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Gefahr für Al Wheeler

Gefahr für Al Wheeler

Titel: Gefahr für Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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drapierten Schaufenster stand
ein einziges Gipsmodell, das ein schimmerndes, nach gesponnenem Gold
aussehendes Phantasiegewand trug. Dann fiel mir ein, was Annabelle über die
Preisschildchen gesagt hatte, und ich dachte, es handle sich vielleicht doch um
kein Phantasiegewand.
    Im Innern des Geschäftes umgab
mich der zarte Duft eines sehr weiblichen und sehr teuren Parfüms, das zu dem
ebenso teuren Dekor und dem weißen Schafwollteppich, in dem man bis zum Knöchel
versank, paßte . Auf der einen Seite befand sich ein
halbes Dutzend Ankleidekabinen, und vor mir stand ein langer silberverzierter Spiegelglastisch.
Weitere Gipsmodelle stellten weitere schimmernde Phantasiegewänder zur Schau,
und das einzige, was fehlte, waren Leute.
    Dann raschelte der schwere
Brokatvorhang hinter dem Tisch leise, und ein Mädchen erschien. Es war ein
dunkeläugiges, dunkelhaariges Mädchen von der schlanken Grazie einer Gazelle,
die mich nervös betrachtete, als ob sie nie in ihrem Leben zuvor mit einem Mann
allein gewesen wäre — vielleicht lag es auch daran, daß normalerweise in der
Boutique keine Männer aufkreuzten.
    »Bitte?« Ihre Stimme klang eine
kleine Spur verschwommen. »Kann ich etwas für Sie tun, Sir?«
    »Sind Sie Corinne Lambert?«
fragte ich.
    »O nein.« Sie lächelte
schüchtern. »Ich bin Carla, ihre Assistentin.«
    »Nun, ich hätte sie gern
gesprochen — «, begann ich.
    In diesem Augenblick teilte
sich der schwere Vorhang ein zweites Mal, und eine Silberblonde erschien und
trat neben Carla. Die beiden Mädchen bildeten einen faszinierenden Kontrast:
Carla mit ihrem kurzen dunklen, weichen Schopf und die Blonde mit hellen dichten,
schulterlangen Locken. Sie hatte ebenfalls braune Augen — was bei Blondinen
immer verblüffend ist. Aber wen kümmert schon die Augenfarbe bei einer solchen
Figur?
    Besagte Figur war in ein
Leinenkleid mit weitem Ausschnitt und einem weiten Rock gehüllt, der sich von
der wohlgerundeten Hüfte weg bauschte. Ihre Brust war voll und preßte sich
geradezu revoltierend gegen die Enge der Leinenhülle. Offen gestanden
sympathisierte ich mit dieser Revolte — oder war es, daß meine Phantasie
Fieberkapriolen schlug.
    »Ich erledige das, Carla«,
sagte sie kurz zu dem dunkelhaarigen schlanken Mädchen. Dann lächelte sie mir
mit blendendweißen Zähnen zu: »Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Ihre Stimme klang kehlig und samtig schnurrend, was die Vorstellung erweckte,
sie hätte alle möglichen aufregenden Dinge gesagt, die sie gar nicht gesagt
hatte.
    »Vielleicht ein Geschenk für
Ihre Frau?«
    »Ich habe keine Frau«, sagte
ich.
    »Nun, dann vielleicht ein
Geschenk für jemand Besonderen?«
    »Ich glaube, ich kenne niemand
Besonderen.« Ich betrachtete sie gedankenvoll. »Kennen Sie vielleicht jemand
Besonderen?«
    Vielleicht hatte sie keinen
Sinn für Humor — sie lächelte noch immer, aber ihr Lächeln hatte etwas
Gezwungenes bekommen.
    »Darum dreht es sich wohl kaum,
oder?« sagte sie. »Ich meine damit, wenn Sie mir die Dame, der Sie ein Geschenk
kaufen wollen, ein wenig beschreiben würden, dann könnte ich...«
    »Sind Sie Corinne Lambert?«
fragte ich überflüssigerweise.
    »Gewiß!« Das Lächeln gab es nun
endgültig auf. »Um was dreht es sich?«
    »Ich bin Lieutenant Wheeler vom
Büro des Countysheriffs . Ich würde gern mit Ihnen
über Ihren Vater reden.«
    »Warum haben Sie das nicht
gleich gesagt?« fragte sie kalt, als ärgerte sie sich über die verschwendete
Zeit. »Na gut, kommen Sie am besten mit in mein Büro. Carla, bleiben Sie hier
und kümmern Sie sich um die Kunden.«
    Die Dunkelhaarige nickte
anmutig. »Ja, Miss Lambert.«
    »Kommen Sie mit«, sagte die
Silberblonde kurz zu mir und verschwand durch den Brokatvorhang.
    Ich ging um den Tisch herum,
schob mich schwerfällig durch den Vorhang hindurch und betrat auf der anderen
Seite ein enttäuschend prosaisches Büro. Es war klein und unordentlich und
wurde von der Anwesenheit Corinne Lamberts beherrscht — wie ihre Umgebung wohl
zumeist, wie mir schien.
    Sie drehte sich zu mir um,
betrachtete mich scharf und nachdenklich zugleich und kreuzte die Arme unter
dem Busen, so daß seine erstaunlichen Rundungen noch deutlicher ins Auge
fielen.
    »Ich wäre froh, wenn Sie sich
kurz fassen würden, Lieutenant«, sagte sie nachdrücklich. »Ich habe nicht viel
Zeit.«
    »Es handelt sich um Ihren
Vater, Dan Lambert«, sagte ich.
    »Es wurde mir bereits
mitgeteilt, was geschehen ist«, sagte sie mit
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