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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel
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Zwanzig.«
    Ich blinzelte. »Ich wusste gar nicht, dass sie dieses Zeug versprüht haben.«
    »Das wusste offenbar niemand. Ein triumphaler verdeckter Angriff, wurde mir gesagt.« Sie gab es auf, als ihr die Grimasse nur halbwegs gelang. Viel zu müde. »Wir haben das meiste ausgewaschen, haben die am stärksten befallenen Stellen mit Bioware nachwachsen lassen und die sekundären Infektionsherde abgetötet. Nach ein paar Monaten Ruhe werden Sie wahrscheinlich komplett wiederhergestellt sein. Aber so…« Sie hob die Schultern. »Versuchen Sie, nicht zu rauchen. Treiben Sie leichten Sport. Scheiße, was soll’s!«
    Ich probierte es mit leichtem Sport. Ich lief durch das Axialdeck des Krankenhauses. Zwang Luft in meine versengten Lungen. Spannte meine Schulter. Das ganze Deck war voller verwundeter Männer und Frauen, die ähnliche Dinge taten. Einige davon kannte ich.
    »Lieutenant!«
    Tony Loemanako, dessen Gesicht eine Maske aus zerfleddertem Fleisch war, von grünen Marken durchsetzt, wo die regenerativen Bios eingepflanzt worden waren. Er grinste immer noch, aber auf der linken Seite waren viel zu viele Zähne sichtbar.
    »Sie haben es nach draußen geschafft, Lieutenant! Gut gemacht!«
    Er drehte sich zur Menge um.
    »Eddie, Kwok! Der Lieutenant hat es geschafft.«
    Kwok Yuen Yee, beide Augenhöhlen mit hellrotem Gewebeinkubationsgel voll gestopft. Eine extern an ihren Schädel angeschweißte Mikrokamera versorgte sie behelfsmäßig mit Videoscanbildern. Ihre Hände wurden auf einem Skelett aus schwarzen Karbonfasern nachgezüchtet. Das neue Gewebe sah feucht und roh aus.
    »Lieutenant. Wir dachten…«
    »Lieutenant Kovacs!«
    Eddie Munharto, von einem Mobilitätsanzug aufrecht gehalten, während die Bios seinen rechten Arm und beide Beine nachwachsen ließen, von denen die intelligente Splittergranate nur noch blutige Fetzen übrig gelassen hatte.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Lieutenant! Wie Sie sehen, sind wir alle in Reparatur. In wenigen Monaten wird die Einheit 391 wieder auf dem Damm sein und den Kempisten in den Arsch treten. Darauf können Sie Gift nehmen!«
    Die Kampfsleeves von Carreras Wedge werden zurzeit von Khumalo Biosystems geliefert. Die hochmoderne Kampf-Biotechnik dieser Firma wartet mit netten Spezialausführungen auf; zu den besonderen Extras gehören ein Serotonin-Unterdrückungssystem, das die Fähigkeit zur Ausübung gedankenloser Gewalt erhöht, und ein paar Wolfsgene, die für höhere Geschwindigkeit und Wildheit sorgen, in Kombination mit einer verstärkten Tendenz zur Loyalität gegenüber dem Rudel, das einem die Tränen in die Augen treibt. Als ich die verkrüppelten Überlebenden der Einheit ansah, spürte ich einen drückenden Schmerz in der Kehle.
    »Mann, wir haben sie ganz schön geknackt, was?«, sagte Munharto und gestikulierte mit seiner einzig verbliebenen Gliedmaße, als wäre sie eine Flosse. »Und dann der Megablitz gestern!«
    Kwoks Mikrokamera drehte sich und gab leise hydraulische Geräusche von sich.
    »Sie übernehmen die neue 391, Sir?«
    »Ich habe nicht…«
    »Mensch, Naki! Wo lebst du? Es ist der Lieutenant!«
    Danach mied ich das Axialdeck.
     
    Schneider fand mich am folgenden Tag, als ich in der Rekonvaleszenzstation für Offiziere saß, eine Zigarette rauchte und aus dem Fenster blickte. Es war dumm, aber wie schon die Ärztin sagte: Scheiße, was soll’s! Welchen Sinn hatte es, gesund zu leben, wenn einem jederzeit durch fliegende Stahlsplitter das Fleisch von den Knochen gerissen oder man durch chemischen Fallout verätzt werden konnte.
    »Ah, Lieutenant Kovacs.«
    Ich brauchte einen Moment, um ihn einzuordnen. Gesichter sehen ganz anders aus, wenn sie dem Stress von Verletzungsfolgen ausgesetzt sind, und obendrein waren wir beide blutüberströmt gewesen. Ich betrachtete ihn über meine Zigarette hinweg und fragte mich frustriert, ob er ebenfalls jemand war, den ich am liebsten erschossen hätte, weil er mich für einen gelungenen Kampf belobigen wollte. Dann klickte etwas in meinem Kopf, und ich erinnerte mich an die Ladebucht. Mit leichter Überraschung, dass er immer noch an Bord war, und mit größerer Überraschung, dass er sich hier hatte einschleichen können, winkte ich ihm, sich zu mir zu setzen.
    »Vielen Dank. Ich bin… äh… Jan Schneider.« Er reichte mir eine Hand, die ich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm, dann schnorrte er sich unaufgefordert eine von meinen Zigaretten, die auf dem Tisch lagen. »Ich weiß es wirklich zu schätzen,
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