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Gefahr für Al Wheeler

Gefahr für Al Wheeler

Titel: Gefahr für Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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großem
Unbehagen auf einen antiken steiflehnigen Stuhl, der
wahrscheinlich angefertigt worden war, um irgendwelche Puritaner-Vorväter dafür
zu bestrafen, daß sie sich fragten, wie sie gleichzeitig Väter und Puritaner
sein konnten. Mrs. Hamilton setzte sich mir gegenüber
und schlug die Beine übereinander. Sie waren schlank, elegant und teuer angezogen.
Ich betrachtete sie eingehend, und zwar lediglich aus Gewohnheit.
    Sie trug ein marineblaues
Leinenkostüm, das frisch und kühl wirkte. Sie war tadellos gewachsen, ohne sexy
zu wirken, und ihr Gesicht war von vollkommener Schönheit, ohne im geringsten
aufregend zu sein. Ein Triumph menschlicher Zucht über die Attribute der Natur,
dachte ich.
    »Sie wollen meinen Mann
natürlich wegen Dan Lamberts Ermordung gestern nacht sprechen«, sagte sie.
    »Stimmt, Mrs. Hamilton«, bestätigte ich.
    »Ich möchte wirklich wissen,
weshalb dieser gräßliche Mensch nach allem, was
geschehen ist, wieder hierhergekommen ist«, sagte sie. »Man sollte glauben, mit
all den Sorgen und der Schande, die er vor allem uns gemacht hat, wäre es genug
gewesen. Wissen Sie, Lieutenant, ich habe ihm nie getraut.«
    »Nein?« sagte ich.
    »Vom ersten Augenblick an
nicht, als ich ihn bei unserer Hochzeit kennenlernte. Aber Hamilton wollte
nicht auf mich hören, bis es zu spät war. In diesem Punkt ist er ein
Einfaltspinsel — viel zu vertrauensselig.«
    »Aha«, sagte ich und lächelte
unsicher.
    »Und nun«, sagte sie
verbittert, »wird der ganze gräßliche Skandal wieder
aufgewärmt werden. Es hätte zu gar keinem schlimmeren Zeitpunkt passieren
können — gerade jetzt, wo die >Töchter der Pioniere des Westens< dabei
sind, eine neue Präsidentin zu wählen.«
    »Oh?« sagte ich. »Verzeihen Sie
— «
    »Zufällig bin ich die
aussichtsreichste Kandidatin«, sagte sie mit bescheidenem Lächeln. »Zumindest
war ich das. Der Himmel weiß, wie unsere Mitglieder auf all diese vulgären
Zeitungsveröffentlichungen reagieren werden. Und diesmal auch noch ein Mord — das ist noch schlimmer als alles vorher!«
    »Für Lambert ist es auch nicht
angenehm, nehme ich an«, sagte ich. Dem Verhalten Mrs. Hamiltons nach hätte man annehmen können, er hätte sich ihr zum Trotz umbringen
lassen.
    Meine Stichelei ging meilenweit
daneben.
    »Es wird uns Prestige kosten«,
sagte sie. »Ich meine Hamilton und mich. Gleich nachdem er die Partnerschaft
mit Lambert gelöst hatte, sagte ich ihm, er wäre ein Idiot, weiterzuarbeiten,
obwohl dazu gar keine Notwendigkeit vorlag. Ich will damit sagen, daß ich
genügend Geld für uns beide habe. Aber er wollte nicht auf mich hören, und nun
wird auch noch einiges über dieses alberne Importgeschäft in den Zeitungen stehen.«
    »Und ist das so schlimm?«
fragte ich.
    »Ich schaudere, wenn ich daran
denke, Lieutenant«, sie schloß vor Entsetzen eine Sekunde die Augen, »was
einige meiner Bekannten sagen werden, wenn sie lesen, daß Hamiltons Tätigkeit
darin besteht, Scherzartikel zu importieren.«
    »Vielleicht kaufen sie dann
welche, um den Geschäftsgang zu fördern«, sagte ich, um Zuspruch bemüht.
    Ihr Gesicht erblaßte leicht bei dem Gedanken; aber bevor sie Gelegenheit fand, mir mitzuteilen, daß
ihre Bekannten ihre Zauberartikel auf der Bank aufbewahrten, wo sie
hingehörten, wurde die Tür mit Wucht aufgestoßen und ein Mann kam
hereingeschlendert.
    »Ah, endlich!« sagte Gail
Hamilton. »Hamilton, das ist Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs.
Lieutenant, das ist mein Mann.«
    Hamilton Hamilton war ein großer Mann; er war gut einen Meter neunzig groß und stramm gewachsen.
Einstmals muskulös, war er jetzt ein wenig zu fett geworden, wie ein
Fußballprofi, der seit zehn Jahren nicht mehr spielt. Mit seinem sorgfältig
gebürsteten eisengrauen Haar, seinen durchdringenden blauen Augen, seiner
tiefgebräunten Haut und den ausgezeichneten Zähnen sah er fast zu auffällig gut
aus.
    Er kam mit breitem Lächeln auf
mich zu und quetschte schmerzhaft meine Hand, während er sie wie einen
Pumpenschwengel auf und ab bewegte, als ob das Schiff entsetzlich leckte und
ich die letzte Hoffnung wäre.
    »Freut mich, Sie
kennenzulernen, Lieutenant«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Sie kommen
vermutlich wegen des armen Dan Lambert?«
    »Das vermutet jeder, und es
stimmt auch einigermaßen«, sagte ich etwas verdrießlich. »Ich hätte Ihnen gern
ein paar Fragen gestellt, Mr. Hamilton.«
    »Natürlich. Ich stehe der
Polizei immer gern zur Verfügung,
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