinte, was sie sagte.
    Zu seiner Überraschung half ihre Empörung ihm, sich ein wenig zu beruhigen. Er seufzte schwer. „Ich glaube nicht, dass wir dieses Dilemma lösen, indem wir uns gegenseitig beleidigen.“
    „Nein?“, gab Lily zurück. „Das hat dich aber eben nicht davon abgehalten, genau das zu tun.“
    Sein Mund wurde schmal. „Ich entschuldige mich, sollte ich dich in irgendeiner Weise durch meine Worte beleidigt haben.“
    Sie war weit davon entfernt, beleidigt zu sein. Vielmehr war sie so tief verletzt, dass sie Angst hatte, in lautes, unkontrolliertes Schluchzen auszubrechen, wenn sie nicht bald von hier wegkam. Und damit wäre sie endgültig gedemütigt.
    War es nicht schon schlimm genug, dass sie die Nacht mit diesem Mann verbracht und sich in ihn verliebt hatte? Da musste sie sich nicht auch noch die
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